Profile 3-2022

PROFILE: 2019 hat sich Börlind mit der Mission 2025 neue ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele gesetzt. Was bedeutet das Thema Nachhaltigkeit für Sie persönlich? Für mich besitzt Nachhaltigkeit auch im Privaten einen sehr hohen Stellenwert, aber ich bin kein Dogmatiker. Ich versuche das, was ich tue, bewusst zu machen und dafür Verantwortung zu übernehmen. Ich bemühe mich, meinen ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Aber ich reise auch viel und fliege oft. Es muss für mich im richtigen Verhältnis stehen. Für die Firma berechnen wir bereits seit 2015 den ökologischen CO2-Fußabdruck und kompensieren. Das gleiche mache ich auch für mich privat. Nachhaltigkeit bedeutet für mich aber nicht nur Umwelt- und Tierschutz. Dazu gehört auch die wertschätzende Zusammenarbeit mit unseren Mitarbeiter*innen und Geschäftspartner*innen. Was für mich ebenfalls sehr wichtig ist, soziales Engagement. Haben Sie ein konkretes Beispiel? Ende März bin ich zusammen mit meiner Schwester und Co-Geschäftsführerin, Alicia Lindner, meiner Freundin und einer Börlind-Mitarbeiterin an die slowakisch-ukrainische Grenze gefahren. Wir hatten zwei Vans voll mit Spenden in Form von Shampoos, Duschgel, Desinfektionsmitteln und Masken sowie Care Paketen von BörlindMitarbeitenden dabei. Die Solidarität bei uns ist sehr groß. Zwei Familien, die wir in einem Flüchtlingslager trafen, konnten wir nach Deutschland bringen. Eine Familie kam in Stuttgart bei Verwandten unter, die andere ist jetzt in Calw in der Nähe unseres Standortes. Wir kümmern uns um sie, haben eine Wohnung organisiert, helfen bei Behördengängen. Und natürlich haben wir sie bei uns im Unternehmen integrieren können. Der Krieg in der Ukraine ist das Stichwort. Das Thema Energie hat dadurch eine neue Dimension bekommen ... Mit unser Mission 2025 haben wir uns vorgenommen, bis zu diesem Termin unsere eigene erneuerbare Energie herzustellen. Das war 2019 und ist aus dem Nachhaltigkeitsgedanken heraus entstanden. Zu diesem Zeitpunkt war nicht absehbar, dass das auch aus wirtschaftlicher Sicht Sinn machen könnte. Das kommt uns jetzt zugute, denn wir arbeiten ja bereits konkret an der Umsetzung. Die Unabhängigkeit bekommen Sie bis 2025 hin? Ja. Zudem soll unser ältestes Gebäude am Standort abgerissen werden. Wir planen einen dreistöckigen Neubau, der komplett aus Holz in der Tradition des Schwarzwaldhauses gebaut werden soll - nur mit Steckverbindungen und ohne Metall. Dazu kommen Solarpanels auf allen Dächern und gegebenenfalls Windenergie. Aktuell machen wir jetzt Probebohrungen für Geothermie. Man sagt immer, Nachhaltigkeit ist teuer. Das stimmt in vielen Bereichen auch, aber ganz viele Themen, die wir durch unsere Nachhaltigkeitsstrategie angestoßen haben, helfen uns jetzt weiter. Transportwege und Lieferketten sind aktuell ebenfalls ein großes Thema. Früher hatten wir sehr viele Lieferanten in Asien. Im Zuge unser Mission 2025 haben wir auf viele europäische Lieferanten umgestellt. Neben einer deutlich besseren Überprüfbarkeit der Einhaltung unseres Verhaltenskodexes, war einer der Hauptgründe, dass eine Verkürzung der Transportwege sich positiv auf die CO2-Bilanz unserer Produkte auswirkt. In der aktuellen Krise profitieren wir zusätzlich davon, dass wir unser Netzwerk so nah beisammenhaben und dadurch eine nahezu 100-prozentige Lieferverfügbarkeit garantieren können. Aber natürlich verursachen die Transporte unserer Lieferanten und die Sendungen zu unseren Kunden Emissionen, die wir jedoch voll kompensieren. Hier hoffen wir auf schnelle Entwicklungsfortschritte im Bereich „grüner Wasserstoff“, damit die Transporte via LKW zukünftig möglichst ressourcenschonend erfolgen können. Eine verantwortungsvolle Unternehmensführung und der Schutz natürlicher Ressourcen sind dem Naturkosmetikhersteller Börlind mit seinen Marken ANNEMARIE BÖRLIND und DADO SENS per Definition in die Wiege gelegt. Im PROFILE-Interview spricht Nicolas Lindner, Geschäftsführer des Familienunternehmens, über herausfordernde Produkte und wie die aktuelle Corona- und Ukraine-Krise die Nachhaltigkeitsstrategie bestätigt. PROFILE 3/2022 9

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