Profile 5-2022

Ob Mobilität, Fashion oder Urlaubsdomizil – knapp ein Drittel der Deutschen nimmt regelmäßig Sharing-Angebote in Anspruch. „Dinge zu nutzen, ohne sie zu kaufen, ist fester Bestandteil meiner Kaufüberlegungen geworden“, sagte die Hälfte der Befragten einer repräsentativen Online-Befragung, die von Prof. Peter Wippermann vom Trendbüro im Auftrag des Textildienstleisters Mewa durchgeführt wurde. Sogar zwei Drittel der Befragten (65 Prozent) gab an, dass „Leihen, Teilen und Wiederverkaufen einem neuen Lebensgefühl entspricht.“ Damit zeigt sich: Vor dem Hintergrund des Klimawandels, einer fortschreitenden Digitalisierung und den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie hat Sharing bei Konsument*innen an Bedeutung gewonnen. Mieten, leihen, teilen und wiederverkaufen hat den Mainstream der Deutschen erreicht. NACHHALTIGKEIT STEHT IM FOKUS Lockdown und Mittelknappheit während der Corona-Krise haben offenbar viele Konsument*innen dazu gebracht, über einen alternativen Konsum nachzudenken. Ein Drittel (34 Prozent) der befragten Verbraucher*innen gibt an, sie würden „jetzt mehr Produkte innerhalb des Freundeskreises sowie mit Nachbarn und Bekannten teilen und tauschen als vor der Pandemie.“ Vielen geht es dabei um Nachhaltigkeit. So sagen 71 Prozent der Befragten, sie wollen durch das Sharing „Ressourcen effektiver nutzen, um auf den Klimawandel reagieren zu können“. Die wirtschaftlichen Vorteile spielen bei 70Prozent derKonsument*innen eine wichtige Rolle. Zum alternativen Konsum zählt auch der Second Hand-Kauf. In den 70er und 80er Jahren eine oft genutzte Einkaufsform verschwand das Bewusstsein für Produkte aus zweiter Hand bzw. wurde zur Nische, durchaus auch im Luxusbereich. Jetzt jedoch scheint der Trend wieder aufflammen. Aus Second Hand wird dabei Second Chance: 77 Prozent der deutschen Konsument*innen wollen, dass Gegenstände so lange wie möglich genutzt werden, zeigt das aktuelle Konsumbarometer 2022 „Circular Economy“ von Consors an. Und ein zweites Buzzword ist zu hören: das Second Income. In Zeiten steigender Preise sehen die Menschen in der Kreislaufwirtschaft auch eine Chance, selbst aktiv in den Handel mit gebrauchten Gütern einzusteigen. 29 Prozent der Deutschen verkaufen inzwischen mehrmals im Monat Secondhand-Produkte. 34 Prozent der befragten Deutschen wollen damit zusätzlich Geld verdienen. Auffällig ist, dass der Anteil der Privatverkäufer*innen bei der jungen Generation überdurchschnittlich hoch ist. In Deutschland sind rund 60 Prozent der 18- bis 34-Jährigen aktiv tätig. Das wiederum schafft Luft für den Einkauf im Geschäft. Wie ein aktuelle „momox Second Hand Report 2022“ für Bücher und Medien zeigt, gehört der Kauf von Second Hand in Deutschland in diesem Segment mittlerweile zur Selbstverständlichkeit: Das sagen immer 59 Prozent der Teilnehmenden. Second Hand hat sein Schmuddel-Image dabei verloren. Denn 84 Prozent der Befragten geben an, dass sie gebrauchte Artikel auch verschenken würden. Dabei ist es 76 Prozent allerdings wichtig, dass der Zustand der Artikel gut oder sehr gut ist. AUCH LUXUS WIRD GETEILT Das neue alte Konzept erobert unterdessen auch die Textil- und Modebranche: 40 Prozent der weiblichenBefragtenderTrendbüro-Studie haben bereits Secondhandmode gekauft, verkauft oder geteilt. Männliche Personen sind mit 28 Prozent aktiv dabei. Temporär benötigte Outdoor- oder Sportausrüstung mieten, leihen oder tauschen 26 Prozent der Konsument*innen im Alter 16 bis 24 Jahre (Generation Z), 16 Prozent im Alter 25 bis 42 Jahre (Generation Y) und sechs Prozent im Alter 43 bis 60 Jahre (Generation X). Luxus spielt auch hier eine wichtige Rolle: Abo-Kollektionen im Luxusbereich nutzen immerhin zehn Prozent der Befragten. Foto: iStockphoto Foto: Dmitry Dreyer/Unsplash 41 PROFILE 5/2022

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