Profile 3-2022

PROFILE 3/2022 szene TRENDS 30 Äußerungen führten zu einem Skandal und dem Rauswurf des Designers. RAF SIMONS – DER MINIMALIST Mit Raf Simons (* 1968) übernahm 2012 ein Chefdesigner, der bis dahin keine Haute Couture Mode entworfen hatte und mit seinen minimalistischen Entwürfen für Jil Sander bekannt wurde. Seine Kollektionen orientierten sich stark an den typischen Dior-Codes wie die Bar-Jacke oder die MaiglöckchenLinie. Doch mit jeder Show wurde Simons experimentellere Handschrift deutlicher. Er integrierte SportswearElemente, maskuline Anzüge und wagte sich an ungewöhnliche Teile wie eine Shorts mit angenähtem Plissé-Rock. MARIA GRAZIA CHIURI – DIE FEMINISTIN Seit 2016 ist mit Maria Grazia Chiuri (* 1964) erstmals eine Frau Chefdesignerin bei Dior. In ihren Entwürfen setzt sie sich verstärkt mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinander. Ihr T-Shirt „We should all be Feminists“ startete den Großtrend der Sloganwear. Chiuri entwarf es für ihre erste Dior-Kollektion, die sie im September 2016 zeigte. Vorher hatte sie bei Fendi und mit Pierpaolo Piccioli bei Valentino gearbeitet. Für erstere entwickelte sie die Baguette Bag, zweitere Marke erweckte sie aus dem Dornröschenschlaf. Für ihre Dior-Kollektionen lässt sie sich von unterschiedlichsten Kulturen und Künstlern inspirieren. ten Kollektion, die „Ligne Trapèze“ (Frühjahr/Sommer 1958), und der Negierung der Taille mit kniekurzer Rocklänge sprach er ein jüngeres Publikum an. Seine Entwürfe waren vom Stil der Straße inspiriert – ein radikaler und kontrovers beurteilter Schritt in der Haute Couture. MARC BOHAN – DER NEUE „SLIM LOOK“ Bevor Marc Bohan (* 1926) die Aufgaben als Kreativchef übernahm, verantwortete er die Dior „London Line“, eine speziell auf eine britische Klientel zugeschnittene Kollektion. Im Gegensatz zu Yves Saint Laurent lehnte er die Extreme der zeitgenössischen Mode ab. Nach seinem Couture-Debüt 1961 prägte er das Haus für knapp 30 Jahre mit skulpturalen, fließenden Silhouetten und einer modernen, eleganten Formensprache, die einen „Slim Look“ propagierte – unaufgeregt und doch stilbildend für die 1960er- und 1970er-Jahre. GIANFRANCO FERRÉ – DER „ARCHITEKT DER MODE“ Als der Italiener Gianfranco Ferré (1944 – 2007) 1989 die kreative Leitung des Hauses Dior übernahm, hatte der diplomierte Architekt bereits ein erfolgreiches eigenes Label. Das in die Jahre gekommene Unternehmen Christian Dior entwickelte mit ihm einen opulenten, weiblichen und sehr zeitgemäßen Stil. Ferré folgte in seinen Entwürfen einer klaren Linie unter Verwendung von prunkvollen und kostbaren Materialien und dekorativen Ornamenten in leuchtenden Farben. Mit dem Ausbau der Prêt-à-porterLinie „Dior Boutique“ rückte ein neuer, starker Frauentypus und damit eine neue Käuferschicht in den Fokus. JOHN GALLIANO – DER EXZENTRIKER Bis der Brite John Galliano (* 1960) 1997 zum Kreativchef des Hauses Dior berufen wurde, hatte er bereits eine bewegte Zeit mit seinem eigenen Label „John Galliano“ hinter sich. Zwischen 1987 und 1997 wurde er regelmäßig zum „Britischen Designer des Jahres“ gewählt. Mit ihm wurden die Entwürfe des Labels exzentrischer. Als „Enfant terrible“ der Modeszene zeigte er bei Dior seine extravaganten Entwürfe in bombastischen Haute-Couture-Schauen und entwarf exzentrische Prêt-à-porter-Modelle in außergewöhnlichen Stoffen, wie etwa Jeans – ein Material, das ursprünglich mit der Arbeiterklasse in Verbindung stand. Massenkompatibel und kommerziell äußerst erfolgreich wurde die Marke Dior in dieser Zeit vor allem durch den Verkauf von Taschen. Gallianos Erfolgsstory endete abrupt 2011. Seine antisemitischen Christian Dior demonstriert die Linie Vivante, Herbst/Winter 1953/54, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek John Galliano für Christian Dior, Hosenanzug aus Jeans, Paris, vor 2003, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Stephan Klonk

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