Profile 4-2022

16 PROFILE 4/2022 szene TRENDS Der Begriff „Convenience“ wird gemeinhin mit „Bequemlichkeit“ oder „Zweckmäßigkeit“ übersetzt. Haftete ihm ursprünglich – mit dem Aufstieg des Convenience-Foods“ – noch der Makel der Zweitklassigkeit an, so gewinnt heute der Aspekt der „Zufriedenheit“, der in dem englischen Wort etymologisch ebenfalls steckt, an Bedeutung. Convenience, das ist ein „Rundum-sorglos-Paket“ – ein Konzept, das die Kund*innen und Verbraucher*innen von heute anspricht und ihnen das Shopping einfach macht. Große Händler haben die Idee schon perfektioniert – kleine dagegen wissen oft nicht, wie sie es schaffen, ihren Kund*innen im richtigen Moment am richtigen Ort das perfekte Angebot zu unterbreiten. ConvenienceShopping setzt vor diesem Hintergrund maximale Kundenorientierung voraus. VIELE FAKTOREN VERBESSERN DIE KUNDEN- CONVENIENCE Eine wichtige Rolle spielen dabei Experten zufolge die Kundenanforderungen nach „Do it yourself“ und „Selbstversorgung“, die heute keinesfalls nur Baumärkte erfüllen. Auf dieser Klaviatur können auch andere Branchen spielen, allen voran die Beautybranche und hier gerade auch der stationäre Handel, der während der Corona-Pandemie gezeigt hat, wie man seine (treuen) Kund*innen halten kann. Schön wäre es, wenn es für die Umsetzung des Konzepts einen „magischen Knopf“ geben würde. Doch so wie die großen Hersteller viel Management- und IT-Know-how in die Festlegung der richtigen Initiativen zur Verbesserung der Kundenerfahrung investieren müssen, so kann auch der Handel das Convenience-Shopping nur verwirklichen, wenn viele Faktoren zusammenwirken. Dabei werden Convenience-Konzept für den stationären Handel insbesondere deshalb wichtiger, weil immer mehr etablierte Hersteller bzw. deren Marken sich als „Direct-to-Consumer“ (D2C) positionieren und ihre Produkte auch über eigene Webshops vertreiben. Gerade im Beautybereich wird die Konkurrenz auch durch originäre D2C-Marken immer größer. Diese finden sich heute in fast allen Bereichen – ob Textil, Accessoires und Schuhe, Nahrungs- und Genussmittel, Möbel, Consumer Electronics, aber eben auch und gerade Beauty und Wellness. Hier bieten die Märkte ein großes Potenzial zur Personalisierung, stabile Konsummuster und eine hohe Markenrelevanz. D2C-Marken unterscheiden sich von klassischen Direktvertriebsmarken durch einen bedingungslosen Fokus auf Kund*innen und die zielgerichtete Interaktion mit diesen. Klassische Direktvertriebsmarken verkaufen ihre Produkte zwar unabhängig vom Handel, entwickeln ihre Produkte jedoch in gewissem Maß unabhängig von ihren Kunden. Demgegenüber entwickeln D2C-Marken ihre Produkte in einem agilen, von Kundenwünschen und -informationen getriebenen Prozess, stehen mit den eigenen Kund*innen kontinuierlich im Austausch und verfügen über strukturierte Kennzahlen, Prozesse und digitale Tools etabliert, die ihnen dies ermöglichen. Für die allerwenigsten etablierten Herstellermarken lohnt sich die Umstellung auf ein reines D2C-Geschäftsmodell derzeit allerdings nicht – zu hoch sind der Aufwand und die Kosten, beispielsweise um neue D2C-Vertriebskanäle in bestehende Vertriebs- und Marketingaktivitäten, Prozesse und IT-Strukturen zu integrieren, sagen etwa die Experten der Management- und Technologieberatung BearingPoint, die in einer neuen gemeinsam mit dem IIHD Institut die Wachstumschancen des Direktvertriebs untersucht haben. Weltweit existieren danach rund 25.000 D2C-Marken. Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland etwa 1.000 D2C-Marken von 400 Unternehmen in mehr als 60 Warenkategorien vertrieben werden. Die durch COVID-19 ausgelöste „Superdigitalisierung“ treibt nach Ansicht der BearingPoint-Experten das Wachstum im Direktvertrieb an. So ist der Online-Handel in Deutschland 2021 um 19 Prozent gewachsen und lag damit Schnell, frisch, bequem: Convenience- Produkte erfreuen sich in Deutschland schon seit Jahren großer Beliebtheit. Foto: istock

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