Profile 4-2021

Düfte in Farbe: So riechen Gemälde D ie Ausstellung, die noch bis Ende August zu sehen ist, erforscht die Darstellung von Duft und Geruch in der Kunst des 17. Jahrhunderts, die Düfte der Vergangenheit, die Rolle von Düften in Geschichten, die Sugges- tion von Düften in Kunstwerken und die sensorische Wahrnehmung. Duftspender ermöglichen es den Besu- chern, die verschiedenen Gerüche, die in der Kunst dargestellt werden, aufzuneh- men. Neben frischer, sauberer Wäsche in einem Interieur von Pieter de Hooch und Sommer- und Winterparfüms in sil- bernen Pomandern aus dem 17. Jahr- hundert können die Besucher auf ihrer olfaktorischen Entdeckungsreise so auch den Gestank der Amsterdamer Grachten in einer Stadtansicht von Jan van der Heyden riechen ... Bei vielen der Kunstwerke scheint es so, als hätte der Maler nicht nur das Motiv, sondern auch den Geruch tatsächlich auf den Betrachtenden übertragen wollen: So kombinierte Abraham Mignon in sei- nem Blumen- und Früchtestillleben von 1670 beispielsweise eine solche Fülle von Blumen mit überreifen Früchten, über die sich Ameisen und andere Insekten, angezogen vom süßen Duft der aufge- schnittenen Melone, hergemacht haben, dass das Bild einer Duftsuggestion gleichkommt. Pieter de Hoochs Interi- eur mit zwei Frauen an einem offenen Wäscheschrank von 1663 symbolisiert die niederländische Hausfrau, die im 17. Jahrhundert in ganz Europa für ihr ma- kellos sauberes Haus bekannt war. Die frisch gestärkte Wäsche ist gerade in den Schrank gelegt worden, der Fliesenbo- den glänzt – den Geruch hat der Be- trachter unwillkürlich in der Nase. P orzellan ist ein ausgesprochen sinnliches Material. Weiß, glatt, glänzend, hell klin- gend und durchscheinend reizt es unsere Sinne auf besondere Weise. Man kann es sehen und anfassen. Man kann es hören, wenn Tellerstapel klappern. Aber Porzel- lan zum Schmecken oder gar Riechen? Das Museum Schloss Fürstenberg im west- fälischen Höxter hat sich intensiv mit der Wirkung von Porzellan auf unsere Sinne beschäftigt. Das Ergebnis: die Ausstellung „Sense and Sensibility – Porzellan und die fünf Sinne“. In fünf Kabinetten können Besucher die Faszination von Porzellan ergründen. Da- bei ist das Kabinett „Riechen“ als Schlosskabinett des 18. Jahrhunderts gestaltet und schafft einen atmosphärischen Rahmen um zwei historischen Potpourri-Vasen mit Duftmischun- gen nach überlieferter Rezeptur. Die Ausstellung ist noch bis Oktober geöffnet. Eine Ausstellung sowohl über süße Düfte als auch über üble Gerüche im 17. Jahrhundert präsentiert das Maurits- huis in Den Haag mit „Fleeting – Scents in Colour“ („Flüchtig – Düfte in Farbe“). Hier kann man Kunst „aus einer anderen Perspektive riechen“. PROFILE 4/2021 29

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==