Profile 1-2022

leben TRENDS 36 PROFILE 1/2022 Egal ob Small Talk oder tiefsinniger Gedankenaustausch – Hauptsache persönlich. Es sind die echten Gespräche von Angesicht zu Angesicht, die glücklich machen. Die kleine Plauderei im Büro, beim Einkaufen, im Treppenhaus, bei einer Party – so allmählich gewöhnen wir uns wieder daran. Und das ist auch dringend nötig, denn nichts tut uns so gut wie ein persönliches Gespräch. Wird dann aus dem unverbindlichen und vielleicht oberflächlichen Small Talk ein gutes Gespräch, sind wir regelrecht euphorisiert. Denn Small Talk ist zwar der perfekte Gesprächsöffner, doch es ist der „Deep Talk“, der Beziehungen stärkt und nach dem sich Menschen eigentlich sehnen. Zu diesem Ergebnis kommen Experimente mit mehr als 1.800 Teilnehmenden, die im „Journal of Personality and Social Psychology“ veröffentlicht wurden. Bei den Experimenten mussten sich jeweils zwei Menschen, die sich nicht kannten, entweder über oberflächliche oder über tiefgründige Themen unterhalten. Zu den eher leichten Themen gehörten typische Fragen wie die nach dem Wetter oder einer empfehlenswerten Fernsehsendung. Ganz anders die Themen, mit denen sich die andere Gruppe beschäftigte. Sie mussten über Fragen wie „Wofür sind Sie in Ihrem Leben am dankbarsten?“, „Wenn eine Kristallkugel Ihnen die Wahrheit über sich selbst, Ihr Leben, Ihre Zukunft oder irgendetwas anderes sagen könnte, was würden Sie wissen wollen?“ oder „Können Sie beschreiben, wann Sie einmal vor einer anderen Person geweint haben?“ sprechen. Diejenigen, die sich mit den anspruchsvollen Fragen beschäftigen mussten, fürchteten zunächst, sich bei dem Gespräch unwohl zu fühlen oder ihr Gegenüber in eine unangenehme Situation zu bringen. Doch das Gegenteil trat ein. Es entwickelten sich gute Gespräche und die Teilnehmer waren darüber ebenso überrascht wie begeistert. „Menschen, die sich mit anderen auf sinnvolle Weise austauschen, sind in der Regel glücklicher“, sagt der Mitautor der Studie, Nicholas Epley, Professor für Verhaltenswissenschaften an der University of Chicago, Booth School of Business, und fragt zugleich: „Wenn eine tiefe und sinnvolle Verbindung mit anderen das Wohlbefinden steigert, warum tun die Menschen dies dann nicht häufiger im Alltag?“ Lass uns sprechen!

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