Lehrkräftebildung Der Lehrkräftemangel erfordert hohe Standards Überfüllte Klassenzimmer, Unterrichtsausfall, fachfremder Unterricht und überlastete Lehrkräfte – der Mangel an qualifizierten Lehrkräften an deutschen Schulen ist unübersehbar. Zwar variieren die Prognosen zur Lehrkräfteversorgung je nach Studie, doch im Kern sind sich alle einig: Der Mangel ist gravierend. Lehrerinnen und Lehrer bilden das Fundament des Schulsystems. Ihre Qualifikation, Kompetenzen und Haltung prägen maßgeblich die Bildungsbiografien von Schülerinnen und Schülern. Fehlt es an gut ausgebildetem Personal, leidet das gesamte System. Diese Entwicklung wird regelmäßig durch internationale Vergleichsstudien bestätigt: Deutschland schneidet bei der Bildungsqualität häufig nur mittelmäßig ab. Die PISA-Studie von 2023 markierte einen neuen Tiefpunkt. Die Kompetenzen der 15-Jährigen fielen auf die niedrigsten Werte seit Beginn der Erhebungen. Während der sogenannte „PISA-Schock“ 2001 noch breite gesellschaftliche Debatten auslöste, blieb die Reaktion 2023 erstaunlich verhalten. Ein solches Abschneiden in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt ist ernüchternd. Lange Zeit wurde der Lehrkräftemangel auf politischer Ebene kleingeredet. Die Kultusministerkonferenz (KMK) versäumte es, rechtzeitig wirksame Maßnahmen zu ergreifen – mit erheblichen Folgen. Inzwischen hat jedoch ein Umdenken eingesetzt. Im März 2024 beschloss die KMK ein Maßnahmenpaket zur Gewinnung zusätzlicher Lehrkräfte und zur strukturellen Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung. Ein zentraler Bestandteil: die Öffnung des Berufs für Bewerberinnen und Bewerber mit nur einem Unterrichtsfach. Zudem wurde die Möglichkeit auf ein duales Lehramtsstudium eröffnet, das eine parallele, verkürzte Verbindung von Studium und Vorbereitungsdienst vorsieht. Auch der Quereinstieg wurde durch KMK-Empfehlungen zu entsprechenden Masterstudiengängen gestärkt. Zwischen Reformdruck … Kritik an diesen Reformen kommt unter anderem vom dbb beamtenbund und tarifunion. Besonders in Zeiten des Mangels, so die Argumentation, dürfe die Qualität der Ausbildung nicht leiden. „Die Zweiphasigkeit der akademischen Ausbildung, eine angemessene Dauer des Vorbereitungsdienstes und das Zwei-FachLehramtsstudium bilden das Fundament der Lehrkräftebildung. Gerade angesichts der zahlreichen Herausforderungen an unseren Schulen ist eine hochwertige Ausbildung essenziell, um die Bildungsqualität zu sichern“, betont Simone Fleischmann, stellvertretende Bundesvorsitzende des dbb und des Verbands Bildung und Erziehung (VBE). In der klassischen, zweiphasigen Ausbildung erwerben Lehramtsstudierende zunächst an einer Universität theoretisches Wissen, bevor sie im schulischen Vorbereitungsdienst praktische ErfahModelfoto: Artem Zakharov/Colourbox.de 28 FOKUS vbob Magazin | dbb seiten | Mai 2025
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