INTERVIEW Dorothee Feller, Ministerin für Schule und Bildung in Nordrhein Westfalen Ein Digitalpakt 2.0 muss bürokratiearm sein Frau Feller, mit dem Slogan „Bildungsland NRW“ unterstreicht die Landesregierung ihr Engagement für Bildung und Chancengerechtigkeit. Welche Idee steckt dahinter und wie wird sie umgesetzt? Bildung hat für diese Landesregierung oberste Priorität. Auch in Zeiten knapper Kassen wird bei Kindern und Jugendlichen nicht gespart. Nordrhein-Westfalen investiert so viel wie nie zuvor in die Bildung der jungen Generation, das sind konkret mit dem Schuletat 2025 insgesamt 24,5 Milliarden Euro und damit im Vergleich zum Vorjahr 2,2 Milliarden Euro mehr. Unser Etat ist damit weiterhin der größte Einzelposten im Landeshaushalt. Zudem legen wir den Fokus vor allem auch auf die Bekämpfung des Lehrermangels und die Verbesserung der Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern. Wir haben es mit unserem 34 Maßnahmen umfassenden Handlungskonzept unter anderem geschafft, in den vergangenen knapp zweieinhalb Jahren 7 400 Menschen mehr an unsere Schulen zu bringen. Mit Angeboten wie der Lesezeit von dreimal 20 Minuten, dem Leseraum Online, der Mathe-Anwendung Divomath und dem Programm „MindOut“ fördern wir gezielt die Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen im Lesen, Schreiben und Rechnen sowie ihre sozialemotionalen Kompetenzen. Und um Schulen in herausfordernden Lagen zu unterstützen, setzen wir das von Bund und Ländern gemeinsam getragene Startchancen-Programm konsequent um. Demokratiebildung, Medienkompetenz und Integration von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund hängen zusammen und genießen hohen bildungspolitischen Stellenwert. Mit welchen Konzepten trägt Schule dem in NRW Rechnung? Vieles davon gehört in der Tat zusammen – und deshalb drehen wir auch an vielen Stellschrauben. So motivieren wir Schulen mit dem Programm YourVision, das wir gemeinsam mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung ins Leben gerufen haben, zur Entwicklung neuer demokratischer Beteiligungsformate in der Schule. Es gibt noch ganz viele weitere Programme, die wir initiiert haben oder an denen wir beteiligt sind. Einen Überblick liefert die Seite www.qua-lis.nrw.de/demokratie-in-schule-nrw. An den Schulen helfen mittlerweile weit mehr als 7 000 zu Medienscouts ausgebildete Schülerinnen und Schüler, andere Schülerinnen und Schüler mit den Risiken sozialer Medien vertraut zu machen. Dieser Peer-to-Peer-Ansatz ist sehr erfolgreich und kommt bei den jüngeren Schülerinnen und Schülern sehr gut an. Zudem haben wir jüngst klare Empfehlungen auch anhand einer exemplarischen Handyordnung veröffentlicht, um Schulen beim Umgang mit Handys und Smartphones, aber auch Smartwatches zu unterstützen. Bis zum Herbst sollen sich unsere Schulen – unter Einbeziehung der gesamten Schulgemeinde, also auch der Schülerinnen und Schüler sowie der Eltern – klare, verbindliche und altersangemessene Regeln für die private Handynutzung geben. Für die Grundschulen empfehlen wir, dass die Handys den gesamten Schultag in der Tasche bleiben sollen. Und wir kümmern uns intensiv darum, die Schulen bei der Integration neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler zu unterstützen. Zum Beispiel mit konkreten Informationen, Webinaren und einem Schulnetzwerk zur Alphabetisierung. Der Digitalpakt 2.0 sieht in seiner aktuellen Form die hälftige Kostenübernahme durch die Länder vor, wobei viele Mittel durch bestehende Maßnahmen gedeckt werden können. Läuft der Digitalpakt Gefahr, hinter den Erwartungen zurückzubleiben und Ungleichheiten weiter zu verschärfen? Der erste DigitalPakt Schule war ein großer Erfolg. Allein in Nordrhein-Westfalen haben EU, Bund, Länder und Kommunen in den vergangenen Jahren weit über eine Milliarde Euro investiert, um die Digitalisierung der Schulen voranzutreiben. Trotz der politischen Übergangssituation in Berlin ist es Bund und Ländern in Lehrerinnen und Lehrer geben alles für ihren Beruf. Dorothee Feller © Klaus Altevogt 24 FOKUS vbob Magazin | dbb seiten | Mai 2025
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