Profile 4-2021

sorten aus der ganzen Welt, darunter zwei Sämlinge von Mutterpflanzen, die Coco Chanel angeblich vor mehr als ei- nem Jahrhundert bestellt hat. Diese ma- gische Verbindung war der Ausgangs- punkt für die Entstehung der Chanel-Kamelienfarm, nur wenige Ki- lometer von Jean Thobys Garten ent- fernt. IDEALES KLIMA Das Pflanzenkonservatorium von Jean Thoby umfasst auch die seltensten Arten und Sorten der Pflanze, die aus der Fa- milie der Teestrauchgewächse stammt. Auf fünf Hektar wachsen heute Tausen- de Pflanzen. Dieser Teil des südwestli- chen Frankreichs ist ideal für die Kame- lie, schwärmt Thoby. Vor allem dank der sehr ausgeglichenen Sommer- und Win- tertemperaturen entwickelt sich die ur- sprünglich aus Japan und China stam- mende Pflanze hervorragend. Der exotische Strauch mit der eleganten Blü- te kam im 17. Jahrhundert aus Asien über die Teestraße nach Europa – und landete so auch irgendwann im Garten der Familie Thoby. „Das Klima von Gaujacq ist bekannt für seine Nieder- schläge, die sich auf die vier Jahreszeiten verteilen. Winde sind fast nicht vorhan- den, der Boden ist tief und es gibt Quel- len“, erläutert der Botaniker. Kurzum: Es sind die idealen Voraussetzungen, um Coco Chanels Lieblingspflanze nicht nur zu kultivieren, sondern auch, um ihr ihre Geheimnisse zu entlocken. EWIGE JUGEND Mit ihrer Winterblüte und ihrem im- mergrünen Laub ist die Kamelie in mehrfacher Hinsicht eine einzigartige Pflanze. Die Nutzung von kaltgepress- tem Kameliensamenöl und Kamelienex- trakt haben in der Hautpflege eine lange Tradition. Vor allem in Japan werden Öl und Extrakt der Kamelie als außerge- wöhnliche Beautystoffe geschätzt. In der Chanel-Hautpflegeserie Hydra ist die weiße Kamelie seit 2009 der Hauptwirk- stoff. Und die Kamelie scheint ewige Jugend zu versprechen. So haben Kamelien kei- ne zelluläre Seneszenz, das heißt, ihre Zellen teilen sich immer weiter. Sie al- tern also nicht. „Kamelien sind nicht auf das Sterben programmiert. Je mehr Zeit vergeht, desto schöner und kräftiger wird die Pflanze“, sagt Jean Thoby. Eine Eigenschaft, die die Neugier der Chanel- Wissenschaftler im benachbarten Labor regelrecht beflügelt – und erklärt, warum ausgerechnet diese Blüte Coco Chanels Favoritin wurde. PROFILE 4/2021 25

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==