Profile 3-2024

DAS TRENDMAGAZIN FÜR DIE PARFÜMERIE JUNI/JULI 2024

Sind Sie auch schon in Feier- und Ferienstimmung? Anlässe gibt es ja derzeit einige. Da wäre zum Beispiel die Fußball-Europameisterschaft, die zum gemeinsamen Feiern oder Mitfiebern einlädt (je nachdem, wie sich die deutsche Mannschaft schlägt...) – und nicht zuletzt auch Kunden in die Parfümerie bringt. Und natürlich ist es die Aussicht auf den Sommer und den Urlaub, die bei den meisten Menschen für gute Laune sorgt. Auch wenn UV-Schutz längst ein ganzjähriges Anti-Aging-Thema ist, so bleibt es doch ein wichtiger Ansatzpunkt für die Parfümerie im Sommer. Mit neuen (Hybrid)-Produkten und ganzheitlichen Konzepten in der Sonnenpflege bieten die Kosmetikhersteller für diese Saison innovative Lösungen. Die neuesten Trends dazu stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe vor. Aber auch die Stimmung in der Beautybranche selbst ist gut – das war auf der Parfümerietagung in Oberhausen deutlich zu spüren. Die Parfümerien haben allen Grund zum Optimismus. Das liegt zum einen an der Faszination Nischendüfte, aber auch an einem neuen Einkaufsverhalten. Davon profitieren die Parfümerien vor Ort, die sich allen Untergangsszenarien zum Trotz über eine neue Zielgruppe freuen können. Die GenZ hat die Parfümerie entdeckt und alles deutet darauf hin, dass die ihr nachfolgende Generation Alpha es ihr mindestens gleichtut. Die wichtigsten Themen der diesjährigen Parfümerietagung finden Sie in unserem großen Special, darunter auch die Podiumsdiskussion mit Maike Kiessling, General Manager DACH von Estée Lauder, Frank Haensel, Geschäftsführer der Parfümerie-Kooperation beauty alliance, Mattias Mußler, Geschäftsführer der neuen Nobilis-Tochtergesellschaft rocket.beauty, und Bastian Siebers, CEO des Online-Parfümeriehändlers Flaconi. Die Parfümerie erfindet sich immer wieder neu. Dies ist eine Erkenntnis der Parfümerietagung und zugleich ein positives Signal an die ganze Branche. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Freude mit der neuen PROFILE und viel Spaß in den nächsten Wochen. AUF DIE NÄCHSTEN WOCHEN editorial

20 Pride Month 10 Parfümerietagung – Parfümerietrends 18 Snap: Die Zukunft des Shopping 03 2024 Foto: iStockphoto Foto: iStockphoto DAS TRENDMAGAZIN FÜR DIE PARFÜMERIE 3/2024 E-PAPER www.markenverlag.de/profile Herausgeber und Verlag Marken Verlag GmbH Vogelsanger Str. 187 50825 Köln Telefon (02 21) 95 74 27-0 E-Mail: marken-info@markenverlag.de Chefredaktion Silke Bruns (verantwortlich für Szene und Marken) und Susanne Mittenhuber (verantwortlich für Leben und Menschen) Kleiststr. 25 46047 Oberhausen Telefon (0208) 75 78 204 E-Mail: profile@markenverlag.de Abonnement PressUp GmbH Wandsbeker Allee 1 22041 Hamburg Telefon (040) 38 66 66 321 E-Mail: markenverlag@pressup.de Anzeigenpreisliste Nr. 16 vom 1.1.2024 Anzeigenmarketing Verlagsvertretung Volker Geuer Volker Geuer Telefon (04122) 999 79-0 E-Mail: office@geuermedien.de Anzeigenverwaltung Marken Verlag GmbH Sabine Sakalidis Telefon (0221) 95 74 27-24 E-Mail: anzeigen@markenverlag.de Layout Fronz Daten Service GmbH & Co. KG Marktweg 42, 47608 Geldern Druck Himmer GmbH Steinerne Furt 95 86167 Augsburg ISSN 1869-375X Der Umwelt zuliebe gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Nachdruck nur mit Genehmigung Erscheinungsweise: 6-mal jährlich Bezugspreise: Einzelheft E 6,00. Sammelbezug einzelner Ausgaben auf Anfrage, Jahresabonnement E 32,- einschl. Porto für Inland. E 32,- zuzüglich Porto für Ausland, für Auszubildende E 21,- einschließlich Porto. Foto: Gil Ribeiro/Unsplash

INHALT 42 Special Sonne SZENE TRENDS 8 Marken-Identität 10 Parfümerietagung – Parfümerietrends. Mit Interview „Handeln unter neuen Vorzeichen” – beauty alliance, Estée Lauder, Flaconi, und rocket.beauty 18 Snap: Die Zukunft des Shopping 20 Pride-Month: Die Beautybranche feiert Vielfalt 30 Ausstellung „NAOMI: In Fashion“ SCHÖNHEIT MARKEN+MENSCHEN 28 Boss Bottled: Die Essenz des Triumphs 33 Blick auf das Elementare: Acqua Colonia Yuzu & Cedarwood 40 Rabanne: Die Farben der Nacht 50 Von intensiv bis seidig: dekorative Kosmetik 52 Anti-Aging mit Antioxidantien 56 Puig auf Rekordkurs 57 Refill im Trend 58 Neue Düfte LEBEN TRENDS 34 Der Sommer wird sportlich 38 Green Dating SPECIAL SONNE 42 Lust auf Sonne. Innovative Technologien, Anti-Aging-Wirkstoffe, perfekter Teint und Self Tan Foto: iStockphoto 34 Der Sommer wird sportlich 52 Anti-Aging mit Antioxidantien Foto: Anthony Tran/Unsplash Foto: iStockphoto

8 PROFILE 3/2024 Grundsätzlich sind Handelsmarken inzwischen gesellschaftlicher Standard. Fast die Hälfte (43 Prozent) aller Deutschen greift im Supermarkt überwiegend zu No-Name-Produkten. Trotzdem sinkt die Nachfrage: Nur noch 12 Prozent gegenüber 19 Prozent im Vorjahr erwerben ausschließlich Eigenmarken. Sogar Geringverdiener kaufen mehr Marken: Nur noch 48 Prozent statt wie zuletzt 66 Prozent setzen größtenteils auf No-Name. Allerdings gibt es zwei Bevölkerungsgruppen, bei denen ausschließlich NoName-Produkte im Einkaufswagen laden: die Geringverdiener und die Ü65-Jährigen. So kauft ein Viertel der Geringverdiener ausschließlich Supermarkt-Eigenmarken. Bei den Ü65-Jährigen setzen mit 22 Prozent zwar weniger Konsument:innen auf einen Einkaufskorb komplett ohne Markenprodukte, doch es sind doppelt so viele wie im Vorjahr. „Im Vorjahr kamen einige wenige der über 65-Jährigen noch ohne NoName-Produkte aus“, erklärt Alexander Bilsing, Partner im Consumer-Sektor von Simon-Kucher. „Jetzt sind Rentner:innen auf Eigenmarken angewiesen. Die Zahl der Konsument:innen, die kaum oder nie No-Name-Produkte kaufen, liegt hier bei Null. Das ist in keiner anderen Altersgruppe der Fall. Ein deutliches Alarmsignal!“ Der Bedarf an Eigenmarken ist also da, der Markt riesig. Hersteller müssen jetzt reagieren und das günstige Eigenmarken-Sortiment erweitern. Denn: Zukünftig könnte der Eigenmarken-Konsum weiter zunehmen. So will laut der SimonKucher Shopper-Studie zum Kaufverhalten jeder dritte Konsument mehr No-Name-Produkte kaufen. „2024 könnten wir einen neuen EigenmarkenBoom erleben“, erkärt Lohmann. „Die Supermarketification, also die Tatsache, dass Eigenmarken-Hersteller längst versuchen, nicht mehr nur das Segment der Preiseinstiegs-Produkte zu besetzen, verstärkt diese Entwicklung zusätzlich.“ Das Ergebnis? „No-Name-Produkte werden den Marken auf allen Ebenen den Kampf ansagen und die Regale zunehmend erobern.“ Die Zahl der Menschen, die ausschließlich No-Name-Produkte kaufen, ist zuletzt gesunken. Doch das könnte sich schnell wieder ändern, zeigt die Simon-Kucher Shopper-Studie. MARKE oder EIGENMARKE? STARKE Identität Je stärker sich Kund:innen mit einer Marke identifizieren, desto mehr kaufen sie und desto treuer sind sie. Die Unternehmensberatung FehrAdvice hat jetzt die stärksten Marken in Deutschland gemessen: An der Spitze liegt dm mit 71,6 Punkten, dicht gefolgt von Nivea (70,1) und Amazon (70,0). Mit etwas Abstand folgen Bosch (66,0) und Rossmann (64,8). Die deutschen Identitätssieger festigen durch eine starke Markenidentität die Kundenbindung, was die Preisempfindlichkeit senkt und die Wahrnehmung der Produktqualität erhöht. Das seien wichtige Aspekte, die für die Stabilität und den Erfolg eines Unternehmens gerade in Zeiten des Wandels entscheidend sind. szene TRENDS

9 PROFILE 3/2024 Mit welcher Unternehmerin oder welchem Unternehmer würden deutsche Klein- und Kleinstunternehmer gerne mal einen Tag zusammenarbeiten? Microsoft-Gründer Bill Gates macht in der Umfrage von Finanzchef24 mit 22 Prozent bereits zum dritten Mal in Folge das Rennen. Der Gründer des Onlineversandhändlers Amazon und drittreichste Mann der Welt, Jeff Bezos, rangiert mit 19 Prozent der abgegebenen Stimmen auf Platz zwei. Der renommierte deutsch-vietnamesische Küchenchef The Duc Ngo hat es mit 13 Prozent auf den dritten Platz geschafft. Die Frontfrau des Sexspielzeug-Versands Amorelie Lea-Sophie Cramer liegt mit 9,8 Prozent auf Platz vier. ChatGPT-Miterfinder und Tech-Genie Sam Altman erreicht mit 8,5 Prozent Platz fünf. Auf Platz sechs der Wunschliste mit knapp 8 Prozent folgt eine der erfolgreichsten und vor allem einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft: Tijen Onaran. Auf den Plätzen sieben bis zehn liegen VirginGründer Richard Bransons, Meta-CEO Mark Zuckerberg, der französische LuxusMogul Bernard Arnauld sowie Hanno Renner, der Softwareentwickler des Münchner Start-Ups Personio. PROFILE ALS E-PAPER Die komplette Ausgabe PROFILE – Das Trendmagazin für die Parfümerie steht immer auch als E-Paper für Tablet, Smartphone oder PC zur Verfügung unter: Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit der digitalen PROFILE! www.markenverlag.de/profile Einmal mit arbeiten ... Bill Gates Corporate Citizenship wirkt Die DAX-40-Konzerne geben pro Jahr insgesamt eine Milliarde Euro für ihr gesellschaftliches Engagement aus. Vor allem wenn Unternehmen ihre eigene Expertise einbringen, entsteht dabei ein großer Mehrwert für die Gesellschaft und Umwelt, heißt es in der neuen Studie zum Corporate Citizenship der DAX-40 des Berliner Beratungsinstituts Wider Sense. Die erfolgreichen Praxisbeispiele der Studie sprechen für sich selbst: So stellt die Deutsche Post DHL ein weltweites, geschultes Team von Disaster Response-Mitgliedern bereit, die bei Katastrophenfällen den UN-Organisationen zur Verfügung stehen. SAP unterstützt Sozialunternehmer:innen bei der Entwicklung ihrer Geschäftsmodelle und die Deutsche Telekom startet eine vielfach beachtete Kampagne, bei der sie sich mit Partnerorganisationen „Gegen Hass im Netz“ einsetzt. Fotos: iStockphoto (4)

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Die Parfümerietagung des Bundesverbands Parfümerien in Oberhausen stand im Zeichen des Wandels und des Aufbruchs. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigten sich damit, wie es Marken und Handel gelingen kann, für die nächste Generation attraktiv zu bleiben, als Einkaufsadresse und als Arbeitgeber. NEXT GENERATION PARFÜMERIE Foto: Gil Ribeiro/Unsplash 11 PROFILE 3/2024

Die Zukunft der Parfümerie hat begonnen. Der Handel muss bereits sein für die Herausforderungen von morgen, neue Chancen entdecken, neue Lösungen und Ideen entwickeln. Die Beschäftigung mit den relevanten Zielgruppen gehört dabei zum Einmaleins des Marketings. Im Rahmen der Parfümerietagung verdeutlichten Thorsten Garsten und Dr. Klaus Holthausen von der Garsten Kreativagentur wie wichtig es für Marken und den Handel heute ist, die jungen Zielgruppen – die Generation Z und die Generation Alpha – zu beobachten. Die Vertreter:innen dieser Generationen legen Wert auf Entschleunigung, Gleichheit, Sicherheit und Selbstfürsorge. Dabei stellen sie Gemeinsinn und Bescheidenheit über Selbstentfaltung und Karrieredenken. Sie wollen weg von „immer mehr“, hin zu „achtsamer und verantwortungsbewusster“. Was in der GenZ heute vielleicht noch Trend ist, wird in der Gen Alpha zum Mainstream, da waren sich die ZielgruppenExperten sicher. Für die Haltung zum Konsum präsentierten sie einen einprägsamen Begriff: den CoolKonsum – bewusste Konsumentscheidungen auf der Basis von Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit. „Denn was beschäftigt junge Menschen heute, wenn sie durch die Medien scrollen? Sie sehen Wälder, die durch den Klimawandel bedroht sind, und sie sehen Menschen, die auf der Flucht sind. Das sind Bilder, die immer mitschwingen – auch beim Konsum“, erklärte Thorsten Garsten und warb vor diesem Hintergrund für ein empathisches Marketing – ein Marketing, das Verantwortung übernimmt. „Unternehmen brauchen eine zum einen werteorientierte Vermarktung, die durch Ehrlichkeit, Transparenz und das Einhalten von Versprechen gekennzeichnet ist, und zum anderen eine verantwortungsbewusste Kommunikation.“ COOLKONSUM – FÜR MENSCH UND UMWELT Die GenZ ist allerdings keine homogene Zielgruppe: Es gibt vielmehr drei Altersklassen und unterschiedliche Merkmale. Die 13- bis 15-Jährigen befinden sich noch in der Phase der Selbstfindung. Die 16- bis 19-Jährigen werden langsam selbstständig und treffen erste Entscheidungen. Und die 20- bis 28-Jährigen, die eine eigene Persönlichkeit darstellen, lassen sich mit dem ersten Gehalt und der ersten Wohnung ein Stück weit nieder. „Jeder junge Mensch stellt dabei sein eigenes Universum: Wie können wir da noch durchdringen?“, fragte Dr. Klaus Holthausen, „gelernter“ Physiker in die Runde – und lieferte gleich die Antwort: „Daten aus den Social-Media-Aktivitäten der jungen Menschen helfen uns, ihre Lebenswelten besser zu verstehen.“ Aus immerhin 20 Millionen Daten bildete der Technologie-Experte mithilfe Künstlicher Intelligenz – in diesem Fall assoziativer neuronaler Netzwerke – Cluster, die zu vier Konsumtypen führten, denen neben verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen jeweils ein CoolKonsum-Score zugeordnet wurde: • Typ „Hedo-Eco-Boho“: Das Lebensmotto der jungen Menschen dieser Gruppe lautet „Das Leben ist ein Abenteuer“. Sie shoppen eher im Discounter, sind aber offen für nachhaltigere Produkte und Empfehlungen von Freund:innen. Ihr Score: 2 (von 5) • Typ „Tech-Eco-Nerd“: Die jungen Menschen leben nach dem Motto mit „Erst informieren, dann handeln”. Sie shoppen bevorzugt online. Ihr Score: 4. • Typ „Human-Eco-Animalista“: Die jungen Menschen halten es mit dem Motto: „Füreinander und miteinander“. Sie kaufen in der Stadt und lokal ein, schätzen persönliche Beratung und individuelle Produkte. Ihr Score: 4. • Typ „Vegan-eco-Pro“: „Carpe diem mit Verantwortung“ heißt ihr Lebensmotto. Sie sind luxusorientiert, setzen dabei aber auf Fairness und Nachhaltigkeit. Ihr Score: 5. Foto: iStockphoto 12 PROFILE 3/2024 szene TRENDS

Der Blick auf die Typologie zeigt: Handel und Parfümerie sind gut beraten, Angebote für jeden Typ zu machen – die Produkte am Markt sind vorhanden. Zwar gibt es für jeden Typen laut Garstner spezielle „Marketing-Hacks“, doch alle eint, dass sie ernst genommen werden wollen. Kommunikation auf Augenhöhe ist wichtig: online wie offline. „Die jungen Menschen sind sehr offen, man kann mit ihnen reden. Wenn sie merken, dass Unternehmen es ernst meinen mit der Verantwortung, dann muss auch nicht alles gleich perfekt sein. Hauptsache, die Unternehmen bieten einen relevanten Purpose“, so Thorsten Garstner. Sein Appell: „Die Generation ist klüger und weiter, als wir denken. Sie hat Werte, kann sie in unserer Gesellschaft aber oft nicht leben. Doch der Paradigmenwechsel ist im Gang und wir müssen uns zur jungen Zielgruppe strecken. Wir müssen sie dabei nicht nur verstehen, sondern auch fühlen.“ MARKENTREUE STEIGT BEI JUNGEN WIEDER AN Auch im Vortrag von Agnes Bührmann und Dr. Andreas Tretner von Publicis Sapient, Beratungsunternehmen für Digitale Business Transformation, standen die Kunden im Fokus – allerdings mit dem Fokus „Kundenbindung und Markentreue“. „Is loyalty dead?“, fragten die beiden Experten. Tatsächlich geben 52 Prozent der Verbraucher:innen weltweit an, keine oder nur eine geringe Markentreue zu besitzen. Nur 14 Prozent geben an, extrem oder sehr markentreu zu sein. Die Vortragenden zeigten aber auch auf, wie sich die Customer Loyalty nach Generationen unterscheidet – und lieferten überraschende Ergebnisse: Denn die Baby Boomer (geboren 1956-1965) sind mit 58 Prozent die am wenigsten loyale ShoppingGeneration. In der Generation X (1966-1980) und Generation Y, die Millenials (1981-1995), sind nur 52 Prozent bzw. 48 Prozent nicht loyal – und in der Generation Z (1996-2009) sind es nur 45 Prozent. Entsprechend gehören die GenZ und die GenY mit jeweils 18 Prozent auch zu den sehr oder extrem loyalen Käufer:innen. Weitere Zahlen zeigen, dass es für die Markentreue in den jüngeren Generationen einen wichtigen Hebel gibt: die Weiterempfehlung. Agnes Bührmann: „Weiterempfehlung ist für junge Leute wichtig – ob im persönlichen oder pseudopersönlichen Umfeld, also von Influencer:innen. Dabei gilt: Wenn man die GenZ überzeugt hat, dann bleibt sie. Das lässt sich zum Beispiel auch an der höheren Bereitschaft jüngerer Menschen ablesen, Produkte im Abomodell zu nutzen.“ Die Markentreue leidet allerdings angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: 53 Prozent der Konsument:innen würden nur aufgrund der Inflation zu einem billigen Produkt wechseln, 25 Prozent sagen, dass ihre Markentreue durch die Inflation gelitten hat. Agnes Bührmann appellierte an den Handel, diese Entwicklung nicht als Bedrohung zu sehen: „Natürlich besteht jetzt die Notwendigkeit zu handeln, aber die Chance, jetzt neue Kund:innen zu gewinnen, ist groß: 86 Prozent der Verbraucher:innen sind offen für neue Marken und neue Erlebnisse. Das ist eine wirklich gute Nachricht.“ Die Bestandskunden dürfe man dabei natürlich nicht vorlassen. Tatsächlich sind Bestandskunden eine sensible Zielgruppe. Auch nach zehn positiven Touch points kann ein schlechtes Ergebnis die Menschen anfällig machen, die Markentreue leidet. Deshalb gelte es, die Kund:innen zu beteiligen: „Die Beziehung zwischen Unternehmen und Kund:innen wächst mit jeder Interaktion. Der Aufbau echter Verbindungen stärkt die Kundenloyalität: Es geht nicht um den schnellen Verkauf, sondern eine langfristige Beziehung kontinuierlich!“ ONLINE UND OFFLINE: IMPULSE FÜR DEN HANDEL In zwei weiteren Vorträgen zeigten Referent:innen erfolgreiche Beispiele aus der virtuellen und der analogen Welt auf, die auf Markentreue und Kundenbindung einzahlen. Hennig Westerwelle von der Hamburger Curios Company stellte ein aufwändiges „Virtual RealityAbenteuer“ vor, mit dem Marke Globetrotter den Point of Sale aus Anlass ihres 40-jährigen Jubiläums in einen Point of Immersion verwandelt hatte, und die Stadt Andernach sowie die Aktionsgemeinschaft Andernach Attraktiv e.V. präsentierte ihr erfolgreiches Konzept „First Friday“, ein besonderes Late Night Shopping-Konzept mit wechselnden Motti, das den Umsatz des Einzelhandels in dem 30.000-Einwohner-Städtchen am Rhein nachhaltig gestärkt hat. Silke Bruns Im Rahmen der Parfümerietagung fand auch die 4. Deutsche Nischenausstellung statt. Zahlreiche Beautyunternehmen präsentierten sich und ihre Marken den Teilnehmenden. 13 PROFILE 3/2024

Die gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland ist schlecht, die Bedingungen für die Hersteller und Handel in der Beautybranche sind allerdings vergleichsweise gut. Das gilt auch für die Stimmung und die Prognose. Können wir uns auf dem Status quo jetzt ausruhen? Maike Kiessling: Jeder Mensch, der ein Unternehmen führt, muss sich immer wieder, ja vielleicht sogar täglich fragen, ob er auf dem richtigen Weg ist, muss seine Strategie und sein Handeln hinterfragen. Bei Estée Lauder geht es viel um Menschen und um Partnerschaft, und das weltweit. Wir haben unter unserem Dach mehr als 20 Marken, sehr unterschiedliche Marken. Ob ich unsere extrem coole Hautpflegemarke The Ordinary nehme, die alles andere als gewöhnlich ist, oder Clinique, die seit mehr als 50 Jahren auf dem Markt ist und mit der wir gerade sehr viel auf TikTok auf TikTok kommunizieren: Es geht immer um die Kund:innen! Jede unserer Marken hat eine spannende Geschichte und aufregende Produkte und wir müssen wir uns jeden Tag aufs Neue überlegen, wie wir unsere Kund:innen erreichen, wo wir sie treffen, wie wir sie begeistern. Erfreulicherweise trifft man in den letzten ein, zwei Jahren immer mehr junge Menschen in der Parfümerie. Woher kommt der Zulauf? Mattias Mußler: Das Phänomen heißt Nische. Die Nische ist gerade heiß und interessant. Vor zwanzig Jahren haben wir damit begonnen, Nischendüfte zu erschließen und neue Käufergruppen anzubieten. Heute ist es die GenZ, bei der wir einen Run auf die Nischendüfte beobachten – eher unerwartet, um ehrlich zu sein .... Maike Kiessling: ... tatsächlich haben die Musikszene, zum Beispiel Rapper, und die Fashionwelt viel Anteil daran, dass Kosmetikprodukte, gerade auch Düfte, heute so angesagt und cool sind ... Mattias Mußler: Vor allem junge Männer, Teens und Twens, bevölkern die Parunter neuen „Handeln Vorzeichen“ ... lautete das Thema der Podiumsdiskussion der Parfümerietagung des Bundesverbands Parfümerien in Oberhausen mit vier prominenten Teilnehmer:innen: Maike Kiessling von Estée Lauder, Frank Haensel von der beauty alliance, Mattias Mußler von Nobilis und Bastian Siebers von Flaconi. Durch die Diskussion führte Elmar Keldenich, Geschäftsführer des Bundesverbands Parfümerien. Barbara Summerer, Präsidentin des Bundesverbands Parfümerien (3. v.l), mit dem Panel und Moderator Elmar Keldenich. 14 PROFILE 3/2024 szene TRENDS

fümerien. Manch ein Händler postiert inzwischen gar Security vor dem Geschäft, um dem Ansturm Herr zu werden. Wir sehen hier tatsächlich Massen an neuen Konsument:innen. Maike Kiessling: Junge Menschen lieben unsere Produkte. Es erstaunt mich immer wieder, wie sie mit unseren Produkten umgehen. Bei einer Marke wie Tom Ford probieren sie beispielsweise einfach mal ein eigenes, indivduelles Duft-Layering aus ... Das alles ist sehr inspirierend, auch für uns als Creator. Frank Haensel: Die große Herausforderung für die Parfümerie ist aus meiner Sicht aktuell, die Kund:innen, die bereits da sind, zu halten und gleichzeitig neue Kund:innen zu gewinnen, die man noch nicht hat. Wer Kund:innen halten und will, muss die Marke zum Erlebnis machen. Wie gelingt das heute, welche Rezepte gibt es? Bastian Siebers: Kund:innen sind nicht nur Käufer:innen – oder besser gesagt: Sie sind mehr als das. Wir wollen unsere Kund:innen begleiten und langfristige Beziehungen aufbauen. Deshalb bezeichne ich unseren Ansatz des Internethandels auch nicht als e-Commerce, sondern als we-commerce. Dabei stellen wir fest, dass die Menschen auf unseren Shoppingplattformen heute informiert und unterhalten werden wollen: Education und Entertainment werden immer wichtiger. Ein weiterer Hebel ist die Convenience, der Komfort. Ich muss es den Kund:innen einfach machen, etwas bei uns zu kaufen. Unser Motto heißt deshalb: „Beauty in your pocket“. 90 Prozent unserer fast vier Millionen Kund:innen kaufen über das Smartphone bzw. in unserer App. Ich denke, das sind Faktoren, die alle auch für den stationären Handel relevant sind. Wie stark ist denn bei Ihnen der Wettbewerb zum stationären Handel ausgeprägt? Bastian Siebers: Jeder Kunde entscheidet individuell, wo er einkauft. Kund:innen, die einen Duft anfassen, also ihn riechen wollen, die bekomme ich im Internet nicht. Die gehen in die Parfümerie. Im Wettbewerb stehen wir also nicht dem stationären Handel, sondern mit anderen Internethändlern. Von denen müssen wir uns absetzen. Ich denke, dass die Parfümerie und das Internet sogar eher voneinander profitieren. Wie sieht das bei den Parfümerien aus? Frank Haensel: Die DNA unserer beauty alliance ist ganz klar stationär. Wir versuchen unsere Gesellschafter, die Parfümerien, natürlich auch für neue Kanäle zu begeistern. Von unseren 165 Gesellschaftern betreiben allerdings derzeit nur 44 einen eigenen Shop im Internet und verkaufen auch online. Die anderen kommen auch ohne den Online-Vertriebskanal zurecht. Gleichwohl ist es unser Anspruch, an einem Strang zu ziehen, auch was die Vertriebswege angeht. Wir wollen unseren Gesellschaftern hier, wie bei allen anderen Belangen, unter die Arme zu greifen, damit sie sich auf auf ihre Kernkompetenz konzentrieren können: die Beratung ihrer Kund:innen. Ist die Industrie ein guter Händler? Maike Kiessling: Estée Lauder Companies ist ein Kosmetikunternehmen. Man muss sich fokussieren. Eigene Retailgeschäfte sind nur ein kleiner Teil unseres Business. Natürlich sind wir mit unseren Brands offline und online unterwegs. Die Herausforderung ist: Mit welcher Marke gehen wir wohin? Die Geschäftsmodelle sind da schon sehr unterschiedlich – je nachdem, wie wir glauben, die Kunden am besten erreichen zu können. Der Kosmetikmarkt wird immer schnelllebiger. Das fordert die Parfümerie ... Mattias Mussler: In der Tat werden die Produktzyklen immer kürzer: Zuletzt lagen sie bei sechs Monaten, was schon wenig war. Aber aktuell sind es zwei Monate. Da kann ich schon verstehen, wenn sich die Parfümerie fragt: „Wie viel Zeit bleibt mir heute noch eine Marke aufzubauen?“ Mit rocket.beauty geben Sie aber für die Nobilis Group derzeit Vollgas, was die Akquisition neuer Produkte im Luxury-Niche-Bereich angeht ... Mattias Mussler: ... Vollgas ja, aber nicht in dem Sinn, dass wir jeden Tag eine neue Marke lancieren werden. Wir wollen mit neuen Partnern langfristig Maike Kiessling, General Manager DACH, Estée Lauder Frank Haensel, Geschäftsführer beauty alliance 15 PROFILE 3/2024

zusammenarbeiten und da bedarf es eines sauberen, konsequenten und ruhigen Markenaufbaus – ja tatsächlich darum, den ganzen Prozess vielleicht auch etwas zu entschleunigen und nachhaltiger zu machen. Ich hoffe, dass der Handel uns die Chance dafür gibt. Wie viel Zeit braucht denn Markenaufbau? Maike Kiessling: Der Aufbau einer echten Marke, die auch überlebt, dauert lange, die Zeit muss man sich nehmen. Wir haben schon 2006 mit Tom Ford eine Duft- und Beauty-Linie entwickelt, die bei Luxuskunden extreme Popularität gewonnen hat. Aber die Wachstumsraten, die wir jetzt sehen, sind wirklich eine neue Dimension. Wie wichtig ist qualifiziertes Personal für die Parfümerie? Mattias Mußler: Die Qualifikation des Personals ist für die Stärkung der stationären Parfümerie gar nicht zu überschätzen. Das gilt gerade auch bei den Luxury-Niche-Düften. Solche Düfte müssen erlebt werden. Der Erstkontakt findet am Point of Sale statt, in der Parfümerie. Aber: Wer Nischendüfte dort erfolgreich verkaufen will, muss auch das Storytelling beherrschen. Das Personal muss den Kund:innen Geschichten erzählen können, ihnen die Inspiration für den Duft, die Idee des Duftes nahebringen. Das gilt umso mehr angesichts der steigenden Anzahl von Nischendüften. Als wir im März die Esxence in Mailand, die internationale Messe für Nischendüfte, besucht haben, habe ich mich schon gefragt, wo denn die mehr als 360 Nischendüfte, die dort vorgestellt wurden, verkauft werden sollen? Deshalb ist es wichtig, dass die Menschen in der Parfümerie den Kund:innen Orientierung geben können. Dafür müssen wir neue Persönlichkeiten gewinnen. Dann kommen wir jetzt mal vom Handel ins Handeln. Wie schaffen wir es, die aktuell gute Stimmung für die Zukunft der Parfümerie zu nutzen? Frank Haensel: Die Parfümerie ist verlässlich und innovativ zugleich: Wir haben ein sehr gutes Niveau. Denn in der Stadt kommt es nicht allein auf uns an: Die Parfümeriebesitzer:innen sind abhängig davon, was in ihrem Umfeld passiert, wie sich Mode- und Schuhgeschäfte entwickeln, wie sich die Gastronomie um sie herum behaupten. Aber wenn ich sehe, dass sich die Menschen auch heute, in wirtschaftlich schlechteren Zeiten etwas Gutes tun wollen und in die Parfümerie kommen, dann wüsste ich nicht, was sie in Zukunft davon abhalten sollte. Bastian Siebers: Tatsächlich geht es jetzt nicht um das Wollen, sondern um das Tun. Und da kann man durchaus Fehler machen. Auch Hinfallen ist in gewisser Weise eine Vorwärtsbewegung: Man ist einen Schritt weiter, wenn man aufsteht. Und natürlich bestätigt sich immer wieder die alte Weisheit: „Handel ist Wandel“. Wir leben in einer Zeit, in der vieles in Bewegung ist, und wir kommen nur gemeinsam voran. Maike Kiessling: Das Gute in der heutigen Zeit, im Social Media Zeitalter, ist doch, dass wir Ideen viel leichter spielen können als früher: Kreativität und konzeptionelles Marketing sind gefragt. Bei Estée Lauder Companies ist es nicht wichtig, woher die coole Idee kommt. Und in diesem Sinne appelliere ich an alle unsere Handelspartner: Lassen Sie uns einfach mal gemeinsam etwas ausprobieren und Kunden begeistern! Aufgezeichnet von Silke Bruns Bastian Siebers,CEO Flaconi Mattias Mußler Geschäftsführer rocket.beauty Fotos: Bundesverband Parfümerien (7) 16 PROFILE 3/2024 szene TRENDS

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18 PROFILE 3/2024 Augmented Reality (AR) ist derzeit im Handel (wieder mal) in aller Munde. Immer mehr Unternehmen, auch aus der Kosmetik- und Fashionindustrie, und gerade im Prestige- und Luxusbereich, nutzen die – gar nicht mehr so – neue Technologie, um das Kundenerlebnis zu verbessern. Für das Internetshopping ist Augmented Reality geradezu prädestiniert: Wer im Netz einkauft, kann die Kleidung nicht – wie im Laden – nun einmal anprobieren. Augmented Reality-Anwendungen machen es nun möglich, dass Brillen auf die Köpfe und Sneaker auf die Füße, Lidschatten auf die Augen und Rouge auf die Wangen projiziert werden. Zu den Vorreitern von AR im Internet gehört Snapchat. Der Instant-MessengerDienst steht in Deutschland nicht so im Fokus wie TikTok oder Instagram, hat jedoch mehr als 15 Millionen monatlich aktive User:innen. Bei Snapchat steht die direkte Kommunikation mit Freund:innen im Vordergrund, nicht die Selbstinszenierung für die Massen. Der Dienst war lange vor allem bei den ganz Jungen, bei der Generation Z, beliebt. Inzwischen sind allerdings 40 Prozent der User:innen 25 Jahre oder älter. In Deutschland öffnen Snapchatter:innen die App durchschnittlich 30 Mal pro Tag, um mit Freund:innen und Familie zu chatten, Highlights ihrer Lieblingssendungen zu sehen oder Momente aus ihrem Leben zu teilen. Immerhin 75 Prozent der deutschen Snapchatter:innen nutzen täglich auch die Augmented Reality Lenses des Dienstes, unter anderem um Kleidung oder Make-up anzuprobieren. Wie wirkt das Bett aus dem Möbelhaus in den eigenen vier Wänden, welches Bild macht sich besonders gut über dem Sofa, welche Brille steht mir am besten? Ein Blick in die Zukunft des Shoppings mit Augmented Reality – und wie auch der stationäre Handel von der Technologie profitieren kann. szene TRENDS des SHOPPINGS Die ZUKUNFT

19 PROFILE 3/2024 SNAPCHAT ALS VORREITER UND TECHNOLOGIEFÜHRER Lenses ist der moderne Begriff für Filter, mit denen der Dienst groß geworden ist: Die User können ihren Schnappschüssen, Snaps genannt, 2D- oder 3-Elemente zufügen, aber beispielsweise auch ihr Gesicht komplett verfremden, sich als Cartoon-Figur oder mit Falten präsentieren. Anders als bei Virtual Reality legt sich sozusagen eine zusätzliche virtuelle Schicht über die reale Welt, wobei Nutzer:innen die reale Welt noch sehen. Eine unterhaltsame Spielerei, die Snapchat derzeit für seine Werbekunden perfektioniert. AR-Shopping auf Snapchat bietet Kund:innen die Möglichkeit, Produkte ganz einfach über die App anzuprobieren, bevor sie sich für oder gegen den Kauf eines Produktes entscheiden. Gerade auch Unternehmen aus der Beautybranche nutzen Augmented Reality (AR) gerne, denn so können die Marken eine interaktive Verbindung mit ihren Kund:innen herstellen. Von virtuellen Makeovers bis hin zu spielerischen Produkttests bietet die Technologie Kund:innen ein personalisiertes Markenerlebnis – und das noch bevor der erste Pinselstrich tatsächlich gesetzt wird oder die Haare in der realen Welt gefärbt sind. So haben Nutzer:innen nicht nur Spaß, sondern können auch eine überlegte Kaufentscheidung treffen. Mit AR-Werbekampagnen bei Snapchat schlagen Werbekunden zwei Fliegen mit einer Klappe: Die AR-Anwendungen sind auf dem neusten Stand der Technologie, denn Snap gilt als Experte von Augmented Reality für den Handel und setzt alles daran, AR in den Massenmarkt zu bringen. Und bei Snapchat ist die Zielgruppe gewissermaßen eingepreist. Zu den besonders erfolgreichen Kampagnen von Snapchat zählt die Zusammenarbeit mit dem Kosmetikhersteller Estée Lauder: Mit einer Shoppable AR-Lens konnten Nutzer:innen direkt im Dienst drei verschiedene Produkte – Primer, Foundation und Lippenstift – virtuell anprobieren und wurden direkt von der Lens zum Kauf auf der Estée Lauder-Website weitergeleitet. Die Kampagne umfasste auch Snap Ads, Collections Ads und Werbespots, um die Verbraucher in jeder Phase der Customer Journey zu erreichen. So wurden mehr drei Millionen Menschen erreicht. Eine skalierbare Augmented-Reality-Lens, mit der die Zielgruppe verschiedene Lippenstiftfarben ausprobieren konnte, hat Snap für M∙A∙C Cosmetics entwickelt. Mit den im Lens Web Builder verfügbaren Make-up-Vorlagen war es besonders einfach, eine kaufbare Augmented-Reality-Testversion der Produkte zu erstellen. Da die Lens direkt im Produktkatalog des Unternehmens integriert war, konnte die Nutzer:innen auf Snapchat durch die verschiedenen Farben wischen, die Preise prüfen und jeden Farbton direkt über die App kaufen. Viele Kosmetikunternehmen bieten inzwischen auch direkt auf ihren eigenen Seiten, Virtual-Try-ons an: So können Kund:innen beispielsweise bei Shiseido sowohl die verschiedenen Farbnunancen des Modern Matte Powder Lipstick als auch der Synchro Skin Radiant Lifting Foundation SPF 30 ausprobieren, indem sie einfach ein Foto von sich hochladen. Auch bei Sensai lassen sich dank eines virtuellen Make-ups Farben und Texturen der Produkte so originalgetreu wie möglich testen – damit Kund:innen so den Farbton finden, der am besten zu ihnen passt. AR ALS SHOPPINGBERATER IM STATIONÄREN HANDEL Augmented-Reality Features wie diese machen aber nicht nur im Internet Sinn. Im Gegenteil. Im stationären Handel kann Augmented Reality dazu dienen, das Einkaufserlebnis zu personalisieren. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten: Händler:innen stellen Datenbrillen, Apps oder auch entsprechend ausgerüstete Spiegel bereit, mit denen ihre Kund:innen Kleidung und Make-up so testen können wie auch im Internet. Das heißt: Bevor die Kund:innen etwas anprobieren oder testen, können sie digital checken, ob sich der zeitliche Aufwand lohnt. Gleichzeitig können Händler:innen so aber auch auf Produkte ans Herz legen, denen die Kund:innen sonst nie Aufmerksamkeit geschenkt haben. Großflächig ist das noch Zukunftsmusik, aber schon mittelfristig könnte AR zu einem wichtigen Verbündeten im Beratungsprozess vor Ort werden. Fotos: iStockphoto (3)

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V Der Pride Month bietet einmal mehr eine Gelegenheit, über die Bedeutung von Vielfalt, Inklusion und Authentizität nachzudenken – als Haltung, die unsere Gesellschaft bereichert und uns alle dazu ermutigt, stolz auf das zu sein, was uns einzigartig macht. Die Beautybranche geht mit vielen guten Beispielen und namhaften Persönlichkeiten voran. Vielfalt feiern EINE HALTUNG FÜRS LEBEN 21 PROFILE 3/2024

Der Juni steht weltweit im Zeichen des Pride Month, einer Zeit, in der die Geschichte, die Kämpfe und die Erfolge lesbischer, schwuler, bisexueller und Transgender-Menschen gefeiert werden. Doch woher stammt diese Tradition und welche Bedeutung hat sie für unsere Gesellschaft? Der Pride Month hat seinen Ursprung in den Ereignissen rund um den Stonewall-Aufstand im Juni 1969 in New York City. Damals wehrten sich die Mitglieder der Community gegen willkürliche Razzien der Polizei im Stonewall Inn und setzten einen Meilenstein für die moderne Bewegung, der sich auch Menschen mit weiteren Geschlechtsidentitäten angeschlossen haben. Seitdem hat der Juni eine tiefe Symbolik als Monat der Sichtbarkeit, des Stolzes und der Solidarität für die heutige LQBTQIA+-Community und ihre Verbündeten. RESPEKT UND OFFENHEIT ALS LEBENSEINSTELLUNG Für Aktivist:innen und Unterstützer:innen weltweit ist der Pride Month weit mehr als nur eine Zeit der Paraden und Festivals. Es ist eine Zeit der Reflexion über die vergangenen Errungenschaften und eine Zeit der Erneuerung des Engagements für die Gleichberechtigung und Akzeptanz aller Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität. Pride steht dabei dafür, mit Stolz auf seine Sexualität zu blicken und nicht etwa beschämt zu sein. Der Pride Month erinnert aber auch daran, dass die Rechte und die Würde aller Menschen unantastbar sind und dass die Community nicht nur für ihre eigenen Rechte kämpft, sondern auch für die Anerkennung und Gleichstellung aller Menschen. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Debatten oft von Spaltung und Vorurteilen geprägt sind, können die Werte des Pride Month auch für jeden Einzelnen Inspiration bieten. Die Ideale der Selbstakzeptanz und der Authentizität erinnern daran, dass es wichtig ist, sich selbst treu zu bleiben und anderen mit Respekt und Offenheit zu begegnen. Pride ist mehr als nur ein Wort oder eine Veranstaltung: Es ist eine Lebenseinstellung, die dazu ermutigt, für Überzeugungen einzustehen und für die Rechte aller Menschen einzutreten. IMMER MEHR UNTERNEHMEN ZEIGEN FLAGGE FÜR VIELFALT Insbesondere die Fashion- und Beautyindustrie hat in den vergangenen Jahren die zunehmende Bedeutung von Vielfalt und Inklusion erkannt und nutzt speziell den Pride Month, um ihre Unterstützung für die Community zu zeigen. So werden beispielsweise limitierte PrideEditionen bestimmter Produkte herausgebracht, die einen Teil der Erlöse für LQBTQIA+-Organisationen spenden. Auch Werbekampagnen, die die Vielfalt der Community feiern und Geschichten von Akzeptanz und Selbstliebe erzählen, sind in diesem Zeitraum verstärkt zu sehen. Laut der Vogue Frankreich zeigten zahlreiche Luxus-Modehäuser im Pride Month Flagge für eine tolerante Gesellschaft: 2021 beispielsweise brachte Balenciaga eine neue Kollektion mit TShirts, Baseballmützen, Unterwäsche, Foto: iStockphoto 22 PROFILE 3/2024 szene TRENDS

Socken und Armbändern heraus, die der Community gewidmet war. 15 Prozent des Umsatzes aus der Balenciaga Pride 2021-Kollektion wurden an The Trevor Project gespendet, eine Organisation, die sich für die Verhinderung von Selbstmorden bei jungen Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Transgender und Queers in der Welt einsetzt. Versace brachte ein spezielles Unisex-T-Shirt mit Baskenmütze heraus, auf die das Logo der Marke in Regenbogenfarben geprägt war. Ein Teil des Erlöses wurde an die Stiftung der Künstlerin, Born This Way, gespendet, die sich für Gleichberechtigung, Inklusion und Vielfalt einsetzt. Für seine Pride 2021-Kampagne entwarf Michael Kors in Zusammenarbeit mit Paper eine Unisex-Kollektion mit T-Shirts, Sweatshirts und Shorts, die mit Aufnähern verziert waren und eine bunte Version des Markenlogos zeigten. Der gesamte Verkaufserlös wurde der Organisation OutRight Action International gespendet, die sich für die Rechte von LQBTQIA+-Menschen in der Welt einsetzt. Coach brauchte für den Pride Month eine exklusive Kollektion mit inspirierenden Persönlichkeiten aus der Community wie Bob the Drag Queen, Stasha Sanchez oder Rina Sawayama heraus. Die Kollektion bestand aus TShirts, Taschen, Schuhen und Accessoires, die das Logo der Marke in Regenbogenfarben zeigen. Die Coach Foundation spendete zudem Geld an Organisationen wie das Hetrick-Martin Institute, den Albert Kennedy Trust, die Point Foundation und die CenterLink Community of LGBTQ Centers. Calvin Klein stellte in Fortsetzung seiner Kampagne #proudinmycalvins, die zur Vielfalt aufruft, eine Kollektion vor, die Menschen aus der Community durch eine Kampagne mit Künstlern wie dem DJ und Modedesigner Honey Dijon, dem spanischen Schauspieler Omar Ayuso oder dem nicht-binären Schauspieler Arca ehrt. Die Kollektion griff ikonische Calvin Klein-Teile wie Jeans, weiße TShirts und Unterwäsche wieder auf. Die Marke kündigte außerdem mehrere Partnerschaften mit LQBTQIA+-Organisationen an: eine zweijährige Partnerschaft mit The Trevor Project, eine dreijährige Partnerschaft mit der BlaQ Aboriginal Corporation sowie mit ILGA World, dem Transgender Legal Defense & Education Fund und dem National Pulse Memorial & Museum. 2022 machten Viktor&Rolf, die mit der amerikanischen Non-Profit-Organisation GLAAD zusammenarbeiten, die sich weltweit für die Integration und Akzeptanz von Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten einsetzt, auf inspirierende Stimmen aus der Community aufmerksam: Miss Fame, Alok Vaid-Menon, Raisa Flowers, Max Balegde, Nicky&Pierre, Lord Troy und Eliad Cohen diskutieren darüber, wie wichtig es ist, sichtbar zu sein, und wie wir darauf hinarbeiten können, mehr Sichtbarkeit zu erreichen. Die ganzjährige Unterstützung durch Viktor&Rolf stellt sicher, dass GLAAD seine wichtige Arbeit fortsetzen kann, um LGBTQ+ Gemeinschaften auf der ganzen Welt zu stärken und zu fördern. 2023 feierte Givenchy Beauty den Pride Month mit der „Givenchy Beauty Pride Gallery“, einer temporären Ausstellung im Metaverse. Die Maison ließ drei digitalen Künstler:innen freie Hand, um die LGBTQIA+-Community zu zelebrieren und sich klar für Inklusion auszusprechen. In der „Givenchy Beauty Pride Gallery“, einer immersiven, temporären Ausstellung auf der Metaverse-Plattform Spatial, erreichten die Kunstwerke eine globale Reichweite. Spatial – eine Plattform, die als „Metaverse für kulturelle Veranstaltungen“ bekannt ist – wird jeden Monat 700.000 Mal besucht und hat weltweit mehr als eine Million Nutzer:innen. Mit Estée Lauder und L´Oréal nutzen zwei Kosmetikhersteller den Pride Month auch immer wieder dazu, sich als Arbeitgeber zu Vielfalt zu bekennen: „Wir glauben an den Stolz, sich selbst auszudrücken, das Leben zu führen, das man sich wünscht, und grenzenlos zu lieben. Schönheit kennt keine Grenzen“, schreibt Estée Lauder auf seiner Website. „Obwohl Estée Lauder die LGBTQIA+- Community das ganze Jahr über mit Stolz unterstützt, ist der Pride Month eine Zeit, in der wir feiern und hervorheben, worum es in dieser Zeit geht: Die Menschen, die die Gemeinschaft zu dem machen, was sie ist.“ Dabei gibt das Unternehmen Mitarbeitenden aus der Community die Gelegenheit, sich vorzustellen und für ein Miteinander zu werben. Der Kosmetikhersteller L‘Oréal gehörte zu den ersten Unternehmen, das die von den Vereinten Nationen eingeführten Verhaltensstandards zur Be23 PROFILE 3/2024 Im Unisexparfum Pride von Der Duft stecken die Aromen eines blühenden Narzissenfeldes und die Frische vollmundiger Bergamotten. Aber nicht nur wegen der Aromen ist das Parfum besonders, sondern auch wegen des Namens, der für jeden eine andere Bedeutung haben kann – wie z. B. der eigene Stolz, das eigene Schaffen und natürlich die eigene Community. Der portugiesische Parfümeur Miquel Matos sagt dazu: „Um über Pride zu sprechen, habe ich in mir selbst gesucht und herausgefunden, worauf ich stolz bin, wenn ich Parfum herstelle. Ich bin stolz auf meine Parfumkultur, die aus der Vergangenheit, den Klassikern und der Vintage-Parfümerie stammt.“

Für die exklusive Pride Limited Edition 2024 umhüllen die legendären Torsi von Classique (s. Foto) und Le Male einen Duft, der zu einer mutigen und herausfordernden Signatur geworden ist. Ein Duft mit frischer Zitrusnote und Yuzu, ein Flirt mit Orangenblüten und Neroli, eine verführerische Provokation durch Moschus. Die Flakons von Classique und Le Male lassen die Hüllen fallen und kleiden den Duft in ein makelloses Weiß. Die exklusive Pride Limited Edition 2024 bricht mit Konventionen. Die nackten Flakons sind mit Elementen des Wandgemäldes von Keith Haring tätowiert und offenbaren die Schönheit ihrer Körper. Die Kult-Dose des Pride Eau de Toilette vereint den farbenfrohen Touch von Gaultier mit dem Genie von Keith Haring. kämpfung der Diskriminierung offiziell unterstützt. Der Kosmetikhersteller engagiert sich seit langem für Menschenrechte, Vielfalt und Inklusion und will sich nicht damit begnügen, „die Regenbogenflagge zu schwenken“. Im von der Human Rights Campaign Foundation erstellten Corporate Equality Index 2018 erhielt L‘Oréal die Höchstpunktzahl von 100 und den Titel „Bester Arbeitgeber für LGBTI-Gleichstellung“. ECHTE VERÄNDERUNGEN STATT RAINBOWWASHING Die kommerzielle Nutzung des Pride Month birgt allerdings auch Risiken: Stellen sich Unternehmen durch Marketing und Werbung als LGBTQIA+- freundlich dar, ohne tatsächlich substantielle Unterstützung für die Community zu leisten, wird das als Rainbowwashing bezeichnet – ähnlich dem Greenwashing, bei dem sich Unternehmen ökologischer darstellen, als sie es in Wirklichkeit sind. Dabei wird oft oberflächlich auf Regenbogenfarben und Symbole zurückgegriffen, um den Eindruck von Vielfalt und Inklusion zu erwecken, ohne dass echte Veränderungen stattfinden. Um dem Vorwurf des Rainbowwashings zu begegnen, ist es für Unternehmen entscheidend, authentisch zu sein und echte Unterstützung für die LQBTQIA+- Community zu zeigen. Unternehmen sollten daher nicht nur während des Pride Month, sondern das ganze Jahr über Maßnahmen ergreifen, um Vielfalt und Inklusion zu fördern. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit authentischen Menschen und Testimonials aus der Community, die die Werte des Pride Month verkörpern und repräsentieren. Beispiele dafür gibt es viele: Die Markenbotschafterinnen und -botschafter insbesondere von Düften aus dem Prestige- und dem Luxussegment sind heute keine seelenlosen Werbefiguren, sondern echte Menschen mit einer Haltung und einer Botschaft, die einer sich verändernden Gesellschaft Rechnung trägt. VERSCHMELZUNG VON MÄNNLICHEN UND WEIBLICHEN ELEMENTEN Wenn es bei den Duft-Machern selbst um Beispiele für Authentizität und Engagement für Vielfalt in der Modewelt geht, dann fallen natürlich immer wieder die Namen Jean Paul Gaultier und Wolfgang Joop, zwei renommierte Modedesigner, die sich schon frühzeitig für die Community eingesetzt haben. Sie inspirieren nicht nur durch ihre kreativen Schöpfungen, sondern auch durch ihr Engagement für Vielfalt und Toleranz. Dabei ermutigen sie auch andere, ihren eigenen Weg zu gehen und sich für das einzusetzen, woran sie glauben – und das nicht nur im Pride Month. Jean Paul Gaultier, geboren 1952 in einem Vorort von Paris, zeigte schon früh ein außergewöhnliches Talent für Mode und Kreativität. Sein Interesse an der Schneiderkunst wurde durch seine Großmutter geweckt, die ihm das Nähen beibrachte. Mit gerade einmal 18 Jahren gewann er einen renommierten Modewettbewerb, was den Beginn seiner Foto: iStockphoto 24 PROFILE 3/2024 szene TRENDS

Karriere als Modedesigner markierte. Gaultier brachte frischen Wind in die Modewelt, indem er traditionelle Konventionen herausforderte und mit seinen avantgardistischen Designs polarisierte. Sein Markenzeichen wurde die Verschmelzung von männlichen und weiblichen Elementen, die er in seinen Kollektionen auf kreative Weise miteinander verband. In diesem Jahr zeigt Gaultier zum vierten Mal in Folge mit einem Pride-Duft Flagge. Mit der diesjährigen Pride Limited Edition würdigt das Haus Gaultier die Arbeit des legendären New Yorker Künstlers und Aktivisten Keith Haring. Im Jahr 1989 gestaltete der Designer die Toilettenräume des The NYC LGBT Community Centers mit einem Wandgemälde, das zu einem starken Symbol werden sollte: „Once Upon a Time“. Diese künstlerische Hommage zelebriert den 20. Jahrestag der Stonewall-Unruhen von New York City, die den Beginn der Lesben- und Schwulenbewegung und den Aufstieg der LGBTQIA+-Rechte einleiteten. Um diesem historischen Augenblick Tribut zu zollen, bringt die exklusive Pride Limited Edition 2024 (siehe Kasten links) die beiden Legenden erneut zusammen – als „Ode an die Freiheit, an Akzeptanz, Selbstbewusstsein und das Zelebrieren unserer Unterschiede“. „Es ist eine Ehre für uns, dass unser langjähriger Partner Jean Paul Gaultier unsere permanente Kunstinstallation ,Once Upon a Time‘ von Keith Haring reproduziert und zelebriert, um sie einem neuen Publikum zugänglich zu machen“, erklärt Dr. Carla Smith, CEO des The Center. Neben lebensrettenden Programmen und Dienstleistungen für alle LGBTQIA+ New Yorker ist das The Lesbian, Gay, Bisexual & Transgender Community Center (The Center) auch ein lebendiges Zentrum für die LGBTQIA+ Kultur in New York City, das ein breites Spektrum an künstlerischen Ausdrucksformen zeigt. FASHION FREAK SHOW MACHT STOPP IN KÖLN Derzeit befindet sich auch Gaultiers „Fashion Freak Show“ – 50 Jahre Popkultur 25 PROFILE 3/2024

durch die Augen des Enfant terrible der Mode gesehen – auf Welttournee: In diesem Jahr waren die Künstler:innen schon in Mailand und in Barcelona zu Gast. Vom 10. bis 14. Juli gastieren sie in Wien, vom 17. bis 21. Juli in Köln in der Lanxess Arena. Danach geht es nach Amsterdam. Die Produktion, eine explosive Kombination aus Revue und Modenschau, zeigt das sensationelle Leben von Jean Paul Gaultier vor dem Hintergrund der wichtigsten politischen und kulturellen Veränderungen seiner Generation – exzentrisch, skandalös, provokant, überschwänglich und witzig wie eh und je. Die ikonische Musik – von Disco bis Funk, von Pop bis Rock, von New Wave bis Punk – bietet eine Playlist von Hits, die den Künstler zeitlebens inspiriert haben. GRENZEN ÜBERSCHREITEN, STEREOTYPE HINTERFRAGEN Wolfgang Joop ist einer der bedeutendsten deutschen Modedesigner und Unternehmer, geboren 1944 in Potsdam. Seine Karriere begann in den 1970er-Jahren, als er zunächst als Werbetexter und Journalist arbeitete, bevor er seine Leidenschaft für die Mode entdeckte. Joop gründete Anfang der 1980er-Jahre sein eigenes Modelabel und erlangte schnell internationale Anerkennung für seine eleganten und zeitlosen Designs. Mit seinem Gespür für Ästhetik und Innovation schuf er Kollektionen, die den Zeitgeist widerspiegelten und dennoch zeitlos wirkten. Mit seinem unverwechselbaren Stil und seiner unermüdlichen Kreativität hat Wolfgang Joop die Modewelt nachhaltig geprägt und inspiriert Generationen von Designern und Parfümeuren. Seine vielfältigen kreativen Interessen zeigen sich auch in seinen Parfümkreationen, die eine einzigartige Mischung aus Eleganz, Sinnlichkeit und Individualität verkörpern – und bis heute dazu beigetragen, Grenzen zu überschreiten und Stereotype zu hinterfragen. Parfüm ist für ihn wie Kunst: Es erzählt Geschickten, weckt Emotionen und verbindet Menschen. Joops wohl berühmtester Duft, JOOP! Homme, wurde 1989 eingeführt und ist bis heute ein Symbol für maskuline Raffinesse und Stilbewusstsein. Rechtzeitig zum Pride Month lanciert JOOP! in diesem Jahr eine extravagante, neonfarbene Sammleredition von JOOP! Homme Eau de Toilette. Der neue Limited-Edition-Duft spielt mit der ikonischen RaveKultur der Pride-Bewegung, während der Duft selbst unverändert bleibt. Die Komposition feiert Hedonismus, Sinnlichkeit und die Rave-Kultur – als einzigartiger, facettenreicher Ausdruck moderner Männlichkeit und der Philosophie von Pride. Seit 1989 verkörpert JOOP! eine extravagant vieldeutige Männlichkeit, die von Selbstbewusstsein, Eleganz und Verführung definiert wird. Mit seinem verwegenen Charakter wird JOOP! Homme Eau de Toilette zu einem Sinnbild für die vielen Arten zu lieben und geliebt zu werden und lädt alle dazu ein, ihre Persönlichkeit mit Stolz zum Ausdruck zu bringen. Eine neue Kampagne mit den Models und Aktivisten Reece King und Yassin Chekkouh erweckt Extravaganz im deutschen Barockstil zum Leben. Die Kampagne feiert die Freiheit zu spielen – und damit die Freiheit zu leben. JOOP-RETROSPEKTIVE IM POTSDAM MUSEUM Ende des Jahres widmet das Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte dem Modemacher eine umfangreiche Retrospektive, die das besondere Lebenswerk des Kosmopoliten vorstellen und Einblicke in sein privates Umfeld gewähren wird. Eröffnet wird die Ausstellung Anfang November. Die Vielseitigkeit des Schaffenswerkes wird anhand von Zeichnungen, Gemälden, Grafiken, Skulpturen, Modedesigns, Entwürfen sowie Fotografien präsentiert. Die internationale Karriere wird anhand von zahlreichen Digitalisaten und originalen Ausstellungsobjekten erkundet werden können. Mit diesem besonderen Blickpunkt sowie der einzigartigen Chance für das Land und die Kultur zu begeistern, konnte das Potsdam Museum den Künstler Wolfgang Joop zu einer Zusammenarbeit inspirieren, die hoffentlich generationsübergreifend Menschen in seinen Bann zieht und zum Nachdenken und zum Staunen anregt. Silke Bruns 26 PROFILE 3/2024 Als Komposition des Parfümeurs Michel Almairac vereint das neue, besonders sinnliche JOOP! Homme Eau de Toilette die Noten frischer Orangenblüten und süßen Honigs mit einem leidenschaftlichen Tonkabohnen-Akkord. Die neue limitierte Auflage des ambrierten Fougère-Dufts wird von einem Logo in Electric Blue geziert. Die Flüssigkeit im gewohnten Hot Pink präsentiert sich im ikonischen JOOP! Homme Flakon, der am Boden mit Akzenten in Electric Blue aktualisiert wurde und eine schwarz glänzende Kappe trägt. Die Umverpackung in Neonpink zieren ein Logo und ein Emblem im Barockstil, ebenfalls in Electric Blue. Ein regenbogenfarbener Schriftzug zollt der Pride-Bewegung Tribut. szene TRENDS

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