vbob Magazin 5/2025

Lernenden als beispielsweise am OSZ in Berlin. Dort gibt es teilweise vier oder fünf Parallelklassen, die alle den gleichen Beruf lernen. Die Kehrseite ist, dass es manchmal nicht leicht ist, das Schuljahr zu planen. Die Schülerzahl hängt an der Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge. „Wir sind manchmal sehr knapp unter der Grenze, ab der wir eine Parallelklasse eröffnen. Dann wird es eine sehr große Klasse.“ Deswegen machen die Schulen Werbung in dem Sinne, dass diejenigen, die hierhergehören, auch hierherkommen. Einige gehen eben lieber im nördlichen Berlin zur Schule als in Brandenburg. Das ist der Konkurrenzkampf, obwohl in der Berufsschule in Pankow die Fachausstattung nicht zwingend besser ist als am OSZ II, aber eben regelmäßiger genutzt wird, weil mehrere Klassen damit arbeiten. Gute Gründe für eine gute Ausstattung Und wenn die Ausstattung nur einmal im Jahr genutzt wird, fragt der Schulträger, der Landkreis Barnim, dann vielleicht auch einmal nach, „warum man da jetzt Geld ausgeben solle“, erzählt Haase von den alltäglichen Schulleiterproblemen. „Aber mit unserem Schulträger haben wir bisher immer gute Erfahrungen gemacht.“ Dort erkenne man die Wichtigkeit der beruflichen Bildung und damit der beiden OSZ im Landkreis an. Am OSZ II hier in Eberswalde finden sich die gewerblich-technischen Berufe, während am OSZ I in Bernau bei Berlin eher die kaufmännischen Berufe und medizinischen Fachangestellten angesiedelt sind. Die Ausstattung ist eine wichtige Komponente in der Qualität einer Berufsschule. Ist sie auf dem aktuellen Stand, sodass die Auszubildenden eine zeitgemäße Ausbildung erhalten können? Und zahlt der Schulträger für die modernste Ausstattung, wenn diese nur von einer kleinen Klasse pro Jahr genutzt wird? Und woher wissen die Auszubildenden überhaupt, ob eine Schule top ausgestattet ist? Oder entscheidet doch eher die Lage der Schule? Diese sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren begründen, dass die Berufsschulen auch in Konkurrenz zueinander stehen. Ein Problem entstehe beispielsweise, wenn Betriebe in Eberswalde sich für Auszubildende entscheiden – und dann ist die Berufsschule im über 150 Kilometer entfernten Brandenburg an der Havel. „Wir müssen versuchen, das alles miteinander zu verbinden und die modernste Ausrüstung zu haben, damit wir Schritt halten und unseren Ruf als gute Schule erhalten können“, erklärt Schulleiter Haase. Ein weiteres großes Problem ist der Verlust von Unternehmen, von Arbeitsplätzen und damit auch von Ausbildungsplätzen. Besonders in der Metallindustrie hat die Region in den vergangenen Jahren große Betriebe verloren, etwa im Kranbau oder mit dem Ausbesserungswerk der Deutschen Bahn. Mit der Werksschließung des Windkraftanlagenbauers Senvion gingen 2017 nach Medienberichten rund 1 000 Jobs auf einen Schlag verloren. Das wirkt sich direkt auf die Auszubildendenzahlen und damit auf die Größe der Klassen am OSZ II aus. Nach der auf die Wende folgenden drastischen Deindustrialisierung war das die zweite Welle von Unternehmenspleiten und -wegzügen. „Aus dem SenvionWerk in Trampe hat sich fast eine ganze Klasse Mechatroniker gespeist“, sagt Haase. Die Klasse sei jetzt ziemlich klein geworden, aber die anderen Betriebe haben trotzdem Bedarf. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler pro Beruf sei jedoch überschaubar, was Schulleiter André Haase. © Jan Brenner (10) 34 FOKUS vbob Magazin | dbb seiten | Mai 2025

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