Profile 5-2022

Die Hände in die Hüfte gestemmt, die geballte Faust nach oben gereckt – den meisten Menschen sind solche klassischen Sieges- und Machtdemonstrationen fremd. Trotzdem sollte man sich mit ihnen beschäftigen. Denn das bewusste Power Posing stärkt das Selbstbewusstsein erheblich. Ein entscheidendes Kundengespräch oder eine wichtige Präsentation steht an. Wer angesichts der bevorstehenden Aufgabe von Selbstzweifeln geplagt wird, sollte zuhause ruhig einmal die Muskeln spielen oder den Boss raushängen lassen. Damit ist allerdings nicht gemeint, die eigene Familie in Angst und Schrecken zu versetzen oder für Irritationen zu sorgen. Das sogenannte Power Posing findet vielmehr im stillen Kämmerlein statt. Das heißt zum Beispiel, sich vor dem wichtigen Teammeeting mit verschränkten Händen im Nacken lässig im Schreibtischstuhl zurücklehnen. Es ist eine Pose, die ganz klar Überlegenheit ausstrahlt und zum Ziel hat, den gegenübersitzenden Menschen klein zu machen beziehungsweise dessen Aussagen in Zweifel zu ziehen. Wer eine solche Haltung einnimmt, fühlt sich stark und das funktioniert offenbar auch, wenn man nur „spielt“, es also überhaupt kein Gegenüber gibt. Stark und selbstbewusst zu sein, das können sich viele durchaus vorstellen – aber eben nur in Gedankenspielen. Das Power Posing hilft dabei, dass es nicht nur beim Wunschgedanken bleibt. Denn dominante oder aufrechte Körperhaltungen führen dazu, dass sich Menschen selbstsicherer fühlen und sich womöglich auch entsprechend verhalten. Was einzelne kleine Studien bereits nahegelegt haben, zeigt nun deutlich eine neue Auswertung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Universität Bamberg und der Ohio State University. Für die Analyse wertete das Team Daten aus rund 130 Experimenten mit insgesamt 10.000 Personen aus. STUDIEN BESTÄTIGEN POWER POSING- EFFEKT Der Einsatz von Körperhaltung und Körpersprache ist in der Psychologie ein beliebtes Werkzeug: „In der Therapie kann es dabei helfen, dass Menschen sich sicher fühlen und positive Gefühle erleben“, sagt der Psychologe Robert Körner von der MLU und der Universität Bamberg. Auch beim sogenannten Power Posing geht es um die Frage, inwiefern sehr plakative Posen die Gefühle und den Selbstwert einer Person beeinflussen können. Ein typisches Beispiel für eine solche Körperhaltung ist die Siegerpose mit ausgestreckten Armen, die laut Studien das Selbstbewusstsein steigern soll. Tatsächlich zeigte sich, dass es einen Zusammenhang zwischen einer aufrechten Körperhaltung oder Power Posing und einer positiveren Selbstwahrnehmung gibt. „Eine dominante Körperhaltung kann also zum Beispiel dazu führen, dass man sich selbstbewusster fühlt“, bestätigt auch die Persönlichkeitsforscherin Prof. Dr. Astrid Schütz von der Universität Bamberg. CRISTIANO RONALDO MACHT ES VOR Welche Wirkung bewusst eingesetztes Power Posing hat, lässt sich am Fußballer Cristiano Ronaldo studieren. Breitbeinig, die Hände in die Hüfte gestützt – das ist seine typische Körperhaltung vor einem Freistoß oder einem Elfmeter. Er macht sich damit größer und breiter, als er Foto: iStockphoto 33 PROFILE 5/2022 fürs GUT EGO

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