© Björn Wylezich/stock.adobe.com Kommentierte Pressestimmen Die derzeit laufende Debatte um die Reform der Altersvorsorge in Deutschland und die damit einhergehenden Vorschläge einzelner Politiker und Wirtschaftsforscher rufen Empörung hervor und werden von den Gewerkschaften teils scharf kritisiert sowie entschieden abgelehnt. Was Deutschland braucht, ist eine echte Rentenreform und keine Debatte auf Kosten der Beamtinnen und Beamten. < Linnemann fordert weniger Verbeamtungen CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann schlägt vor, weniger Leute zu verbeamten. Wo seiner Meinung nach weiterhin verbeamtet werden soll: Polizei, Justiz, Finanzbehörden und Zoll. Alle anderen wären raus – also zum Beispiel Lehrkräfte und Verwaltungsangestellte. Volker Geyer, Vorsitzender des dbb, argumentiert dagegen. Man brauche einen handlungsfähigen Staat und es fehle hinten und vorne an Personal, da sei das komplett kontraproduktiv. Auch Finanzexperte Björn Kauder gibt zu bedenken, dass die Rechnung nicht aufgehe. Zwar habe man bei weniger Verbeamtungen mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigte im öffentlichen Dienst und damit zunächst auch mehr Rentenversicherungsbeiträge, aber eben schlussendlich auch mehr Empfänger von Renten, die wiederum bezahlt werden müssen. Dies träfe dann wieder Bund, Länder und Kommunen. Es gibt aber auch Befürworter des Vorschlags von Linnemann. mdr, 4. August 2025 < Beamte sollen länger arbeiten Angeheizt wurde die Debatte durch Forderungen von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche, die Deutschen müssten länger arbeiten. Ihre Aussagen lösten heftigen Widerspruch, aber auch Zustimmung aus. Jetzt machen Wissenschaftler des Pestel-Instituts Vorschläge, die den Streit weiter befeuern. Sie rücken dabei die Beamten in den Mittelpunkt. Die Ökonomen schlagen vor, Beamte zukünftig fünfeinhalb Jahre länger arbeiten zu lassen als Arbeitnehmende, denn Beamte würden laut einer Studie statistisch durch ihre überdurchschnittlich lange Lebenserwartung für einen deutlich längeren Zeitraum Pensionen beiziehen als Arbeitnehmende Rente. Dieser Aspekt werde in der bisherigen Rentendiskussion kaum oder gar nicht berücksichtigt und würde das System gerechter machen. Außerdem sprechen sich die Wissenschaftler dafür aus, Geringverdiener bei der Höhe der Rentenbezüge besserzustellen. Welche Beamten länger arbeiten sollen und wie genau eine solche Regelung transparent umgesetzt werden könnte, dazu wird jedoch nichts gesagt. Der neue Vorstoß des Pestel-Instituts stößt bei den Gewerkschaften auf Unverständnis und scharfe Kritik. „Es ist schon verwunderlich, mit welchen absurden Ideen die Debatte um die sozialen Sicherungssysteme inzwischen geführt wird“, sagt Volker Geyer und fragt, ob dies das Niveau sei, auf dem man diskutieren wolle. Auch die GdP (Gewerkschaft der Polizei) widersprach und lehnt es „rundherum ab“, dass Polizeibeamtinnen und -beamte fünfeinhalb Jahre länger arbeiten. Zudem sei es falsch, pauschal anzunehmen, dass Beamte deutlich länger leben als andere Beschäftigte. Eine weitere Idee kam kürzlich von Forschern des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), einen sogenannten Boomer-Soli einzuführen. Hierbei würden die oberen 20 Prozent der deutschen Rentner durch eine Sonderabgabe belastet. Das eingesammelte Geld würde dann an die Rentenhaushalte mit den niedrigsten Einkommen umverteilt. WAZ, 9. August 2025 Fakt ist, dass die Kosten der Sozialversicherungen stetig steigen. Das Bundeskabinett hat ein Rentengesetz auf den Weg gebracht, das ein stabiles Rentenniveau bis 2031 und bessere Renten für Millionen Mütter beinhaltet. Obwohl die Verbesserungen mit Steuergeld bezahlt werden sollen, müssen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf höhere Kosten einstellen: Ab 2027 soll der Rentenbeitrag von heute 18,6 auf 18,8 Prozent steigen. Augsburger Allgemeine, 11. August 2025 < Selbstständige und Beamte sollen künftig in die Rentenkasse einzahlen Sozialministerin Bärbel Bas hingegen hat bei der Rente ganz andere Ideen, die ebenso kontrovers gesehen werden. Sie forderte, dass auch Selbstständige und Beamte künftig in die Rentenkasse einzahlen. Auch hier kommt Widerstand aus den Gewerkschaften. Volker Geyer des dbb betont, durch die Überführung der Beamten in die Rentenversicherung werde kein Problem gelöst, sondern nur neue geschaffen. Da auch Linnemann sich der Forderung anschloss, sagte Geyer: 10 vbob Gewerkschaft Bundesbeschäftigte > vbob Magazin | September 2025
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