Profile 3-2022

PROFILE 3/2022 11 Produkte so zu konzipieren, dass sie dem Recyclingstrom wieder zugeführt werden können. Dies wird erreicht, wenn beispielsweise die Kunststoffverpackung aus einem Mono-Kunstostoff besteht und nicht aus einem Materialmix. Dies ermöglicht, dass die Wertstoffe im Recyclingkreislauf gehalten werden können. Sprich, aus einer Tube kann wieder eine Tube entstehen. Was ist grundsätzlich das Problem bei Verpackungen? Unsere größte Herausforderung sind aktuell unsere High-End-Produkte. Da gibt es glamouröse Faltschachteln, ein eigenes Booklet, einen eigenen Spatel, aufwändige Tiegel. Die Produkte kommen super am Markt an, die Absatzzahlen sind fantastisch. Die Endverbraucher*innen erwarten natürlich auch etwas für ihr Geld. Hier müssen wir einen goldenen Mittelweg finden. Bei allen anderen Produkten haben wir gute Lösungen gefunden. Das gilt vor allem für Tuben, aber auch für Verschlüsse. Hier konnten wir schon viel Rezyklat einsetzen, Material einsparen und entwickeln uns stetig weiter. Aber findet nicht auch im LuxusSegment ein Umdenken statt? Das Problem sind Einstellung und Verhalten, wie so oft. Zehn von zehn Endverbraucher*innen würden wahrscheinlich sagen, ich will eine nachhaltige Verpackung. Aber das Verhalten ist dann doch anders. Man greift zu dem, was am schönsten ist. Die Herausforderung ist also, eine nachhaltige Verpackung auf den Markt zu bringen, die auch den Endverbraucher*innen und der Marke gerecht wird. Bei unseren neuen Produkten funktioniert das sehr gut. Sie bestehen bereits aus nachhaltigen Materialien, weisen eine sehr hohe Recyclingfähigkeit auf und spiegeln trotzdem die hohe Wertigkeit der Marke wider. Ein Börlind-Produkt, das sehr gut am Markt ankommt, sind einzeln verpackte Augenpads ... Ja, im Moment ist das die beste und einzig mögliche Verpackung für die Augenpads. Das Gute ist, es tut sich gerade sehr viel auf Seiten der Industrie, und wenn sich hier viel tut, dann auch auf Seiten der Lieferanten. Aktuell sind die Sachets in einer Verbundfolie verpackt, welche nicht recyclingfähig ist. Dies hat den Hintergrund, dass gewisse Barriere-Eigenschaften für unsere empfindlichen Wirkstoffe und die Formulierung notwendig sind. Jedoch laufen momentan Tests mit einer Monomateriallösung, um die Kreislauffähigkeit der Verpackung zukünftig nachhaltig zu verbessern. Damit hätten wir sichergestellt, dass die Verpackung ein neues Leben erhalten kann. Wo stehen Sie aktuell bei der Mission 2025? Wir haben uns vier große Ziele gesetzt: Reduce Carbon, Reduce Waste, Protect People und Protect Nature. Wenn ich diese einzelnen Ziele durchgehe, dann sind wir bei der CO2-Reduktion schon sehr zufrieden. Im Vergleich zu 2019 haben wir bereits ein Viertel CO2 eingespart. Daran hat natürlich auch Corona einen Anteil, denn mehr Mitarbeiter*innen waren im Homeoffice. Das wird ja auch mitberechnet. Aber auch die ganzen anderen Maßnahmen fangen an zu greifen: die Umstellung der Rohstoffe aus Europa, nachhaltige Materialien. Was Restmüll angeht, sind wir auch sehr gut unterwegs. Da waren wir 2019 noch bei 175 Tonnen, 2020 schon bei nur noch 137 Tonnen und haben 2021 sogar auf 129 Tonnen reduzieren können. Das ist schon eine signifikante Verbesserung. Die Verpackungen bei ANNEMARIE BÖRLIND sind bereits zu 35 Prozent nachhaltig, bei DADO SENS zu 20 Prozent. Da sind wir auch auf einem guten Weg. Alle neuen Produkte sind im Rahmen der technischen Möglichkeiten nachhaltig konzipiert. Außerdem enthalten sie alle mindestens einen Inhaltsstoff aus einem unserer sozialen Projekte, wodurch wir die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen vor Ort nachhaltig und langfristig verbessern Wie sieht es beim Palmöl aus? Das ist immer ein kritisches Thema. 2016 haben wir zu 76 Prozent nachhaltiges Palmöl eingesetzt, 2021 lagen wir bei 86 Prozent. Wenn es nach uns ginge, würden wir schon heute ausschließlich nachhaltiges Palmöl verwenden, aber da sind wir von unseren Lieferanten abhängig. Wir sind darauf angewiesen, dass sie uns nachhaltiges Palmöl bzw. Palmölabkömmlinge zu Verfügung stellen. Und auf Palmöl verzichten? Es gibt keine gute Alternative. Unsere Strategie heißt, Palmöl ist völlig okay, wenn es nachhaltig gewonnen wurde. Wir gehen aber davon aus, dass wir bis 2025 auch hier die 100 Prozent erreicht haben. Interview: Susanne Mittenhuber

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