Profile 1-2021

nenfasern, Bambus, Filz, Kautschuk, Gaze oder Papier. „Es gibt keine Be- schränkung bei den Materialien, alles kann Kleidung sein“, beschrieb er selbst seine Arbeit. 1999 übernahm sein Assistent Naoki Takizawa als Nachfolger Miyakes das Prêt-à-Porter-Geschäft. Seit 2011 sind Yoshiyuki Miyamae und sein Team für die Damen-Kollektionen verantwort- lich. Issey Miyake widmet sich seitdem ausschließlich seiner großen Leiden- schaft – der Textilforschung und der Duftentwicklung. Susanne Mittenhuber Von der Mode zum Duft. In den 1990er Jahren erschienen die ersten Düfte von Yohji Yamamoto, Comme des Garçons und Issey Miyake. Alle zählen heute zu Klassikern und wurden wegweisend für das Duftkosmos der jeweiligen Häuser. Das Design der Düfte PROFILE 1–2/2021 35 Issey Miyake stellt von Anfang an die Natur und den Gedan- ken des Shinto in seine Duftphilosophie. Shinto bedeutet „Weg der Götter“. Es ist der Glaube, dass jedem Teil der Schöpfung – jedem Regentropfen, jedem Stein, Windhauch, Baum und Blatt – ein Gott innewohnt. Der erste Duft des Modedesigners hieß daher auch L’Eau d’Issey (1992). Sein Wunsch war es, ein Parfum zu kreieren, das anWasser erinnert. In eine schlichte Kegelflasche abgefüllt, steht es für Reduktion und Minimalismus sowie die Reinheit des Wassers. Dieser Tra- dition folgt auch sein jüngster, 2020 lancierter Duft Fusion d’Issey . Das Thema hier ist die Verschmelzung von Feuer und Erde, symbolisiert durch einen Flakon aus geschliffenem blau- em Glas und einem obsidianartigen Verschluss. 1994 erschien der erste Comme des Garçons Duft, der lediglich als Eau de Parfum bezeichnet wurde. Es war ein unkon- ventioneller Konzept- und Unisexduft, der als Nischen- duft anspruchsvolle Sammler ansprach. Rei Kawaku- bo bezeichnet ihre Parfums als „non-parfums“, da sie Erinnerungen an unterschiedliche Alltagssituationen, Lebensereignisse oder Kulturen hervorrufen. Die Fla- kons – immer in flacher, handschmeichlerischer Form – sind betont zurückhaltend. Material und Farbe sind auf den jeweiligen Duft abgestimmt, mal aus Beton oder Metall oder, wie bei der jüngsten Kreation Rouge , aus rotem Glas. 1996 macht schließlich Yohji Yamamoto mit seinem ersten Duft Yohji die Riege komplett. Der weiche, blumige Duft stand in Kontrast zu dem schlanken, sehr langen Flakon. Für Yamamoto war es die erste von zwei ikonischen Formen, die seine Düfte visuell sofort identifi- zierbar machen. Die Marke ist heute in zwei Linien unterteilt: Yohji Yamamoto, eher gefällig zu tragende Düfte, und Yohji. Die Yohji-Linie mit den Düften Mode Zero, Nowness, Darkness, Paradox und Avant-Garde sind sowohl optisch als auch olfak- torisch dem Nischenbereich zuzuordnen.

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==