Profile 4-2022

PROFILE 4/2022 45 Refill ist aktuell ein großes Thema. ARTDECO hat von Anfang an auf Nachfüllsysteme bei Lidschatten und Blusher gesetzt. In den 1980er Jahren war das neu und innovativ. Was war die Idee dahinter? Helmut Baurecht: Im Vordergrund stand die Idee, dass jede Frau ihre individuelle Farbpalette zusammenstellen kann, aber natürlich auch, dass nur aufgebrauchte Farben ersetzt werden und neue Trendfarben zu den Lieblingsfarben ergänzt werden können. Mit dieser Idee haben wir den Lidschattenmarkt komplett neu definiert. Welche Rolle spielt der Nachhaltigkeitsgedanke in der Firmengeschichte? Helmut Baurecht: Für uns steht schon seit der Firmengründung im Jahr 1985 das Thema im Mittelpunkt, überflüssigen Müll zu vermeiden. So haben wir neben dem nachfüllbaren Lidschatten- und Blushersortiment auch eine Reihe anderer Nachfüllprodukte entwickelt – vom Eye Designer über diverse Puderprodukte bis hin zum Cream Make-up. Sehen Sie sich in der dekorativen selektiven Kosmetik heute mit diesem Ansatz bestätigt? Helmut Baurecht: Hochwertige Kosmetik wird meist mit aufwändigen Verpackungen assoziiert und Refills haben oft einen nicht so wertigen Auftritt. Daher tut sich die Luxusbranche damit – wenigstens bisher – relativ schwer. Wir haben jedoch gezeigt, dass hochwertige Verpackungen und Nachfüllbarkeit durchaus vereinbar sind. So konnten wir auch eine einzigartige Marktposition aufbauen. Inzwischen verkaufen wir bei einigen Produkten bis zu 80 Prozent Nachfüllungen, was zeigt, dass die Verbraucherinnen dies wünschen und akzeptieren. Natürlich wird sich dieser Trend durch das neue Umweltdenken weiter verstärken. Verpackung ist das eine wichtige Nachhaltigkeitsthema, das andere sind die Inhaltsstoffe. Welchen Ansatz verfolgen Sie? Anna Blasco Salvat: Beides hat für uns die gleiche Priorität. Bei der Verpackung haben wir drei Kriterien festgelegt – Refill, Reduce und Recycling. Jedes unserer Produkte muss mindestens eine Sache erfüllen. Bei Reduce versuchen wir für einige Produkte weniger Plastik zu benutzen oder wir verändern unsere Faltschachteln, die zum Beispiel keine Kaschierungen mehr erhalten. Ich bin sehr stolz auf die Verpackungen unserer neuen Linie Green Couture. So bestehen unter anderem die Hüllen der Lippenstifte aus einer Kombination aus Reishülsenpulver und Kunststoff. Reishülsenpulver ist ein natürliches Produkt und echter Reststoff. Man kann eigentlich nichts damit machen, außer es zu verbrennen und dadurch entsteht CO2. Und Reishüsen haben einen weiteren Vorteil. Im Gegensatz zu Zucker, das mittlerweile auch häufig in Verpackungen steckt, ist es kein Lebensmittel. Der wichtigste Nachhaltigkeitsbereich ist für mich das Refill. Das hat für mich persönlich auch etwas mit Enkelfähigkeit zu tun. Ich behalte alle meine Beauty-Boxen und hoffe, dass die Kinder meiner Kinder diese einmal benutzen und sagen, die habe ich von meiner Oma. Das ist emotional und ich finde, das ist eine schöne Vorstellung. Und wie sieht es bei den Inhaltsstoffen aus? Anna Blasco Salvat: Ein gutes Beispiel, um zu zeigen, wie wir uns ständig weiterentwickeln, ist Palmöl. Wir verwenden Palmöl in einigen Formulierungen, weil es ein sehr gutes Produkt ist. Aber herkömmlich angebautes und gewonnenes Palmöl ist ökologisch und sozial sehr problematisch. Wir verwenden daher

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