Meinung – schuld seien, „ist schlicht Unsinn“, unterstrich der Wissenschaftler. Das verdeutliche bereits die Altersstruktur der Wahlberechtigten: Der Anteil der unter 24-Jährigen sei zu gering, um diese Schlussfolgerung zu ziehen; er liege bei unter zehn Prozent. In seinen Ausführungen rückte Faas das Wahlalter in den Fokus. Nach der Europawahl, bei der das Wahlalter 16 galt und die für viele junge Menschen eine „tolle Erfahrung“ war, sei die vorgezogene Bundestagswahl mit dem Wahlalter 18 insbesondere für diejenigen, die im September zum regulären Wahltermin hätten wählen dürfen, „eine Katastrophe“ gewesen. „Es gibt nichts, was gegen das Wahlalter 16 spricht“, sagte der Politologe. Einiges spricht aus seiner Sicht sogar für ein Wahlalter von 14 Jahren: etwa, dass man viele, die nicht bis zum Abitur auf der Schule blieben, noch erreichen könne. Auf die Frage, wie man denn die vielen 35- bis 50-Jährigen, die anteilig am häufigsten die AfD wählten, zurückgewinnen könne, verwies der Sozialforscher mit Blick auf die Abwanderung ins Homeoffice darauf, dass „uns der Arbeitsplatz nicht als Ort der Kommunikation verloren gehen darf“. Auch Vereine, Sport oder Nachbarschaften seien Orte, „an denen wir Blasen verlassen“ und die helfen, die Fähigkeit zum Kompromiss zu erhalten. Über Mandat und Mitgliederversammlung hinaus: Wie wir unsere Demokratie ins 21. Jahrhundert holen können – unter diesem Titel referierte Dr. Jan Eichhorn, Geschäftsführer des Thinktanks d|part in Berlin. In der Öffentlichkeit ist oft „von diesen jungen Leuten“ die Rede, was unterstellt, dass es sich um eine homogene Gruppe handelt. Doch wer sind „diese jungen Leute“ überhaupt? „Wir dürfen die Heterogenität nicht vergessen“, betonte Eichhorn. Es sei mitnichten so, dass alle junge Menschen identisch ticken. Sie sind konservativ und progressiv, leben in städtischen und ländlichen Gebieten und haben verschiedene sozioökonomische Hintergründe. Und ihr Wahlverhalten ist nicht an bestimmte Parteien gebunden. Eichhorn blickte auf die vergangenen Bundestagswahlen zurück: 2025 stimmten die meisten jungen Menschen für die Linkspartei und AfD, 2021 für Grüne und FDP und 2017 für die Union. „Alle Prägungen und Ansichten, die man in der Bevölkerung findet, finden wir auch bei jungen Menschen“, unterstrich der Wissenschaftler. In seinem Vortrag ging Eichhorn auf zahlreiche Aspekte ein. Ob Parteien in Wahlkämpfen die Bedeutung junger Menschen unterschätzen? Definitiv: Aus Studien ginge hervor, dass junge Menschen ihre Familien und damit die ältere Generation stark beeinflussen. Wer sie direkt anspricht, spricht indirekt auch ältere Menschen an – dieser Effekt werde massiv unterschätzt. Und welche Erwartung junge Menschen an den Staat haben? Grundsätzlich wünschen sie sich einen proaktiven Staat, so Eichhorn. Was die Dosis betrifft, bestünden jedoch wieder heterogene Ansichten. Am Nachmittag beleuchteten Vertreter der Jugendorganisationen der demokratischen Parteien politische Fragen der Gegenwart. Auf dem Podium saßen Janik Wiemann, Bundesvorsitzender der Jungen CDA (der sozialpolitische Flügel der CDU), Birkan Görer, stellvertretender Jusos-Bundesvorsitzender, Landelin Winter, Landessprecher der Grünen Jugend Brandenburg, und Jelger Tosch, stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen, sowie dbbj-Chef Matthäus Fandrejewski. _ dbb Bundesjugendleitung Bundesjugendausschuss wählt neue Führung Wechsel in der Führung der dbb jugend: Daria Abramov ist neue erste stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend, Felix Reising neuer stellvertretender Vorsitzender. Die Wahl hat am 11. April 2025 auf dem Bundesjugendausschuss in Berlin stattgefunden. Wir stehen vor Herausforderungen, die wir nur gemeinsam meistern können“, sagte Abramov, die als Teamleiterin im Sozialamt Wuppertal arbeitet. „Der öffentliche Dienst muss für junge Menschen attraktiver, flexibler und moderner werden. Digitalisierung muss über das Faxgerät hinausgehen. Wenn wir geschlossen auftreten, können wir viel erreichen.“ Ein weiterer Themenschwerpunkt der Gewerkschafterin, deren Heimatgewerkschaft die komba ist und die sich seit 2022 bei der dbb jugend engagiert: die Sicherheit im Dienst. „Ich will, dass niemand Angst haben muss, wenn er zur Arbeit geht. Dafür werde ich mich mit all meiner Kraft einsetzen.“ Abramov war bislang stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend – diese Position wurde mit ihrer Wahl zur ersten stellvertretenden Vorsitzenden frei. Als Nachfolger kandidierten Leon Hitzer von der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS) und Felix Reising von der Deutschen Zoll- und Finanzgewerkschaft (BDZ). „Ich freue mich über das entgegengebrachte Vertrauen“, sagte Reising nach seiner Wahl. Für den 27-jährigen Hamburger ist es ein Kernanliegen, das Laufbahnrecht für die Zukunft fit zu machen: „Wir müssen mehr Flexibilität ermöglichen, um junge Menschen für den öffentlichen Dienst zu gewinnen.“ Die Wahlen waren erforderlich geworden, weil Sandra Heisig, bislang erste stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend, aus persönlichen Gründen zurückgetreten war. _ Die neue Bundesjugendleitung: Oliver Löwe, Daria Abramov, Matthäus Fandrejewski, Felix Reising und Toni Nickel (von links). © Christoph Dierking 42 INTERN vbob Magazin | dbb seiten | Mai 2025
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