Profile 4-2022

PROFILE 4/2022 39 Erst die Corona-Pandemie, dann der Ukraine-Krieg und eine Folge: Aufgrund gestörter Lieferketten sind nicht immer alle Produkte verfügbar. Das gilt für den Massenmarkt ebenso wie im Luxussegment. Die Markentreue der Verbraucher*innen wird dabei auf eine harte Probe gestellt. Tatsächlich haben laut einer aktuellen McKinsey US Consumer Pulse Survey etwa 40 Prozent der US-Verbraucher*innen in den vergangenen drei Monaten eine neue Produktmarke ausprobiert. Die wichtigsten Gründe dafür: „Das Produkt ist vorrätig“ und „das Produkt ist dort erhältlich, wo ich einkaufe“. Von den 60 Prozent, die in einem Zeitraum von drei Monaten mit drei Monaten mit Lieferengpässen konfrontiert waren, warteten nur 13 Prozent, bis der Artikel wieder verfügbar war. Stattdessen entschieden sich 70 Prozent, den Händler oder die Marke zu wechseln. Was das mit Skinny Design zu tun hat? Unternehmen müssen sich heute bemühen, ihre Produkte konsistent, nachhaltig und rechtzeitig auf den Markt zu kommen. Und da spielt das Design eine immer wichtigere Rolle, sagen die vier McKinsey-Experten Dave Fedewa, Daniel Swan, Warren Teichner und Bill Wiseman in ihrem jüngsten Fachbeitrag „Skinny design: Smaller is better“. Jahrzehntelang hätten die Unternehmen einen traditionellen Ansatz beim Verpackungsdesign verfolgt und die Verpackung als wichtige „Werbetafel“ für das Produkt betrachtet. Je größer die Verpackung, desto mehr fällt das Produkt im Regal auf, so die gängige Meinung. Dagegen sagen die McKinsey-Experten heute: Je weniger Platz ein Produkt verbraucht, umso besser kann es wachsen. MIT SKINNY DESIGN KOSTEN SENKEN Mit „Skinny Design“ wird grundsätzlich ein Verfahren bezeichnet, bei dem die Gesamtgröße eines Produktes durch die Reduzierung des Gesamtvolumens der Verpackung neu bewertet wird. Ein frühes Beispiel ist die Entwicklung von konzentriertem Waschpulver. „Die Fähigkeit, mehr Produkte auf gleichem Raum unterzubringen, bedeutet mehr Bestand dort, wo es am wichtigsten ist, weniger Fehlbestände und letztlich mehr Wachstum. Die größten Einsparungen ergeben sich aus der Senkung der Transportkosten pro Einheit, indem mehr Produkte in Behälter und Lastwagen passen. Weitere Möglichkeiten zur Kostensenkung bestehen darin, die Verpackung so zu gestalten, dass der Arbeitsaufwand im Verpackungsprozess minimiert wird. Unternehmen können auch die Lagerhaltung und Regalbevorratung verringern, indem sie mehr Produkte in Versandbehälter und auf Paletten verpacken, was zu weniger Fahrten zu und von den Regalen und Lagerplätzen führt. Verbesserte Falltests und andere Leistungsmerkmale von Verpackungen können die mit Produktschäden und Rücksendungen verbundenen Kosten senken“, so die Experten von McKinsey in ihrer Studie. Auch der zunehmende Personalmangel im Einzelhandel spielt dem „Skinny Design“ in die Karten: Je kleiner das Produkt, umso schneller können es weniger Mitarbeitende in die Regale räumen. Last, but not least, wird „Skinny Design“ natürlich auch durch den Mega-Trend Nachhaltigkeit getragen. Durch schlanker verpackte Produkte lassen sich CO2Emissionen reduzieren sowie die Verpackungskosten durch einen geringeren Materialverbrauch und weniger Verpackungsmüll senken. Dabei verweisen die Autoren der Expertise ausdrücklich darauf, dass ein schlankes Design kein spartanisches oder nüchternes sein muss – gerade auch mit Blick auf hochwertige und hochpreisige Güter. Innovative Technologien ermöglichten heute auch bei einfacher verpackten Produkten ein einzigartiges Erscheinungsbild. Skinny Design ist Vertriebs-, Marketing- und Nachhaltigkeitstrend in einem: Nie war es wichtiger als heute,Verpackungen und Produkte so „schlank“ wie möglich zu gestalten. Die Experten des Beratungsunternehmens McKinsey sind dem Ansatz jetzt auf den Grund gegangen – mit überraschenden Erkenntnissen. Kleiner ist besser

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