Profile 3-2023

PROFILE 3/2023 17 PROFILE: Wenn wir uns fragen, wo die Parfümerie heute steht, ist die Coronapandemie noch immer ein wichtiges Thema – eines, das Sie auch auf der Parfümerietagung, der ersten in Präsenz seit drei Jahren – aufgearbeitet haben. Wie ist die Stimmung? Elmar Keldenich: Die Parfümerie hat sich gut geschlagen. Natürlich ist die Corona-Pandemie nicht spurlos an der Parfümerie vorbeigegangen. Der eine oder die andere hat das Handtuch geworfen, manchmal aus wirtschaftlichen, oft aber auch aus Altersgründen. Da fehlten die Ressourcen oder die Reserven, noch einmal quasi von vorne anzufangen. Aber das Signal lautete: Wir sind da, mit uns ist zu rechnen! Die Verbraucher*innen sind inzwischen ja einem Multikrisenszenario ausgesetzt: erst Corona, dann Krieg, dann Inflation. Die Verunsicherung ist immens. Wie zeigt sich das im Einkaufsverhalten in der Parfümerie? Tatsächlich anders als erwartet, denke ich: Denn die Kund*innen haben heute ein starkes Bedürfnis nach Lokalität und Kommunikation. Das spielt dem stationären Handel in die Karten. Tatsächlich haben die Parfümerien in der Coronazeit ja auch punkten können. In den Lockdowns ging der Online-Handel zwar durch die Decke. Es gab ja auch vielfach keine Alternative. Doch die Parfümerien vor Ort haben sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen: Sie waren da, als sie gebraucht wurden, viele haben Lieferservices auf die Beine gestellt. Damals ging es der Parfümerie natürlich vor allem darum, den Verkauf aufrechtzuerhalten und Umsatz zu machen – und den Kund*innen ging es um das Produkt. Der erstaunliche „Nachbrenneffekt“ dieses Lieferservices ist aber die starke Bindung zwischen Parfümerie und Kund*in, von der die Parfümerien, die das angeboten haben, bis heute zehren. Wie meinen Sie das? Mit solchen Lieferservices haben die Parfümerien Kompetenz und Nähe demonstriert. Die Kund*innen haben das als Wertschätzung wahrgenommen. Der Lieferservice war damit kein reiner Produktverkauf, er steht auch für das vielbeschworene Erlebnis, dass wir in der Parfümerie den Kund*innen heute bieten müssen – ein Erlebnis, das uns unverwechselbar macht. Von dem Lieferservice – und dem Gedanken, der dahintersteckt – zehrt die Parfümerie bis heute. Das macht doch Mut! „Erlebnis“ ist das Stichwort für die Parfümerie der Zukunft: Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht das „Einkaufserlebnis“ oder „Experience-Shopping“ beschworen wird. Wie kann das denn konkret aussehen? Wenn mich die Mitarbeiterin einer Parfümerie heute anruft und mir erklärt, an Impressionen von der 66. Parfümerietagung mit der 3. Deutschen Nischenmesse in Oberhausen. Das Thema „Strukturwandel“ traf den Nerv der Branche.

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