Profile 1-2021

W ie lassen sich Behältnis- se und Verpackungen möglichst ressourcen- schonend herstellen, welche Möglichkeiten gibt es beim Recycling und ist Refilling eine Option? Diese drei Fragen beschäf- tigen aktuell die Kosmetikindustrie. Viele Ideen und Lösungsansätze finden sich mittlerweile bei den Themen Her- stellung der Behältnisse und Verpackun- gen. Hier gibt es bereits eine Reihe von Materialien, die entweder aus natürli- chen Rohstoffen gewonnen wurden oder aus recycelten Materialien stammen. So verwendet das Naturkosmetikunterneh- men Börlind bei der Serie Body Care Tuben und Tiegel aus Kunststoff, die auf Basis des nachwachsenden Rohstoffs Zu- ckerrohr hergestellt werden. Auch das Material der Etiketten basiert auf Zu- ckerrohr. Bei der Verarbeitung von Zu- ckerrohr entsteht als Nebenprodukt Ethanol, das bei den Body Care-Produk- ten den Erdöl-Anteil im Kunststoff er- setzt. Bei Faltschachteln verwendet Bör- lind bei allen Produkten ausschließlich FSC-zertifiziertes Papier. Einen anderen Weg wählt Biotherm bei den Sonnenprodukten der Waterlover- Serie. Die Sprühflaschen sind aus zu 100 Prozent recyceltem Kunststoff hergestellt und können zu 100 Prozent erneut recy- celt werden. Ein in sich geschlossener Kreislauf also. Ein Material, das aufgrund seines Recyc- ling-Potenzials grundsätzlich als nach- haltig gilt, ist Glas. Noch einen Schritt weiter geht Guerlain bei der Luxuspfle- ge Abeille Royale. So stammt der kunst- voll geschliffene Tiegel aus 90 Prozent recyceltem Material. DAS PROBLEM BEIM RECYCLING Die grundsätzliche Schwierigkeit beim Recycling ist der Materialmix. Flakons und Tiegel bestehen im Schnitt aus drei verschiedenen Materialien. Soll alles kor- rekt entsorgt werden, sind die Hersteller auf die Mithilfe der Verbraucherinnen und Verbraucher angewiesen. Ein Prob- lem, das im Lebensmittelbereich schon länger bekannt ist: So lässt sich der mit Papier umwickelte Joghurtbehälter aus Kunststoff nur dann energie- und res- sourcenschonend recyceln, wenn zuvor die Pappmanschette gelöst und diese als Altpapier getrennt entsorgt wird. Bei Kosmetikverpackungen sind vor al- lem Sprühköpfe kritisch. Sie sind in den allermeisten Fällen nicht recycelbar und gehören in den Restmüll. Wer alles rich- tig machen will, muss Pumpspender da- her erst einmal auseinanderbauen. Be- hältnisse aus Kunststoff sollten in den gelben Sack, Glasfläschchen müssen in den Glascontainer. Erst wenn alle Ver- braucher dies auch praktizieren, lässt sich bei Beautyprodukten die Recyc- lingquote erhöhen. Die richtige Entsor- gung ist daher auch eine Frage der Kom- munikation. Entweder müssen die Unternehmen selbst darauf hinweisen oder sie müssen den Einzelhandel mit- einbeziehen. Um es den Kunden so einfach und at- traktiv wie möglich zu machen, experi- mentieren einige Unternehmen mit Rücknahmen. Estée Lauders Make-up- Linie MAC Cosmetics bietet Kunden mit dem Back to Mac-Programm die Option, in teilnehmenden Geschäften leere Verpackungen abzugeben. Für sechs gesammelte Kosmetikbehältnisse gibt es einen Lidschatten als Dankeschön. Die Verpackungen selbst werden an Subun- ternehmer weitergeleitet, die ihrerseits für das Recycling zuständig sind. REFILL ALS CUSTOMER EXPERIENCE? Leere Behältnisse nicht einfach wegwer- fen, sondern im Shop oder mit Nachfüll- Kits wieder befüllen. Refill ist ein nahe- liegender Gedanke, der jedoch bislang nur wenige Vorbilder hat. Die Marke Rituals bietet Nachfüllpackungen für einige ihrer Produkte an. Diese gibt es für alle Body Creams, für die Tages- und Nachtcreme der Serie The Ritual of Na- masté und in der Home-Kollektion für Handseifen, Spülmittel und Fragrance Sticks. Einer der ersten, der Refill zum Event machte, war Thierry Mugler . Seit 1992 können ausgewählte Mugler-Parfums wie „Angel“, „Alien“ oder „Womanity“ von der avantgardistisch anmutenden Parfumquelle „La Source“ in Parfümeri- en abgefüllt werden. Möglich machen es die umweltschonenden Refill-Flakons des Hauses. Selbstverständlich gelangt von „La Source“ nur das Original Mug- ler-Parfum in das Fläschlein. Mit Mugler Fountain griff Mugler die Idee der Parfumquelle auf. Entstanden war diese Tradition im 18. Jahrhundert, um die oft von berühmten Glaskünst- lern geschaffenen Flakons großer Par- fumhäuser unendlich oft nachzufüllen. Die Abfüllstationen sind ein Blickfang und versprechen ein ganz besonders Ein- kaufserlebnis. Und dazu gehört auch, dass das Abfüllen zelebriert wird. Trop- fen für Tropfen wird der Flakon wieder aufgefüllt oder, um es mit Mugler zu sa- gen, „erwacht er zu neuem Leben und erstrahlt wie am ersten Tag“. Susanne Mittenhuber PROFILE 1–2/2021 47

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