Profile 3-2021

W ie beschreibt man einen Duft, für den es keine Worte gibt? Die Rosen- sammlerin Alma de l’Aigle, die in ihrem 1957 veröffentlichten Werk „Begegnun- gen mit Rosen“ nicht nur Aussehen und Besonderheiten von 700 Rosensorten, sondern auch deren Duft beschrieb, stand bei der Damaszener Rose genau vor diesem Problem. Sie entschied sich stattdessen für einen eher nüchternen Superlativ: „Es ist der schönste, zuverläs- sigste und reinste Rosenduft, den ich kenne.“ Die Damaszener Rose ist eine Kreuzung aus zwei Wildrosen und war vermutlich schon in der Antike bekannt. So hatte die griechische Dichterin Sappho, die um 600 v.Chr. die Rose als Königin der Blumen hymnisch besang, wahrschein- lich eine frühe Form der Damaszener Rose vor Augen. Zwar feierte sie in ih- rem Rosengedicht die Schönheit der Blume, doch ihr Duft dürfte wie bei al- len Wildrosen intensiv gewesen sein. In Persien, dem heutigen Iran, wurde die Damaszener Rose als erstes kultiviert und kam im 13. Jahrhundert mit den Kreuzrittern nach Europa. Der Iran ist neben Bulgarien, der Tür- kei und Chile das bekannteste Anbauge- biet für Damaszener Rosen. Auf einer Höhe von 2.000 Metern wächst einer der berühmtesten Rohstoffe für die Kos- metikindustrie. Als das beste Anbauge- biet gilt jedoch mittlerweile das Tal der Rosen in Bulgarien, weshalb die dort angebaute Damaszener Rose auch als bulgarische Rose bezeichnet wird. In ei- nem windgeschützten Tal zwischen Balkangebirge und Mittelmeer wachsen die kostbaren Sträucher. Von hier soll auch die Grundsubstanz eines der ältes- ten Rosen-Parfums stammen. „Fleurs de Bulgarie“ nannte 1848 der britische Hoflieferant Creed sein für Königin Vic- toria kreiertes Rosen-Parfum. Bulgarien ist weltweit der wichtigste und größte Lieferant für Rosenöl. DIE MEISTEN DUFTMOLEKÜLE, DIE MEISTEN SUBSTANZEN Die Rosa Damascena ist keine langstieli- ge Edelschnittblume, wie sie gerne zum Valentinstag verschenkt wird, sondern Keine Blume hat eine größere Symbolkraft, ist mehr von Mythen und Sagen umrankt als die Rose. Mehr als 200 Arten und über 30.000 Sorten soll es mittler- weile von der Königin der Blumen geben. Doch wenn Parfümeure und Heilkundler von der Rose schwärmen, meinen sie nur eine bestimmte Rose: die Damaszener Rose. Ihr Duft ist einzigartig und die Wirksamkeit ihres Öls legendär. K öni in Die PROFILE 3/2021 11

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