Profile 1-2021

reich sind, haben wir ja oft gar nicht die Muße, uns damit auseinanderzusetzen. Dann ist einfach viel zu viel los. Jetzt be- steht die Möglichkeit, bestehende Pro- zesse und Abläufe zu hinterfragen, zu verändern und neue Wege zu gehen. Sonst lässt man viel Potenzial und Geld liegen. Der Kontakt zu den Kunden ist das Herzstück im Handel, gerade auch in der Parfümerie. Und die- ser Kontakt wurde im vergange- nen Jahr beschnitten ... Guido Quelle: Es kommt allerdings nicht nur auf Quantität, sondern auch auf Qualität an! Ganz wichtig ist es, die Kunden grundsätzlich, nicht verkaufs- oder produktbezogen, zu fragen, was wir jetzt für sie tun können – im letzten Jahr, aber auch und gerade in den nächsten Monaten. Das stärkt die Kundenbezie- hung. Und ich glaube nicht, dass das Be- dürfnis der Kunden, sich etwas zu gön- nen, abgenommen hat. Es ist Geld im Markt. Man kann daher sicherlich auch Produkte oder Dienstleistungen verkau- fen, von denen der Kunde nicht wusste, dass er sie haben will oder braucht. Un- ternehmen müssen auch bedenken, dass zufriedene Kunden den Bestand sichern, dass aber begeisterte Kunden für Wachs- tum sorgen, weil sie das Unternehmen weiterempfehlen und neue Kunden bringen. Welche Rolle spielen die Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter? Guido Quelle: Die Krise ist auch die Zeit, sich um die Mannschaft zu küm- mern, sie ins Boot zu holen, Sorge dafür zu tragen, dass alle zusammenhalten. Ei- ne gemeinsame Aufgabe, die wirklich von Bedeutung ist, schweißt das Team oft noch mehr zusammen. Gerade von einer Wachstumsinitiative gehen viele positive Impulse aus: Sie ist ein Zeichen, das wir besser aus der Krise kommen wollen als andere oder sogar besser als wir reingegangen sind. Die Führung darf man dabei natürlich nicht vergessen: Die Krise macht Führung nicht obsolet, son- dern sie erfordert zusätzliche Führungs- mühe. Das gilt insbesondere, wenn hohe Unsicherheit besteht, wie nach dem zweiten harten Lockdown innerhalb nicht einmal eines Jahres. Wir brauchen nichts zu beschönigen, für den Einzel- handel ist ein Lockdown ein Desaster und es gilt wieder, Liquidität zu sichern, aber Liquidität allein reicht eben nicht, denn nur mit einer starken Mannschaft kommt man aus der Krise gut heraus. Aufgezeichnet von Silke Bruns Foto: iStockphoto PROFILE 1–2/2021 25

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