Profile 1-2021

D ie Kollektionen von Yohji Yamamoto, Issey Miyake und Rei Kawakubo, Grün- derin des Labels Comme des Garçons, wurden von An- fang als eine Ableitung oder Abweichung der westlichen Mode verstanden. Die Grundlage ihrer Kreationen bildete die traditionelle japanische Kunst, die die drei Designer jedoch ganz unterschied- lich verarbeiteten. Ihre Runway-Designs streben nach Theatralik, visueller Pracht und organischer Bewegung, beschrieb es die Kunsthistorikerin Elyssa da Cruz 2004 anlässlich einer Ausstellung der Großen Drei im Metropolitan Museum in New York. Vor allem Yamamoto fühlt sich den Stofftraditionen Japans verbunden. Er drapiert und wickelt nach japanischer Tradition, spielt mit der Bewegung der Kleidung und schichtet viele Lagen Stoff übereinander. In den 1990er Jahren wurden die Kimonos zu seinem Mar- kenzeichen, zugleich fühlte er sich der Kultur der Nomaden verpflichtet, die alles, was sie besitzen, am Leib tragen. Yohji Yamamoto stellte von Anfang an die modischen Ideale der europäischen Designer infrage. Statt bunter Prints und hoher Schuhen tragen seine Models die Nicht-Farben Schwarz und Weiß in ver- schiedenen Schattierungen und flache Boots. Die natürliche Asymmetrie des Körpers inspiriert ihn zu asymmetri- schen Schnitten, zu voluminösen Sil- houetten und einer Dekonstruktion der gewohnten Formen. Auch der persönli- che Stil des Designers fügt sich in dieses Bild ein. Yohji Yamamoto trägt fast aus- schließlich schwarze Kleidung, sein gro- ßer Hut in Verbindung mit den ergrau- ten, langen Haaren wurde Teil seines Images. Ein zeitloser Stil, der zu seiner Marke passt. VERUNGLIMPFT ALS HIROSHIMA-CHIC Yamamotos Stil gilt heute als ikonisch. In den 1980er Jahren erntete er dafür je- doch Kritik. Seine düstere Mode wurde als „Hiroshima-Chic“ bezeichnet. Ähnli- chen Angriffen sah sich seine Kollegin Rei Kawakubo ausgesetzt, mit der er zu dieser Zeit auch eine Liebesbeziehung hatte. Die erste Pariser Kollektion von Comme des Garçons trug den bezeich- nenden Namen „Destroy“. Für die Kriti- ker war dies eine Steilvorlage. Die Ent- würfe sähen aus wie nach einem Atombombenabwurf. Auch Rei Kawa- ス タ イ ル Stil prägend Yohji Yamamoto, Rei Kawakubo und Issey Miyake. Ihre Designs schockten und revolutionierten in den frühen 1980er Jahren die Mo- dewelt gleichermaßen. Die großen Drei, wie sie auch genannt werden, transformierten die japanische Äs- thetik in eine globale Mode, die stilprägend wurde und bis heute die japanische Avantgarde beein- flusst.Wegweisende Düfte sind Teil ihres Kosmos. PROFILE 1–2/2021 33

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