Profile 4-2022

DAS TRENDMAGAZIN FÜR DIE PARFÜMERIE AUGUST/SEPTEMBER 2022 the new feminine fragrance

No Filter Beauty from the heart of Japan

... ist die Beauty-Branche. Wer Düfte liebt und sich mit Düften umgibt, wird dem ganz sicherlich zustimmen. Düfte sind so etwas wie eine Allzweckwaffe im Alltag. Kaum etwas eignet sich besser, um die eigene Stimmung auszudrücken und ein Statement abzugeben. Düfte sind der persönliche Luxus oder auch der Eskapismus, den man sich gönnt – gerade oder trotz der aktuellen Nachrichten, die uns so oft sprachlos und fassungslos zurücklassen. Dass es genau Düfte sind, die den Aufschwung der Beautybranche tragen, ist sicherlich kein Zufall. In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen einige der berühmtesten Parfümeuer*innen vor. Sie sind die Nasen und Köpfe hinter den Düften, die uns verführen und verzaubern. Ein Duft beginnt im Kopf. Die Parfümeur*innen gewähren einen Einblick in die faszinierende Entstehungsgeschichte eines Duftes, der oft mit einer Idee, einer Erinnerung oder einer Assoziation seinen Anfang nimmt. Die Parfümerie ist der Ort, an dem diese Kreationen ganz unmittelbar entdeckt und erfasst werden. Dass Düfte nach der Pandemie nun wieder vor allem stationär gekauft werden, ist auf dieses sinnliche Erleben und die besondere Atmosphäre einer Parfümerie zurückzuführen. Nicht zu vergessen ist die Beratung. Immer mehr Menschen wollen wissen, was in den Düften steckt, wie nachhaltig das Parfum ist. Natürlich muss ein Duft in erster Linie gefallen, aber Kund*innen stellen heute vielschichtige Anforderungen an ein Produkt. Was schon länger im Bereich der Pflege und der dekorativen Kosmetik gilt, wird auch bei den Düften immer wichtiger. Die Performance muss stimmen, aber auch die Marke selbst muss mit ihrer Haltung überzeugen. Moralischen Konsum nennt das Branchenkennerin und Nachhaltigkeitsexpertin Mirja Eckert in unserem Interview. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen. DIE SCHÖNSTE ALLER BRANCHEN ... Susanne Mittenhuber Silke Bruns editorial

DAS TRENDMAGAZIN FÜR DIE PARFÜMERIE 4/2022 Herausgeber und Verlag Marken Verlag GmbH Vogelsanger Str. 187 50825 Köln Telefon (02 21) 95 74 27-0 E-Mail: marken-info@markenverlag.de Chefredaktion Silke Bruns (verantwortlich für Szene und Marken) und Susanne Mittenhuber (verantwortlich für Leben und Menschen) Kleiststr. 25 46047 Oberhausen Telefon (0208) 75 78 204 E-Mail: profile@markenverlag.de Abonnement PressUp GmbH Wandsbeker Allee 1 22041 Hamburg Telefon (040) 38 66 66 321 E-Mail: markenverlag@pressup.de Anzeigenpreisliste Nr. 13, gültig seit 1.1.2022 Anzeigenmarketing Verlagsvertretung Volker Geuer Volker Geuer Telefon (04122) 999 79-0 E-Mail: office@geuermedien.de Anzeigenverwaltung Marken Verlag GmbH Sabine Sakalidis Telefon (0221) 95 74 27-24 E-Mail: anzeigen@markenverlag.de Layout Fronz Daten Service GmbH & Co. KG Marktweg 42, 47608 Geldern Druck L.N. Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Marktweg 42–50, 47608 Geldern ISSN 1869-375X Der Umwelt zuliebe gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Nachdruck nur mit Genehmigung Erscheinungsweise: 6-mal jährlich Bezugspreise: Einzelheft E 6,00. Sammelbezug einzelner Ausgaben auf Anfrage, Jahresabonnement E 32,- einschl. Porto für Inland. E 32,- zuzüglich Porto für Ausland, für Auszubildende E 21,- einschließlich Porto. E-PAPER www.markenverlag.de/profile INHALT 10 Potenzial für grüne Konzepte 14 Convenience-Shopping: Das richtige Angebot im richtigen Moment 04 2022 SZENE TRENDS 06 Kein Alltag ohne Medien 10 Interview mit Nachhaltigkeitsexpertin Mirja Eckert 14 Convenience-Shopping 24 Leidenschaft für den Handel 38 Skinny Design: Wenn weniger mehr ist SPECIAL PARFÜMEURE 28 Die Nasen hinter den Düften SCHÖNHEIT MARKEN UND MENSCHEN 18 Paco Rabannes ikonische Reise 22 Die neuen Scandals von Jean Paul Gaultier 26 Shiseido erweitert Waso-Linie 44 Interview mit ARTDECO-Gründer Helmut Baurecht und Vize-Präsidentin Marketing Anna Blasco Salvat 48 VKE: Umsatz und Stimmung steigen wieder 50 Aktuelle Düfte 51 Minimalismus von Comme des Garçons 52 YSL will die Welt wilder machen 54 Neue Pflegeprodukte und Linien 58 30 Jahre Prix de Beauté LEBEN TRENDS 20 Digitale Freunde 40 Logbuch des Lebens 42 Klimaschutz bewegt die Generationen 28 Jeder Duft ein Kunstwerk

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6 PROFILE 4/2022 szene TRENDS Mediale Angebote bestimmen den Alltag Knapp zwei Drittel (63 Prozent) unserer alltäglichen Aktivitäten, abgesehen von der Schlafenszeit, haben inzwischen auf unterschiedlichste Art einen Medienbezug. Das ist ein Ergebnis der Tagesablaufstudie Ad Alliance Touchpoints. Das Spektrum der abgefragten medialen Angebote reicht von TV- und Printmedien über unterschiedlichste digitale Kanäle bis hin zu Sprachassistenten, Smartwatches oder auch Schallplatten. Bei all der Bandbreite zeigt sich beispielsweise, dass Video nach wie vor der unangefochtene Mediennutzungs-Liebling ist: Mehr als ein Drittel (35 Prozent) des Medienkuchens entfällt auf den Videokonsum – unerheblich, ob offline oder online konsumiert. Dabei bestreiten die Inhalte der TV- Anbieter den Löwenanteil, denn 69 Prozent der Videonutzung der 14- bis 59-Jährigen entfällt auf TV-Content – egal, ob linear (inkl. Livestream) oder zeitversetzt (TV-Aufnahmen, BVOD). An Top 2 stehen mit einem deutlichen Abstand Streaminginhalte (20 Prozent). Die restlichen elf Prozent verteilen sich auf weitere Videoangebote wie Youtube oder Vimeo sowie auf die „gute, alte“ DVD. Mit bewegten Inhalten sind nahezu alle 14- bis 59-Jährigen sehr schnell erreichbar. Innerhalb von nur drei Tagen haben 98 Prozent mindestens einVideoangebot genutzt. Dabei erreicht das lineare Fernsehen die mit Abstand höchste Nettoreichweite von 82 Prozent, auf dem zweiten Platz folgen mit 48 Prozent kostenpflichtige StreamingAngebote. REKORD: 10 STUNDEN PRO TAG Eine weitere Untersuchung zeigt, wie stark die Mediennutzung zuletzt gestiegen ist: So ist die Nutzung audiovisueller Medien in Deutschland nach dem Beginn der Corona-Pandemie auch 2021 im zweiten Jahr in Folge gestiegen und hat einen neuen Rekordwert erreicht: Erstmals haben die ab 14-Jährigen in Deutschland durchschnittlich 10 Stunden pro Tag mit dem Konsum audiovisueller Medien verbracht. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die tägliche Nutzung von Fernsehen, Radio und anderen audiovisuellen Medien um 13 Minuten – verglichen mit der Vorkrisennutzung im Jahr 2019 sogar um 54 Minuten. Dies geht aus der aktuellen VAUNET-Mediennutzungsanalyse 2021 hervor, die der VAUNET (Verband Privater Medien) auf Basis von Sekundärquellen veröffentlicht hat. Die tägliche Bewegtbildnutzung der ab 14-Jährigen in Deutschland lag im Jahr 2021 bei insgesamt fünf Stunden und 53 Minuten – ebenfalls ein neuer Rekordwert. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg die Nutzung von Bewegtbildinhalten um weitere 7Minuten, seit dem Jahr 2019 wurden gar 43 Minuten mehr geschaut. Im direkten Vorjahresvergleich ging die tägliche Fernsehnutzung zwar leicht auf drei Stunden und 52 Minuten zurück, liegt damit jedoch nach wie vor über dem Vorkrisenniveau. Onlinevideos haben weiter an Relevanz gewonnen: Mit ihnen verbrachten die 14- bis 69-Jährigen 72 Minuten täglich (2020: 59 Minuten). Gegenüber dem Vorkrisenniveau stieg der Konsum von kostenlosen Onlinevideos und Paid-Video-onDemand-Inhalten um 25 Minuten. Foto: istock

7 PROFILE 4/2022 Luxusmarken recyceln Mode eher Als die Managementberatung Kearney vor zwei Jahren den ersten Circular Fashion Index vorlegte, waren die Ergebnisse ernüchternd. Auf einer Skala von eins bis zehn zur Bewertung der Klimafreundlichkeit der Mode-Unternehmen lag der Medianwert bei nur 1,6 Prozent. Zwei Jahre später hat sich die Branche auf 2,85 hochgearbeitet. Insgesamt schneidet sie jedoch weiterhin schlecht ab: Nur sieben Prozent der befragten Unternehmen verwendet in glaubhaftem Maße regelmäßig recycelte Materialien, 54 Prozent nur für einige ausgewählte Artikel und 39 Prozent überhaupt nicht. Noch schlechter steht es bei den aufwändigeren Aktionen zur Langlebigkeit der Produkte: Umfassende Reparaturdienste werden von nur fünf Prozent – allerdings vor allem Luxusmarken – angeboten. Auch bei den Kommunikationsmaßnahmen, die einfach und schnell umzusetzen wären, ist die Modebranche über- raschend zurückhaltend: 44 Prozent verzichten ganz auf Kommunikation zu Nachhaltigkeit und 40 Prozent geben bei den Pflegehinweisen gerade mal die Mindestangaben an. Kalligraphische Schriften lösen Vertrauen aus Schrift beeinflusst die emotionale Wirkung und Wahrnehmung von Marken sowie das Vertrauen der Verbraucher*innen positiv. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des Spezialisten für Schrift und -Technologie Monotype. Gemeinsam mit Neurowissenschaften, hat das Unternehmen die erste Studie vorgelegt, die den Einfluss von Schrift auf das Erlebnis, die Assoziationen und die emotionale Reaktion gegenüber Marken und deren Botschaften qualitativ und quantitativ belegt. Dabei wurden drei Schriften unterschiedlicher Genres unter die Lupe genommen. Die Experten stellen fest, dass schon allein das Aussehen der Schrift einen starken Einfluss auf die Emotionen hat: Positive Reaktionen steigerten sich je nach Schrift um bis zu 13 Prozent; im Durchschnitt waren es etwa 5 Prozent. Schriften, deren Design vom Schreiben hergeleitet sind, lösen so ein unmittelbares Gefühl des Vertrauens hervor. Geometrische Schriften dagegen strahlen Zuverlässigkeit und Erfolg aus. PROFILE ALS E-PAPER Die komplette gedruckte Ausgabe PROFILE – Das Trendmagazin für die Parfümerie steht immer auch als E-Paper für Tablet, Smartphone oder PC zur Verfügung unter: www.markenverlag.de/profile Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit der digitalen PROFILE! Foto: istock Foto: istock

v a l e n t i n o - b e a u t y . c o m

T H E N E W F R A G R A N C E S F O R H E R , F O R H I M , F O R T H E M

szene TRENDS 10 PROFILE 4/2022 Foto: unsplash

11 PROFILE 4/2022 Potenzial für grüne Konzepte Der Beautymarkt wird grüner. Sehen Sie das auch so? Es haben sich im letzten Jahr 1,6 Millionen mehr Kosmetikkäufer*innen für Naturkosmetik entschieden. Nachhaltigkeitsaspekte scheinen den Menschen immer wichtiger zu werden. Hierzu wünschen sie sich verstärkte Informationen und Transparenz. Zertifikate, wie z.B. Cosmos oder Natrue bieten hierzu Orientierung. Das Interesse an „Clean Cosmetics“ ist ebenfalls groß. Immer mehr Marken und Händler bieten derartige „free from“-Produkte an. Bedenkliche Inhaltsstoffe, wie z.B. Mineralöl und Mikroplastik werden dabei ausgeschlossen. Das Interesse an derartigen Produktkonzepten auf Verbraucherseite ist ebenfalls groß. Deshalb begrüße ich es auch sehr, dass der VKE, die Kosmetikbranche insgesamt, sich diese Fragen stellen und eine Nachhaltigkeitsstrategie (Anm.: Sustainability Beauty Pact) für sich definiert hat. Die ganze Branche inklusive der Verbände sagt, wir wollen und wir müssen nachhaltig werden. Das finde ich sehr gut. Was sind die wichtigsten Nachhaltigkeitsthemen aus Verbrauchersicht? Pflege- und Schönheitsprodukte, aber auch Gesundheitsprodukte werden im Moment ganz unterschiedlich bewertet. Jeder Einzelne, aber auch die verschiedenen Ziel- und Altersgruppen definieren gerade Nachhaltigkeit und Luxus für sich neu. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass grüne Konzepte auch im Kosmetikbereich immer mehr BeNachhaltigkeit ist zu einem der wichtigsten Themen der Kosmetikbranche geworden. Mirja Eckert, Geschäftsführerin von THE NEW und Herausgeberin des Naturkosmetik Branchenmonitor, ist Expertin für Nachhaltigkeit, Megatrends und zukunftsrelevante Lebensweisen. Im PROFILE-Interview spricht sie über die Bandbreite grüner Konzepte und was die jüngeren Generationen heute von einer Marke erwarten.

12 PROFILE 4/2022 deutung gewinnen. Aber wie grün es denn wirklich sein muss oder soll, ist eine individuelle Entscheidung. Genauso übrigens wie Luxus. Was etwas wert ist, bestimmt nicht die Industrie, sondern die Käufer*innen und die unterschiedlichen Zielgruppen. Es geht also nicht mehr nur um zertifizierte Naturkosmetik ... Grüne Konzepte haben eine große Bandbreite. Dabei geht es natürlich um Naturkosmetik und Clean Cosmetics, aber auch darum, wie glaubwürdig und transparent eine Marke ist. Das ethische Verhalten einer Marke wird mittlerweile von immer mehr Menschen eingefordert. Für Marken bedeutet das, nicht nur über Nachhaltigkeit zu sprechen, sondern auch Haltung zu zeigen und Taten folgen zu lassen. Es geht also nicht um einzelne Maßnahmen, sondern um ein Mindset, das sich durch die komplette Marken-DNA und die Positionierung der Marke zieht. Menschen werden nicht nur immer sensibler dafür, was sie auf ihre Haut lassen, sondern auch welche ökologischen und sozialen Auswirkungen dies hat. In der Trend- und Sozialforschung spricht man neben dem ethischen Konsum mittlerweile auch vom moralischen Konsum. Menschen wollen ihren eigenen Beitrag über die Art ihres Konsums leisten. Sie selbst verwenden den Begriff „Conscious Beauty“. Was meinen Sie damit? „Conscious“ Beauty mag ich deshalb, weil er viele Facetten widerspiegelt. Auf der einen Seite die persönliche Ebene. Conscious bedeutet hier Achtsamkeit, Well Being, das eigene Wohlbefinden zu unterstützen, Prävention zu betreiben. Aber Conscious Beauty bedeutet eben auch, die Art des Produkts in Bezug auf die Wertschöpfungskette zu betrachten. Da sind wir bei dem Thema, was drin ist und wo es her kommt. Auf Kundenseite gibt es hierzu immer mehr Fragen. Natürlich informieren sich einige mehr als andere, aber die Tendenz in der Gesellschaft ist klar: Mehr Selbstbestimmung, mehr Partizipation und dafür brauche ich Informationen. Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass an unserem Werteportfolio gerade ganz gewaltig gerüttelt wird. Pandemie, Klimawandel, der Krieg in der Ukraine. All das beeinflusst unsere Wünsche und Bedürfnisse, aber auch unsere Ängste und Befürchtungen. Das macht sich in anderen Kaufmotiven bemerkbar. Conscious Beauty geht auf dieses Werteportfolio ein. Weitere Begriffe sind Circular Beauty und Waterless Beauty ... Sie zielen ebenfalls voll auf das veränderte Konsumverhalten und die Kaufmotive ab. Diese Tendenz findet sich auf unterschiedlichen Absatzkanälen und auch das Angebot von Anbieterseite nimmt zu. Es gibt viele tolle Innovationen, die letztendlich immer ressourcenschonend sind. Dabei geht nicht nur um feste Shampoos, sondern es passiert z.B. aktuell auch rund um pulverisierte Produkte sehr viel.. Und auf Konsumentenseite ist eine erhöhte Bereitschaft und Neugierde da. Dazu kommt die Sehnsucht nach Natur. Das heißt nicht, dass alle radikal „back to nature“ gehen wollen. Es gibt viele Facetten und da sind wir wieder bei Clean Cosmetics. Ist das eine Chance für Marken, neue Kunden zu gewinnen? Die Bereitschaft, neue Dinge und Marken auszuprobieren, ist durch das, was gerade passiert und wie wir uns als Gesellschaft insgesamt verändern, so groß wie schon lange nicht mehr. Darin liegt die Chance für Marken. Und es sind vor allem junge Menschen, die gerne Neues ausprobieren. Sie interessieren sich für neue Konzepte, für neue Produkte. Für Unternehmen ist es genau der richtige Zeitpunkt, das Markenportfolio zu überdenken und die Herausforderung, nachhaltig zu wirtschaften, anzunehmen. Die Frage für Unternehmen ist: Wie kann ich mich nach außen präsentieren und meine Angebote auch dementsprechend ausrichten? Das stellt dann aber auch die Parfümerie vor neue Herausforderung. Denn es geht nicht mehr nur darum, was ein Serum oder Lippenstift kann ... Es geht um den Purpose der Brand. Es geht um die Berechtigung der Marke, um ihren Beitrag für die Gesellschaft. Und da sind die jüngeren Generationen sehr interessant. Sie suchen nach einer Markenwelt, mit der sie sich voll und ganz identifizieren können und die auch ihren Überzeugungen entspricht. Es geht nicht mehr nur um das einzelne physische Produkt, sondern um eine Resonanzbeziehung zwischen Marke und Konsument*in. Bei Resonanzbeziehungen ist Partizipation ein wichtiges Thema. Ich kaufe eine Produktlinie und weiß, einTeilbetrag der Kaufsumme geht in ein bestimmtes soziales oder ökologisches Projekt. Das funktioniert auch sehr gut bei den Themen Verpackung und Recycling. ZeroWaste und Cradle-to Cradle-Ansätze verlangen von Unternehmensseite sehr viel Transparenz, aber es gibt eine Zielgruppe, die darauf anspringt. Wenn ich mich für diese Marke entscheide, verursache ich automatisch weniger Müll und ich tue sogar noch etwas Gutes, weil ein Teil meines Geldes für ein Natur- oder Sozialprojekt gespendet wird. Wie interessant ist diese Zielgruppe überhaupt für Unternehmen? 20 Prozent der deutschen Gesamtkosmetik sind grüne Konzepte, davon entfallen elf Prozent auf die Naturkosmetik. Der Rest ist noch konventionell. Die Marktsituation ist vergleichbar mit dem Foodbereich. Wir sprechen extrem viel über Bio und Gemüse, aber warum tun wir das? Es ist nur ein kleiner Teil vom Kuchen, aber es ist der Wachstumstreiber im Gesamtmarkt. Es gibt ein sehr großes Interesse bei den Konsument*innen – nicht nur im Lebensmittelhandel, sondern auch in der Kosmetik –, nachhaltig, bewusst und naturnah zu kaufen. Die Anbieterseite – also Handel und Industrie – kann dieses Potenzial nutzen. Die Tendenz ist steigend, auch auf internationaler Ebene. Wir sind mitten in einemWertewandel und letztendlich müssen es die Industrie oder auch der Handel schaffen, eine Brücke zu bauen. Nachhaltigkeit und Gesundheit sind die Themen dazu. Interview: Susanne Mittenhuber szene TRENDS Im Gespräch mit Beauty- und Nachhaltigkeitsexpertin Mirja Eckert.

13 PROFILE 4/2022 Das Valentino Beauty BORN IN ROMA Duft-Trio – BORN IN ROMA, BORN IN ROMA Yellow Dream und BORN IN ROMA Coral Fantasy – ist inspiriert von der italienischen Stadt Rom, einem Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart nebeneinander existieren. Die Düfte – jeweils DONNA und UOMO – erzählen die Geschichte der Selbstdarstellung und huldigen Menschen, die frei leben und Duft-Statements Die BORN IN ROMA-Düfte von Valentino sind Einladung und Aufforderung zugleich, sich zu entfalten,Wünsche und Träume auszuleben – für Sie und Ihn. gleichzeitig ihr Erbe antreten, indem sie den Klassiker mit dem Unerwarteten in neue Duft-Statements verwandeln. Als Hommage an die Architektur der Ewigen Stadt wurden die Flakons mit der legendären Valentino-Niete verziert – denn wie der Duft wurde auch das italienische Modehaus in Rom geboren. MAGISCHE VERBINDUNGEN Jeder Duft für sich, steht für ein sinnliches Erleben des Augenblicks. Welcher Duft des Trios gewählt wird, entscheidet die Stimmung. BORN IN ROMA DONNA mischt Vanilla Bourbon mit einem Trio aus Jasminblüten zu einem florientalen Duft. BORN IN ROMA UOMO antwortet mit einer holzigen, nach Vetiver duftenden Note mit einem salzigen, mineralischen Akkord. Der Damenduft BORN IN ROMA Yellow Dream ist ein floraler Moschusduft mit Bergamotte und Pfingstrose. UOMO setzt auf orientalisch-würzige Noten mit einem ungewöhnlichen Pfefferkuchen-Akkord. BORN IN ROMA Coral Fantasy DONNA schließlich ist eine fruchtig-blumige Kreation mit Kiwi, Orangennoten, Jasmin und Zedernholz. Der Herrenduft verführt mit Apfel, Lavandin und Muskatellersalbei und findet seinen Höhepunkt in einem rauchigen Bernstein-Finale.

14 PROFILE 4/2022 szene TRENDS Schöner kann Shopping nicht sein – Einkaufen mit Wohlfühl-Flair. Foto: istock

15 PROFILE 4/2022 Convenience- Shopping Einfache Zugänge, emotionale Ansprache: Convenience-Shopping kann heute als Konzept verstanden werden, das Kund*innen ein maximales Shopping-Erlebnis bietet – zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Für den Handel ist das heute wichtiger denn je. Das richtige Angebot im richtigen Moment

16 PROFILE 4/2022 szene TRENDS Der Begriff „Convenience“ wird gemeinhin mit „Bequemlichkeit“ oder „Zweckmäßigkeit“ übersetzt. Haftete ihm ursprünglich – mit dem Aufstieg des Convenience-Foods“ – noch der Makel der Zweitklassigkeit an, so gewinnt heute der Aspekt der „Zufriedenheit“, der in dem englischen Wort etymologisch ebenfalls steckt, an Bedeutung. Convenience, das ist ein „Rundum-sorglos-Paket“ – ein Konzept, das die Kund*innen und Verbraucher*innen von heute anspricht und ihnen das Shopping einfach macht. Große Händler haben die Idee schon perfektioniert – kleine dagegen wissen oft nicht, wie sie es schaffen, ihren Kund*innen im richtigen Moment am richtigen Ort das perfekte Angebot zu unterbreiten. ConvenienceShopping setzt vor diesem Hintergrund maximale Kundenorientierung voraus. VIELE FAKTOREN VERBESSERN DIE KUNDEN- CONVENIENCE Eine wichtige Rolle spielen dabei Experten zufolge die Kundenanforderungen nach „Do it yourself“ und „Selbstversorgung“, die heute keinesfalls nur Baumärkte erfüllen. Auf dieser Klaviatur können auch andere Branchen spielen, allen voran die Beautybranche und hier gerade auch der stationäre Handel, der während der Corona-Pandemie gezeigt hat, wie man seine (treuen) Kund*innen halten kann. Schön wäre es, wenn es für die Umsetzung des Konzepts einen „magischen Knopf“ geben würde. Doch so wie die großen Hersteller viel Management- und IT-Know-how in die Festlegung der richtigen Initiativen zur Verbesserung der Kundenerfahrung investieren müssen, so kann auch der Handel das Convenience-Shopping nur verwirklichen, wenn viele Faktoren zusammenwirken. Dabei werden Convenience-Konzept für den stationären Handel insbesondere deshalb wichtiger, weil immer mehr etablierte Hersteller bzw. deren Marken sich als „Direct-to-Consumer“ (D2C) positionieren und ihre Produkte auch über eigene Webshops vertreiben. Gerade im Beautybereich wird die Konkurrenz auch durch originäre D2C-Marken immer größer. Diese finden sich heute in fast allen Bereichen – ob Textil, Accessoires und Schuhe, Nahrungs- und Genussmittel, Möbel, Consumer Electronics, aber eben auch und gerade Beauty und Wellness. Hier bieten die Märkte ein großes Potenzial zur Personalisierung, stabile Konsummuster und eine hohe Markenrelevanz. D2C-Marken unterscheiden sich von klassischen Direktvertriebsmarken durch einen bedingungslosen Fokus auf Kund*innen und die zielgerichtete Interaktion mit diesen. Klassische Direktvertriebsmarken verkaufen ihre Produkte zwar unabhängig vom Handel, entwickeln ihre Produkte jedoch in gewissem Maß unabhängig von ihren Kunden. Demgegenüber entwickeln D2C-Marken ihre Produkte in einem agilen, von Kundenwünschen und -informationen getriebenen Prozess, stehen mit den eigenen Kund*innen kontinuierlich im Austausch und verfügen über strukturierte Kennzahlen, Prozesse und digitale Tools etabliert, die ihnen dies ermöglichen. Für die allerwenigsten etablierten Herstellermarken lohnt sich die Umstellung auf ein reines D2C-Geschäftsmodell derzeit allerdings nicht – zu hoch sind der Aufwand und die Kosten, beispielsweise um neue D2C-Vertriebskanäle in bestehende Vertriebs- und Marketingaktivitäten, Prozesse und IT-Strukturen zu integrieren, sagen etwa die Experten der Management- und Technologieberatung BearingPoint, die in einer neuen gemeinsam mit dem IIHD Institut die Wachstumschancen des Direktvertriebs untersucht haben. Weltweit existieren danach rund 25.000 D2C-Marken. Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland etwa 1.000 D2C-Marken von 400 Unternehmen in mehr als 60 Warenkategorien vertrieben werden. Die durch COVID-19 ausgelöste „Superdigitalisierung“ treibt nach Ansicht der BearingPoint-Experten das Wachstum im Direktvertrieb an. So ist der Online-Handel in Deutschland 2021 um 19 Prozent gewachsen und lag damit Schnell, frisch, bequem: Convenience- Produkte erfreuen sich in Deutschland schon seit Jahren großer Beliebtheit. Foto: istock

17 PROFILE 4/2022 mehr als sechs Prozent über dem Wachstumsdurchschnitt der letzten drei Jahre. Inzwischen umfasst der deutsche Online-Markt knapp 100 Milliarden Euro. Davon wurden 2021 bereits 40 Prozent des Umsatzes über mobile Endgeräte generiert (2019: 31 Prozent). Prof. Dr. Jörg Funder, Geschäftsführender Direktor des IIHD Institut, schätzt die Größe des deutschen D2C-Marktes bereits auf 17 Milliarden Euro – Tendenz weiter steigend. Gerade jüngere Zielgruppen kaufen gerne direkt bei Markenherstellern. „Für Gen Z-Kunden im Alter von 18 bis 24 Jahren, die sich durch eine hohe Markenaffinität auszeichnen, sind Vertrauen und Sicherheit des Direktkaufs wichtig. Dahingegen bevorzugt die Kundengruppe Gen Y im Alter von 25 bis 34 Jahren, die häufig hohe Qualität von Direktmarken bei erschwinglichen Preisen“, begründet der Handelsstratege das rasche Wachstum des D2C-Segments. Dabei sind diese Kundengruppen auch deutlich anspruchsvoller: D2C-Kunden erwarten einen deutlich differenzierten Mehrwert – seien es personalisierte Angebote, individuelle Rabatte oder ein besseres Einkaufserlebnis. Hier kann und muss der Handel mithalten ... Denn auch im Internet ist nicht alles Gold, was glänzt: Nicht jeder, der im Web bummelt, kauft auch. Vielmehr hat sich gerade durch Corona das Phänomen des „Online-Schaufensterbummelns“ weiter ausgeprägt – und das führt zu mehr Warenkorbabbrüchen. Das Phänomen ist nicht neu, aber die Pandemie hat es verstärkt. Im Lockdown nämlich, einer Phase, in der die Menschen viel Zeit hatten, verbrachten sie diese damit, „sich vorzustellen, welche Dinge sie bestellen könnten“ – das heißt: Gekauft wurde nicht automatisch. Auch im Netz gibt es also Hürden. Dazu gehören eine schlechte Nutzeroberfläche, ein verwirrender Bezahlprozess, zu wenige Zahlungsmöglichkeiten und Sicherheitsbedenken – alles Faktoren, bei denen der stationäre Handel mit besseren Angeboten punkten könnte. INNENSTÄDTE BRINGEN NACHFRAGE UND ANGEBOT ZUSAMMEN Der Handel – sei es der alteingesessene, eigentümergeführte Einzelhandel oder der Filialhandel – profitiert dabei durchaus von seiner Lage in den Innenstädten und Zentren: „Innenstädte und Zentren haben eine Vernetzungsfunktion in mehrfacher Hinsicht. Hier finden Menschen und Unternehmen zusammen, tauschen sich aus und vernetzen sich. Interessenten, Kunden und Käufer finden Waren und Dienstleistungen. Unternehmen finden Arbeitskräfte sowie kreative und innovative Köpfe. Touristen suchen Sehenswürdigkeiten, Gastronomie und öffentliche Räume auf. Diese sind auch konstitutives Merkmal der politischen Meinungsäußerung, von Kundgebungen und Protesten. Die Innenstädte und Zentren bringen auf unterschiedlichen Ebenen Nachfrage und Angebot, das Sehen und Gesehen-werden, das Hören und Gehört-werden zusammen“, heißt es im Positionspapier „Zukunft der Innenstädte“ des Deutschen Städtetages aus dem vergangenen Sommer. Die Experten verbinden diese Feststellung zurecht mit der Forderung nach neuen Innenstadtentwicklungskonzepten, die verstärkt auf die unterschiedlichen Funktionen der Innenstädte und Zentren eingehen. Dabei beklagt der Städtetag auch den in einigen Städten inzwischen „besorgniserregenden Leerstand“ in Innenstädten und Stadtteilzentren. Leerstand könne aber auch Chance sein und Gestaltungsspielräume für alle an der Innenstadt und ihrer Entwicklung Interessierte eröffnen: „Leitmotiv sollte hierbei eine auf langfristige Ziele ausgerichtete Wirtschaftlichkeit sowie eine attraktive Durchmischung vor Ort sein. Denn dies bedeutet gleichermaßen einen ideellen und kulturellen Mehrwert beim Besuch der Innenstadt als auch einen materiellen Mehrwert im Sinne der Wertschöpfung über attraktive und multifunktionale Innenstädte und Stadtteilzentren.“ Eine solche Multifunktionalität von Städten wäre jedenfalls ganz im Sinne des Convenience-Gedankens, den die Kund*innen heute wünschen. Silke Bruns Automatisch, intelligent, convenient: Roboter nehmen den Menschen inzwischen im Haushalt viel Arbeit ab. Shopping von der Hängematte heraus: Convenience auf den Punkt gebracht. Foto: istock Foto: istock

18 PROFILE 4/2022 Ein Duft schönheit MARKEN+MENSCHEN

FAME Eau de Parfum aus dem Hause Puig ist ab 15. August im Fachhandel erhältlich. DER FLAKON Ein äußerst begehrenswertes, kühnes Stück Design. Inbegriff des avantgardistischen Stils des Hauses, eine Wiederkehr der legendären Codes von Paco Rabanne. Kostbar wie ein Schmuckstück, ikonisch wie die Tasche 1969 oder verspielt wie das ultramoderne Kettenhemdkleid, das schon so viele legendäre Frauen getragen haben. Der Flakon ist aus Metall, dem charakteristischen Material des Designers. Absoluter Blickfang ist das „Kleid“, eine Verbindung aus silbernen Pailletten. DER DUFT Die Komposition, gefertigt in Grasse, ist mit Mango, Jasmin und Weihrauch äußerst innovativ. 90% der Ingredienzen sind natürlichen Ursprungs. Hinter FAME stehen die Parfumeure Dora Baghriche, Marie Salamagne, Alberto Morillas und Fabrice Pellegrin. Die Idee zu dem Duft stammt von Dora Baghriche: „Mit seiner prickelnden, würzigen Frische verkörpert Weihrauch eine olfaktorische Signatur von Paco Rabanne. Um einen völlig neuartigen Effekt zu erzielen, entschied ich mich für ein explosives Trio an Weihrauchnoten, eingehüllt in die unwiderstehliche Wärme von Vanille und Sandelholz. Um die Feminität zu betonen, wird dieser cremige Weihrauch-Akkord durch einen Jasmin von nie dagewesener Qualität, natürlich frisch und heiter sowie einer köstlichen, farbenfrohen Mangonote aufgehellt.“ DIE IKONE Verkörpert wird FAME von einer wahren Ikone: der jungen amerikanischen Schauspielerin Elle Fanning. Als FAME ist sie der Inbegriff der Weiblichkeit von Paco Rabanne. Strahlend, selbstbewusst und facettenreich wie die legendären Musen des Modeschöpfers und zugleich sehr modern. Ihre Vorbilder sind Jane Fonda als Barbarella. Audrey Hepburn in „Zwei auf gleichem Weg“. Brigitte Bardot im glitzernden Kettenhemdkleid. Françoise Hardy in einem diamantbesetzten Minikleid aus Goldplatten ... Pionierinnen einer neuen Ära der Weiblichkeit. Wahre Ikonen genauso wie der neue Paco Rabanne Duft FAME. FAME, der neue Duft von Paco Rabanne. Verspielt, sinnlich und stark - wie die jungen urbanen Frauen von heute. Der Avantgarde- Duft in einem schimmernden Flakon, angelehnt an die legendären Metall- und Kettendesigns von Paco Rabanne, ist der Inbegriff von moderner Weiblichkeit und unwiderstehlich parisienne. für Ikonen

20 PROFILE 4/2022 leben TRENDS LIEBLINGSMENSCHEN # Foto: istock

21 PROFILE 4/2022 Gute Freunde sind wunderbar. Sie nehmen einen so, wie man ist – trotz und manchmal auch gerade aufgrund der Macken, die wir doch alle haben. Das wird gefeiert – am 30. Juli mit dem Internationalen Tag der Freundschaft, und natürlich auch darüber hinaus! Für junge Menschen haben Freunde einen besonders hohen Stellenwert. Das zeigt die QVC-Zukunftsstudie „Next Home – Wie wohnt Deutschland übermorgen?“. Mehr als jeder Zweite (54 Prozent) aus der Generation Z, der nach 2000 Geborenen, wünscht sich für das Zuhause der Zukunft eine ständige Videoverbindung mit engen Freunden. Einen Unterschied zwischen analog und digital machen die Deutschen nicht mehr. „Begegnungen mit Freunden verlagern sich mehr denn je ins Metaversum“, sagt der Trendforscher und Studienleiter Professor Peter Wippermann. Gemeint ist ein persistenter, einheitlicher Raum, in dem digitale Interaktionen möglich sind, die über die physische Welt hinausgehen. Jeder zweite Deutsche (50 Prozent) möchte laut der QVC Zukunftsstudie künftig Virtual Reality nutzen, um Freunde zu treffen. Physisch an getrennten Orten, aber gemeinsam tanzen, singen und zuhören – das sieht mehr als jeder zweite Deutsche als Gewinn: 55 Prozent bauen auf Virtual Reality für Live-Events wie Konzerte oder Lesungen. NEUER TREND: ONLINE-BUDDIES Die Vorzüge der Online-Buddies liegen auf der Hand: Dass Nähe auch digital möglich ist, lehrte nicht zuletzt die Corona-Krise. Zudem erfindet sich Arbeit momentan neu. Drei Tage im Büro, zwei Tage im Home-Office sind das neue Normal. Kollegen, „Frollegen“ (= Kollegen, die auch Freunde sind) und Freunde auf einen Feierabenddrink zu treffen, wird damit komplizierter und einfacher zugleich. Komplizierter, weil spontaneDates schwieriger werden. Einfacher, weil die eigenen vierWände nicht mehr zwingend verlassen werden müssen – ein Vorteil besonders für Eltern und Alleinerziehende. Parallel sind manche Mitbürger im echten Leben extrem anstrengend. In einer computergestützten, simulierten Umgebung ist die Vielfalt steuerbar. „Angenehmen Kontakte vermitteln ein digitales Zuhausegefühl“, sagt Studienleiter Professor Peter Wippermann. Frei nach dem Motto: Hier werden meine Werte geteilt, hier darf ich sein. In der QVC Zukunftsstudie sagt knapp jeder Zweite (46 Prozent) aus der Generation Z, der nach 2000 Geborenen: Für meinen digitalen Zwilling brauche ich ein zweites Zuhause in der digitalen Welt. Die virtuelle Welt wird zum verlässlichen Hallo-Lieblingsmensch-Ort. Zuhause sein — und trotzdem verbunden mit Familie, Freunden und Bekannten: Wie Freundschaft in der modernen Welt zelebriert wird, zeigte eine aktuelle Studie.

Ring frei für ein neues aufregendes Duftpaar: Scandal Les Parfums. Die neuesten Kreationen von Jean Paul Gaultier treiben die Sinnlichkeit auf die Spitze. Intensität Pure 22 PROFILE 4/2022 schönheit MARKEN+MENSCHEN

23 PROFILE 4/2022 DIE PROTAGONISTEN Er wird von Parker Van Noord verkörpert, ein Boxer, der die DNA von Gaultier perfekt widerspiegelt. Sie wird von Imaan Hammam verkörpert, der quirligen Diva, so typisch Gaultier, die sich keine Gedanken macht, was andere von ihr denken. Parker und Imaan sind König und Königin im wohl erotischsten Ring der Welt. DIE FLAKONS Der facettenreiche Flakon von Scandal Le Parfum ist in rotem Lack getaucht. Aus der Spitze ragt ein Paar Beine hervor, das sinnliche Wiedererkennungszeichen von Scandal. Scandal pour Homme Le Parfum ist perfekt und breit geformt. Der Verschluss ist eine Krone und verkörpert Sieg und Verlangen gleichermaßen. DIE UMVERPACKUNGEN Scandal Le Parfum ist in zinnoberrotem Samt gehüllt. Die Beine sind wie ein Wappen, das sofort ins Auge fällt. Unverkennbar ist der der Schriftzug SCANDAL in pinken Lettern. Scandal pour Homme Le Parfum trägt rubinrotem Samt. Die eingravierte Krone besiegelt den Triumph. SCANDAL, mächtig in goldenen Lettern, verkündet die Show des Jahrhunderts. DIE DÜFTE Ein Duft wie ein Spiel. Ein Spiel der Verführung. Ein Spiel ganz nach Gaultier! Scandal Le Parfum von Daphné Bukey, Ane Ayo und Fabrice Pellerin ist ein sinnliches Aufeinandertreffen aus Mandarine, Jasmin und mit Noten von gesalzenem Karamell. Scandal pour Homme Le Parfum, kreiert von Quentin Bisch, Nathalie Gracia-Cetto und Christophe Reynaud, setzt ebenfalls auf die Verführungskraft von Mandarine. Dazu kommen Geranie, brauner Karamell und Tonkabohne. Scandal Le Parfum und Scandal pour Homme Le Parfum aus dem Hause Puig sind ab August im Fachhandel erhältlich.

Foto: istock 24 PROFILE 4/2022 szene TRENDS Investition in Leidenschaft In den Vereinigten Staaten hat die Zahl der offenen Stellen im Einzelhandel im vergangenen Sommer den höchsten Stand seit einem Jahrzehnt erreicht: 1,2 Millionen im August 2021 – das sind 7,1 Prozent der Beschäftigten. Zum Vergleich: Vor einem Jahrzehnt lag die Zahl der offenen Stellen bei 2,6 Prozent. Auch im deutschen Einzelhandel wird es immer schwieriger, Fachpersonal zu finden. Betroffen davon sind vor allem die personalintensiven Filialisten. Das ist das Ergebnis einer Handelsumfrage des Marktforschungsunternehmens EHI Retail Institute, das 26 Personalverantwortliche befragt hatte, vor allem aus dem Lebensmittelhandel sowie dem Branchenbereich Waren- und Kaufhäuser. Das EHI nennt in seiner Umfrage vor allem die Suche nach Fachkräften und Auszubildenden als schwierig. Rund 80 Prozent der befragten Personaler*innen gaben Probleme an, Mitarbeiter*innen zu finden. In den Filialen sei auch die Besetzung von Ausbildungsplätzen für 69 Prozent ein größeres Problem. In der Logistik und Zentrale sähe es mit 30 bzw. 15 Prozent etwas entspannter aus. Der Handel muss sich immer intensivere Gedanken darüber machen, wie er Personal gewinnt und hält. Der Weg dazu, auch und gerade in der Parfümerie, führt über eine gute Aus- und Weiterbildung – die die Leidenschaft für den Beruf entfacht.

25 PROFILE 4/2022 Das Thema Personalentwicklung steht bei den HR-Verantwortlichen der Branche weit oben auf der Agenda. Im Hinblick auf die allgemeine Arbeitsmarktsituation mit dem anhaltenden Fachkräftemangel ist es wichtig, vorhandenes Personal gezielt zu schulen und im Unternehmen zu halten sowie neue Talente mit entsprechenden Angeboten zu gewinnen. Wie die EHI-Studie „Personalentwicklung im Handel 2022“ zeigt, ist der Bereich für die befragten Unternehmen gegenwärtig von großer Bedeutung. Dies spiegelt sich schon jetzt in den Budgets wider. „Die Budgets für die Personalentwicklung sind in den letzten drei Jahren tendenziell gestiegen und eine deutliche Mehrheit der Personalverantwortlichen geht von einer weiteren Steigerung in den nächsten drei Jahren aus“, erklärt Ulrike Witt, Leiterin Forschungsprojekt Personal. Insgesamt hat für fast zwei Drittel der befragten Unternehmen (64 Prozent) die Personalentwicklung eine große oder sehr große Bedeutung. 79 Prozent sind der Meinung, dass dieser Bereich in Zukunft nochmals an Relevanz gewinnen wird. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch beim Budget für die Personalentwicklung feststellen. So ist es bei über der Hälfte der Unternehmen (52 Prozent) in den letzten drei Jahren gestiegen. Eine deutliche Mehrheit von 70 Prozent erwartet auch in den kommenden drei Jahren mehr Geld für Personalentwicklung. EXPERT*INNEN FÜR DEN ERFOLG Der Bedeutung des Faktors „Personal“ trägt auch die Parfümerie-Kooperation beauty alliance mit ihren rund 1.100 angeschlossenen Parfümerien einmal mehr Rechnung: Sie hat jetzt eine große crossmediale Kampagne für die Marke Your Beauty Professional Network (YBPN) vorgestellt, bei der die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Parfümerien Hand in Hand mit der Personalgewinnung und -entwicklung geht. Erstes Ziel: das Alleinstellungsmerkmal der YBPNParfümerien als Service- und Dienstleistungsprofis weiter in den Köpfen der Kunden zu verankern. So hat die beauty alliance unter anderem mit der Kosmetikschule de Lorenzi eine eigens zertifizierte Ausbildung konzipiert, um das hohe Ausbildungs- und Beratungsniveau dauerhaft zu gewährleisten. „Zweiter Ansatz ist es zudem, die Größe unseres Netzwerks deutlich zu machen und die YBPN-Parfümerien als besonders attraktive Arbeitgeber in ganz Deutschland zu verankern. Die Mitarbeiter des Beauty Professional Networks sind besonders qualifizierte Expert*innen der Branche und wesentlich für den Erfolg unserer Unternehmensfamilie“, so Geschäftsführer Christian Lorenz. „In Krisenzeiten zeigt sich, dass die Kund*innen die persönliche Nähe und die Expertise zu unseren Beauty Professionals schätzen und suchen. In den YBPN-Parfümerien begeistern unsere Visagist*innen, Parfümerieexpert*innen und Hautpflegespezialist*innen die Kund*innen, die mehr erwarten als nur ein Produkt oder eine Marke. Wir sind sicher, dass die Kund*innen die Leidenschaft und besondere Ausbildung unserer Mitarbeiter* innen spüren und das zahlt sich aus.“

26 PROFILE 4/2022 Ready to #WASONoFilter – eine neue Ära in der Hautpflege schönheit MARKEN+MENSCHEN

27 PROFILE 4/2022 GLOW-DUO: YUZU UND VITAMIN C Die Yuzu-Zitrone und Vitamin C sind die Glow-Stars und wichtigsten Inhaltsstoffe der beiden Produktneuheiten Glow-On-Shot-Serum und Eye Awakening Essence. Als kraftvolles Antioxidans reguliert Vitamin C die Bildung von überschüssigem Melanin, das durch den Einfluss von Sonnenlicht und oxidativen Stress entsteht. Yuzu-Extrakt unterstützt die natürliche Produktion von Hyaluronsäure und versorgt die Haut mit intensiver Feuchtigkeit. Beide Produkte enthalten zudem Shikuwasa-Extrakt. Der Schlüsselwirkstoff der Waso-Produkte stärkt die Hautschutzbarriere und hält sie in Balance. SOFORT-EFFEKT Das Glow-On-Shot-Serum verhilft der Haut zu einem vitalen Aussehen voller Leuchtkraft. Die Zwei-Phasen-Formulierung mit einer Superfood-Öl-Mischung aus Traubenkern-, Hagebutten-, Sesam- und Sonnenblumenöl aus biologischem Anbau wird sofort von der Haut aufgenommen. Eye Awakening Essence enthält zusätzlich Sternfrucht-Extrakt gegen Schwellungen und ist ein FeuchDie erfolgreiche No-Filter-Kollektion Waso von Shiseido wird um zwei weitere Produkte ergänzt: Glow-On-Shot-Serum und Eye Awakening Essence. Die minimalistische Waso-Routine konzentriert sich auf einen strahlenden Teint – ganz ohne Make-up. tigkeits- und Glow-Shot für müde Augen. Das leichte Gel mit Mikropartikeln verleiht durch das enthaltene Menthol sofort ein Gefühl von Frische und sorgt für einen Frische-Boost. NO-FILTER-BEAUTY Die beiden Neuheiten sind wie alle WASO-Produkte seit dem Relaunch im Jahr 2021 clean und vegan und somit perfekt auf Bedürfnisse und Erwartungen der jüngeren Generationen abgestimmt. Verwendet werden nur Inhaltsstoffe, deren Hautnutzen anerkannt ist. Alle Produkte kommen ohne Filter aus. VERPACKUNG MIT VERANTWORTUNG Die Verschlusskappen stammen aus 30 Prozent wiederverwerteten Reisschalen. Die Umverpackung stammt aus Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Alle Tiegel bestehen zu 95 Prozent aus recyceltem Kunststoff. Für das neue GlowOn-Shot-Serum wurde Glas verwendet.

Sie gehören führenden Dufthäusern an, seltener sind sie bei den Marken an sich angestellt, hin und wieder agieren sie auch als Freiberufler: Der Beruf der Parfümeur*in gehört sicherlich zu den schönsten der Welt. PROFILE stellt die kreativen Köpfe, die vielbeschworenen „Nasen“, hinter einigen besonderen Düfte dieses Jahres vor – ganz besondere Menschen, die Düfte aus Emotionen schaffen und Emotionen über Düfte vermitteln. 28 PROFILE 4/2022 special PARFÜMEURE Duft Kunstwerk ein Jeder NARCISO Eau de parfum cristal Parfümeurin: Natalie Gracia-Cetto Dufthaus: Givaudan Launch Mai 2022 Unternehmen: Shiseido

„Das neue NARCISO Eau de Parfum Cristal taucht ein in unser tiefstes Inneres. Der Duft bringt das wahre Ich der Trägerin zum Vorschein und reflektiert ihre authentische Persönlichkeit. Meine Vision war die Kreation eines Dufts, der das innere Leuchten einer Frau verkörpert und ihre natürliche Schönheit und Sinnlichkeit widerspiegelt.“ Natalie Gracia-Cetto 29 PROFILE 4/2022 Foto: NARCISO Eau de Parfum Cristal/Givandau

30 PROFILE 4/2022 special PARFÜMEURE Sie hat bereits viele sehr erfolgreiche Düfte für Dior, Chloé, Jean Paul Gaultier, Boucheron, Dolce & Gabanna, Burberry oder Coach kreiert: Natalie Gracia-Cetto, gebürtig in Grasse, promovierte Pharmakologin. An ihrer Arbeit als Parfümeurin liebt sie am meisten das Umsetzen von Emotionen und Erinnerungen in Düfte – für sie „eine wahre Freude und eine große Herausforderung“. Jetzt hat die Musik-, Literatur- und Fotografie-Liebhaberin zum ersten Mal mit Narciso Rodriguez Fragrances zusammengearbeitet – für den jüngsten Duft der Marke, NARCISO Eau de Parfum Cristal. Die Handschrift von Natalie sind ausdrucksstarke Düfte mit Klarheit und Finesse – und genau das spiegelt auch ihre neueste Kreation wider. Das Konzept hinter dem Duft nennt sich „olfaktorische Extimität“: „Immer mehr Frauen wollen in erster Linie für sich selbst wahrgenommen werden und ihre Persönlichkeit zur Geltung bringen. Sie sind auf der Suche nach Flüssigkeit, Lesbarkeit, Minimalismus, Weichheit, mühelosem Chic und vor allem Authentizität. Es geht nicht darum, sich durch das Parfüm zu verwandeln, sondern sich einfach durch das Parfüm ausdrücken zu lassen“, beschreibt Natalie Gracia-Cetto ihre Vision. Umgesetzt hat sie ihre Idee „durch einen strahlenden Auftakt des Duftes, ein reines und zartes Herz und einen sinnlichen und fleischlichen Drydown.“ Oft versprechen Düfte, Frauen zu verwandeln, doch mit NARCISO Eau de Parfum Cristal hat die Parfümeurin einen Duft kreiert, „der Frauen sublimiert, ohne sie zu verändern“. Dieser Ansatz ist neu und Natalie Gracia-Cetto erläutert ihn wie folgt: „Wir wissen, dass sich die tiefe und emotionale Beziehung zwischen Verbrauchern und Parfums verändert hat. Es gibt ein echtes und wachsendes Bedürfnis nach Intimität, das von den auf dem Markt befindlichen Marken nicht wirklich befriedigt wird. Die Verbraucher sind zunehmend kritisch gegenüber gesättigten Düften. Die Zeit ist reif für einen anderen Ausdruck von Macht. Anstelle einer starken, kraftvollen Wirkung gibt es heute ein ungedecktes Bedürfnis nach einer diffusen und luftigen Präsenz, die für die Menschen um einen herum überhaupt nicht aggressiv ist.“ Die Parfümeurin ist bekannt dafür, mit natürlichen Rohstoffen zu arbeiten. Die Herausforderung dabei besteht darin, keine Kompromisse beim Dufterlebnis eingehen zu müssen. „Ich bin der festen Überzeugung, dass die Klassiker von morgen auch naturbewusst sein müssen: Die Verbraucher wünschen sich zunehmend kreative Düfte, die mit einem bewussten, authentischen, transparenten und verantwortungsvollen Ansatz entwickelt werden“, so Natalie Gracia-Cetto. „Naturstoffe sind wertvolle Ressourcen. Wir sind bestrebt, unsere Palette mit innovativen Naturparfüms zu bereichern und weiterzuentwickeln, die aus verantwortungsvollen Quellen stammen und mit Respekt vor der Natur und der Artenvielfalt hergestellt werden. Es ist so aufregend, die Möglichkeit zu haben, Kund*innen mit neuen Duftkreationen zu verzaubern, die im Einklang mit der Natur stehen, mit Helden-Inhaltsstoffen, die weniger Energie und Ressourcen verbrauchen und die Umwelt weniger belasten.“ ZWEI IKONEN AM WERK Zwei Ikonen unter den Parfümeuren zeichnen für zwei weitere Düfte verantwortlich, die in diesem Jahr, beide im Februar, auf den Markt gekommen sind: Nathalie Lorson, eine brillante Duftkomponistin, für die Parfüm Genuss ist, kreierte Black Opium Eau de Parfum Il-

S 31 PROFILE 4/2022 licit Green; Alberto Morillas interpretierte CK Everyone neu. Die beiden Düfte sind auch das Ergebnis von zwei, zum Teil ungewöhnlichen Kooperationen. Mit Black Opium Eau De Parfum Illicit Green hat YSL Beauty einen verrückten, experimentellen Duft-Mocktail in die Nachtszene gebracht. Ein knackiger, grüner Pflanzen-Akkord, der eine belebende Frische in die Black OpiumSignatur aus schwarzem Kaffee-Akkord, sinnlichen weißen Blüten und hypnotischer Vanille einbringt. Der neue Duft geht auf die Zusammenarbeit zwischen zwei inspirierenden, talentierten Frauen zurück. Die Meisterparfümeurin Nathalie Lorson – Teil des Quartetts von Parfümeuren, die das ursprüngliche Eau de Parfum kreierten – hat sich mit Mixologin Margot Lecarpentier zusammengetan, Inhaberin von Comat Belleville und Gewinnerin der Cocktails Spirits Paris Awards 2019 für die einflussreichste Barkeeperin und die einflussreichste Bar. Für Nathalie Lorson ein wirkliches Experiment: „Es war sehr gewagt, anders und innovativ uns zusammenzusetzen, um diesen neuen Duft zu kreieren.“ Margot Lecarpentier war gleich begeistert: „Die Begegnung mit Nathalie fühlte sich sehr natürlich an und wir waren überrascht, wie nah unsere Expertisen beieinander lagen.“ Armanis „Acqua di Gio“, Kenzos „Flower“, Marc Jacobs´ „Daisy“ … Die Liste der erfolgreichen Düfte, die Meisterparfümeur Alberto Morillas kreiert hat, ist lang. Es ist daher wahrlich keine Überraschung, dass der Meisterparfümeur der erste Parfümeur war, der von der Fragrance Foundation mit dem angesehenen Lifetime Achievement Award ausgezeichnet wurde. „Seine lebenslange Zusammenarbeit mit Forschungs- und Entwicklungschemikern und sein enzyklopädisches Wissen über die Geschichte des Parfüms ermöglichen es ihm, innovative natürliche Techniken mit bahnbrechenden synthetischen Molekülen zu verbinden, von denen er viele zum Leben erweckt hat, um wahre Kunstwerke zu schaffen“, schreibt sein Arbeitgeber, das Dufthaus Firmenich, über den Parfümeur der Extraklasse. 1994 erschuf Morillas für Calvin Klein das „CK One“. Revolutionär ist der Duft auch deshalb, weil er als Wegbereiter für den immer größer werdenden Markt der Unisex-Düfte fungierte. Für die olfaktorische Neuinterpretation in diesem Jahr setzte Calvin Klein erneut auf Alberto Morillas, der den Duft in Zusammenarbeit mit den Parfümeuren Franck Voelkl und Gabriela Chelariu kreierte. Gemeinsam konzipierten die drei mit CK Everyone Eau de Parfum einen holzig-zitrusartigen Unisex-Duft, der den Elementen von CK Everyone EDT eine neue Dimension verleiht. Black Opium Eau de Parfum Illicit Green Parfümeurin: Nathalie Lorson Dufthaus: Firmenich Launch: Februar 2022 Unternehmen: Yves Saint Laurent Beauty, L´Oréal Luxe CK Everyone Eau de Parfum Parfümeur: Alberto Morillas Dufthaus: Firmenich Launch: Februar 2022 Unternehmen: Coty Foto: Firmenich Foto: Eau de Parfum Illicit Green

„Pure Water ist eine Kreation, die von einer Reise ans Meer im Frühling inspiriert ist. Die salzige Brise des Meeres vermischte sich mit dem angenehmen Duft der Blumen und erzeugte einen zarten, unvergesslichen, frischen Nebel. Als Hommage an diese Erinnerung habe ich den Jasmin Absolute India LMR zum Herzstück dieses Duftes gemacht, denn seine Blüten werden zart und einzeln gepflückt, was die leichte und helle Aura dieses Parfums hervorruft.“ Paul Guerlain 32 PROFILE 4/2022 special PARFÜMEURE CLEANE DÜFTE ALS NEUE HERAUSFORDERUNG Seit einigen Jahren sehen sich die Parfümeure vor eine neue Herausforderung gestellt: die Kreationen von cleanen Düften. Die hej:pure-Düfte von Mäurer & Wirtz gehören in diese neue Duftkategorie. „pure flower“, „pure wood“ und „pure water“ heißen die drei Düfte, die das Stolberger Haus im Juni dieses Jahres lanciert hat. Jeder Duft ist von einem renommierten Parfümeur kreiert worden, darunter Paul Guerlain, der für „pure water“ verantwortlich zeichnet. Er stammt tatsächlich auch aus jener Parfümeursfamilie, die sich in der Branche nicht nur in Frankreich, sondern auf der ganzen Welt einen Namen gemacht haben. Sein Nachname steht für erstklassige Parfümerzeugung aus Frankreich. Er wird mit Düften, Reisen und Schönheit assoziiert. Paul hat seinen Namen nie als Last oder Erleichterung empfunden. Er ist ganz einfach Teil seiner Geschichte, seiner Erinnerungen und seiner Person. Er erzählt von seiner ersten Reise mit seinem Großvater. Paul war fünf Jahre alt. Sie reisten zusammen nach Mayotte im Indischen Ozean, um die dortigen Vanille-, Nelken- und Kaffirlimettenplantagen zu besuchen. Er streifte im Haus umher und roch die Destillationen, die gerade im Gange waren. „Das sind meine ersten Duft-Erinnerungen: YlangYlang in Mayotte, als ich fünf war. Daran werde ich mich bis an mein Lebensende erinnern.“ Und auch wenn die Familie zu Hause nie von der Arbeit redete, waren Düfte allgegenwärtig. „Ich wurde in eine Familie von Parfümeuren hineingeboren. Also habe ich schon als kleiner Junge, im Alter von etwa fünf Jahren, unheimlich viele Dinge mit meiner Nase wahrgenommen. Ich war jeden Mittwoch nach der Schule bei meinem Großvater und erlebte ihn bei der Arbeit. Wir redeten jedoch nie über seinen Beruf. Er brachte mir nie etwas bei. Aber durch ihn kam in mir der Wunsch auf, auch Parfümeur zu werden. Das Geheimnisvolle, ihm dabei zuzuschauen, wie er die unterschiedlichsten Dinge roch, und mich dann zu fragen, was er denkt, wie er etwas kreiert – das faszinierte mich. In seinem Haus sah ich all die aufgereihten Duftstreifen und fühlte mich, als ob ich in einer orthodoxen Kirche wäre, so sehr war die Luft mit Düften gefüllt.“ Als Kind verliebte sich Paul in Parfüm. Er tauchte in die Geheimnisse und Stille ein, die es umhüllen. Er entdeckte eine Beziehung, ein Haus, eine Vergangenheit und Gemälde in den seltensten, üppigsten Geruchsnoten, die er wie eine einzigartige Form stummer Musik wahrnahm. Paul Guerlain will mit so vielen Rohmaterialien wie nur möglich experimentieren. „Ich halte meine Augen und Riechzellen weit offen und nehme alles an, was mich als Parfümeur weiterbringt.“ Doch seine Vorliebe für Vetiver ist schon lange kein Geheimnis mehr: „Ich verehre Vetiver und alle Arten von Balsam. Sie gehören zu meiner Kindheit, meiner Familie. Darum muss ich natürlich ein klein wenig Abstand nehmen und meinen Horizont erweitern. Doch gleichzeitig liebe ich diese Materialien, also werde ich sie nicht außer Acht lassen. Parfüm ist wie deine Muttersprache. Es gibt Düfte aus deiner Kindheit, die für immer in dir sind. Der Geruch eines Hauses zum Beispiel. Mein Großvater hat oft gesagt, Gerüche seien die intensivste Form der Erinnerung. Und es stimmt. Gerüche können sofort Bilder oder Erinnerungen hervorrufen. Ich sehe die Welt durch meine Nase. Ich wache morgens auf und rieche meine Haut. Anders könnte ich nicht leben.“ „PARFÜMEURE SIND ENTDECKER“ Der Schöpfer von hej:pure „pure water“ ist einer der Schaffenden, die sich für den Dialog einsetzen – Künstler, preisgekrönte Chefköche, Winzer. Ihnen gemein ist der Aufbau von Beziehungen. So definiert er Kunstwerke, eine exquisite kulinarische Kreation, einen Wein, ein Parfüm: „Wir alle wollen einen Dialog zwischen den Materialien entfachen. Wir greifen dafür natürlich auf unsere eigenen Tools zurück, aber das Gefühl ist dasselbe, das Zusammenspiel von Erinnerungen ist dasselbe und wir teilen dasselbe Verlangen, die Menschen mit unseren Endprodukten zu begeistern und ihnen eine angenehme, wohlige Erfahrung zu bieten. Wir treffen aufeinander. Wir sprechen dieselbe Sprache. Wir alle wollen etwas ausdrücken, in Form von Düften, Geschmack oder visuell. Auf jeden Fall ohne Worte. Uns geht es um Emotionen und darum, etwas in einem hervorzurufen. Ich glaube, deshalb habe ich diesen Job. Ich möchte etwas Schönes schaffen. Es ist ein persönlicher, fast egoistischer Prozess. Parfümeure sind Entdecker.“ Pauls Plan ist es, bis an sein Lebensende Entdecker zu bleiben.

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