vbob Magazin 9/2025

ungleiche Stellenausstattung zu haben. Dies wirkte sich auf die Personalentwicklung im nachgeordneten Bereich aus. Ebenso unbefriedigend waren die fehlenden umfassenden Zuständigkeiten der nach der Verfassung für die Entscheidungen zuständigen richterlich unabhängigen Mitglieder. Wichtig war im Jahre 1998 ebenso der Umzug an den historischen Standort in Potsdam. Die Beschäftigten der Außenstelle Berlin mussten aus dem „Haus der Ministerien“ in der Mitte der Hauptstadt in das wilhelminische Gebäude in der Landeshauptstadt am Gründungsort der externen Finanzkontrolle im Jahre 1714 ziehen. Für viele Beschäftigte verlängerte sich der tägliche Weg zur Arbeit erheblich. > Reorganisationen Nach einer arbeitsreichen, aber organisatorisch ruhigen Phase folgte im Jahre 2007 für die Beschäftigten ein Schock: Reorganisation. Schließung der Prüfungsämter des Bundes, Köln und Magdeburg. Personalvertretungen und vbob konnten in vertrauensvoller Zusammenarbeit eine Dienstvereinbarung über die sozialverträgliche Umsetzung der Organisationsentscheidung erreichen. Langfristig gestreckte Übergangsregelungen und alternierende Telearbeit flankierten dies. Gleichwohl bedeutete die Schließung von Standorten Kompetenzverlust und Stellenabbau. Die bisher letzte Strukturreform „BRH 2017“ brachte die einstufige externe Finanzkontrolle. An den Standorten der verbliebenen sieben Prüfungsämter des Bundes wurden unselbstständige Außenstellen errichtet. In den Jahren 2017 bis 2022 löste der BRH sechs Außenstellen auf. Davon waren mehr als 250 Beschäftigte betroffen. Personalvertretung und vbob setzen sich für sozialverträgliche Lösungen ein, beispielsweise längerfristige ortsflexible Arbeitsmodelle. Heute arbeiten von ehemals circa 3 000 Beschäftigten noch 1 100 Beschäftigte beim BRH. Und sie stehen nach wie vor für tolle Prüfungsergebnisse: gefälschte Arbeitslosenstatistiken, Verschwendung bei der Gorch Fock, eine unwirtschaftliche Bahn, viel zu viel Schuhcreme bei der Bundeswehr. Die Liste ließe sich fortsetzen. < „Ritter ohne Schwert“ Wenn die Prüferinnen und Prüfer vor Ort sind, sehen sie sich häufig mit zwei Fragen konfrontiert: 1. Wie macht ihr es eigentlich bei Hofe? Natürlich richtig. 2. Und: Wer prüft eigentlich den BRH? „Die Rechnung des Bundesrechnungshofes wird von dem Bundestag und dem Bundesrat geprüft, die auch die Entlastung erteilen (§ 101 Bundeshaushaltsordnung).“ Praktisch tun dies die Abgeordneten aus dem Rechnungsprüfungsausschuss des Deutschen Bundestages. Auch beim BRH gilt: Es gibt keine prüfungs- oder kontrollfreien Räume. < Und der vbob im BRH? Im BRH gibt es eine eigene Fachgruppe: Nummer 19. Über viele Jahre führte Doris Iwen die Fachgruppe erfolgreich, bevor sie den Staffelstab an Jochen Nagel weitergab. Aus der Fachgruppe wirkte Dr. Dieter Albrand viele Jahre erfolgreich als Justiziar. Unvergessen sind seine stets ernsten, aber unterhaltsamen Vorträge, mit denen er die für die Beschäftigten belastenden Rechtsfragen humorvoll und nachvollziehbar aufarbeitete. Bei allem gewerkschaftlichen Engagement verstand es Dr. Albrand im Rahmen seiner Verantwortung immer, loyal zu seinem Dienstherrn und dem vbob zu sein. Er ist am 12. November 2024 im Kreis seiner Familie verstorben. Wir behalten ihn in unserem Gedächtnis und in unseren Herzen. Die Fachgruppe arbeitet vertrauensvoll und kollegial mit dem Bundesvorsitzenden, dem Bundesvorstand und dem Bundeshauptvorstand zusammen. Wir unterstützen regelmäßig durch ausführliche Stellungnahmen zu Gesetzentwürfen, zuletzt bei dem Versuch der Bundesregierung, die Beamtenbesoldung verfassungsgemäß zu gestalten. Natürlich blieb die Fachgruppe kritisch bei der Finanzierung des Hauptstadtbüros. Rechnungsprüfer halt … Im Interesse aller Beteiligten gab es am Ende eine einvernehmliche Lösung. Und selbstredend sorgt es für „Erheiterung“, wenn ausgerechnet die Fachgruppe BRH die Jahresrechnung ausnahmsweise nicht als Erste schon zum Jahresbeginn vorlegte und der Bundesschatzmeister einmal den BRH „kritisierte“. Menschlich eben … Hausintern gab und gibt es regelmäßige Aktionen, wie die Beschaffung von Laptoprucksäcken und Laptoptaschen oder die Weihnachtspost. Hier informiert der Fachgruppenvorsitzende in einem Jahresrückblick über wesentliche Aspekte der gewerkschaftlichen Arbeit. Natürlich gibt es als Beigabe einen Schokoladen-­ Nikolaus des vbob. Aus der traurigen Nachricht des Todes unseres Mitglieds Christine Derissen wuchs dank der fünfstelligen Spende aus ihrem Nachlass ein „Baum der Hoffnung“. Die Fachgruppe des vbob im BRH gründete einen Unterstützungsfonds, aus dem Beschäftigten, die unverschuldet in Not geraten sind, durch einen Zuschuss oder ein Darlehen geholfen werden kann. Im Sinne des gemeinschaftlichen Gedankens haben wir den Verein „Wir-im-BRH“ genannt. Und in Erinnerung an unser Mitglied um „ChristineDerissen-Unterstützungsfonds“ ergänzt. Inzwischen konnten in Not geratene Kolleginnen und Kollegen bereits Zuschüsse bekommen. Aufgrund seiner starken Präsenz einschließlich des langjährigen Vorsitzes im Hauptpersonalrat (bis 2017) und im Personalrat wirkt der vbob aktiv daran mit, den Beschäftigten das Päckchen, welches sie jeweils zu tragen haben, abzunehmen oder zumindest ein wenig zu erleichtern. Denn: Nähe ist unsere Stärke. < Was bleibt Der BRH nimmt im Staatsgefüge seit 75 Jahren eine wichtige Aufgabe wahr. Auch wenn Prüfungen unangenehm sein können, gilt es zu bedenken, im BRH arbeiten Menschen. Kolleginnen und Kollegen der Bundesverwaltung. Von denen mehr als 15 Prozent kollegial engagierte Gewerkschaftsmitglieder im vbob sind. Arbeiten wir also miteinander. Mit gegenseitigem Respekt. Im Jahr 2025 gilt es, 75 Jahre BRH als demokratische Institution zu feiern. Auch seine Beschäftigten. Sie tragen zur Stabilität des Staatswesens bei. Dabei bleiben drei Dinge unverrückbar: > Die Institution und ihre Unabhängigkeit. > Die Prüfungsrechte. > Die Beschäftigten. Johann Wolfgang von Goethe hätte es vielleicht schöner formuliert: „Aber man muss wissen, wo man steht und wohin die anderen wollen.“ Jochen Nagel Warum heißt es „Ritter ohne Schwert“? Im Gegensatz zum französischen Rechnungshof hat der BRH keine Sanktionsmöglichkeiten. Er überzeugt durch gute Argumente! © Thapana_Studio/stock.adobe.com 8 vbob Gewerkschaft Bundesbeschäftigte vbob Gewerkschaft Bundesbeschäftigte > vbob Magazin | September 2025

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