Profile 2-2023

PROFILE 2/2023 47 sich olfaktorisch befindet. Dass wir uns bei „37°56’N 30°57’E“ am Rande, oder besser gesagt, inmitten, eines Rosenfeldes stehen, haben wir schnell ausgemacht. Schon beim Öffnen des Flakons schwelgen wir sofort in Rosenduft, Blumen und Früchten – freilich nicht süßlich, sondern frisch, nicht schwer, sondern beschwingt. Vetiver, Amber und Moschus machen den Duft wunderbar unisex. Die Koordinationen stehen, wie wir erfahren, für die türkische Rosenstadt Isparta, die Geburtsstätte der Damaszener-Rose. Bei „19°4’N 72°52’E“ haben wir den Spieß umgedreht und uns zunächst die Destination angeschaut: Bei Mumbai, der größten Stadt Indiens, haben wir tatsächlich sofort viele Bilder im Kopf, tatsächlich aber auch viele Widersprüche. Bei der Frage, ob man Mumbai mag, gibt es nur schwarz oder weiß, ja oder nein. Nicht so beimDuft: Bergamotte, Matcha und Reis ziehen uns zwar nicht sofort in den Bann, aber vor allem Rose, Alpenveilchen und Tonkabohne sorgen für eine angenehme Weichheit. Der Duft bleibt spannend, wie die Metropole. Weiter geht es auf zwei Inseln: Madagaskar, „18°55’S 46°26’E“, und La Réunion, „21°7’S 55°32’E“, beide im Indischen Ozean gelegen, die eine groß, die andere klein, nur rund 900 Kilometer trennen sie, aber touristisch und olfaktorisch ist jede anders, jede speziell, die eine Heimat des Vetiver, die andere der Bourbonvanille, denen die Düfte auch in der Basis huldigen. Julien Plos, Parfumeur von Les Destinations Madagaskar, hat sich von den „trockenen Landschaften aus rotem, von der brennenden Sonne aufgeheiztem Sand“ und der „pflanzlichen Frische des üppigen Regenwaldes“ inspirieren lassen. Tatsächlich ist der Duft holzig-würzig und geht für uns eher in die Richtung eines Männerduftes. Ganz anders La Réunion: Die Vanille ist sofort ganz da, Zedernholz und Sandelholz sind für unsere Nasen präsenter als Ylang Ylang und Rose. Bei den letzten Destinationen lassen wir uns zunächst wieder ganz auf den Duft ein: Bei den Koordinationen „26°33’N 37°57’E“ finden wir uns im Orient wieder, da sind wir uns sofort sehr sicher. Dabei entspricht der Duft keineswegs einem Klischee: Zwar setzt er das arabische, stark holzige Oud in Szene, doch für uns überwiegt das Ledrige, und das in einer Art und Weise, die den UnisexCharakter von Nischendüften einmal mehr unterstreicht. Wir sind in Al-’Ula, lesen wir, einer Oase in Saudi-Arabien, gelegen an der antiken Weihrauchstraße, und erinnern uns, gehört zu haben, dass dieser Duft im Haus Mäurer & Wirtz durchaus kontrovers besprochen wurde. Wie schön, dass die Parfümeurin Gabriela Chelariu sich dennoch mit ihren persönlichen olfaktorischen Bildern durchsetzen konnte – wir lieben sie. Bleibt noch die Koordinate „3°36’N 98°38’E“: Zitrone und Lavendel vermitteln die Frische des Morgens, mit würzig-erdigen Akkorden klingt der Tag aus und legt sich mit holzigen Aromen zur Nacht. Hier war die Meinung der Redaktion tatsächlich geteilt: Sumatra, so die hinter dem Duft stehende Destination, hat uns nicht alle gleichermaßen abgeholt. Doch genau das macht den Reiz dieser neuen Kollektion aus, denn für die Destinationen wie für die Düfte gilt: Sie dürfen auf keinen Fall unentdeckt bleiben! Silke Bruns

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