Profile 1-2021

PROFILE 1–2/2021 45 nen Referenten binden wir zu Fachthe- men weitere Experten ein, die per Video zugeschaltet werden. Wie halten Sie die Seminarteil- nehmer vor dem Monitor bei der Stange, gerade die Auszubilden- den? Elmar Keldenich: Die Seminare für Azu- bis finden ja in Blöcken von je vier Tagen statt. Jeder Seminartag startet mit einer Präsenzphase – mit oder ohne Kamera, das bleibt jedem selbst überlassen. Den ganzen Tag über wechseln sich unter- schiedliche Bausteine ab: Mal müssen die Auszubildenden etwas in der Fachli- teratur nachschlagen, dann auch kleine Experimente selbst durchführen, etwa zum Verhalten von Emulgatoren. Sie füllen klassische Arbeitsblätter aus, schauen aber zwischendurch auch infor- mative Videos. Last, but not least finden Tests statt – anders als bei reinem Prä- senzunterricht nicht zum Abschluss ei- ner Woche, sondern tatsächlich täglich. Wir stellen dabei sicher, dass die Teilneh- mer auch wirklich etwas gelernt haben – und es nicht „nur“ nachschlagen. Wie funktioniert das? Elmar Keldenich: Ein Test besteht aus 15 bis 18 Fragen. Sobald man ihn am Monitor startet, läuft die Zeit. Würde man nun einzelne Fragen nachschlagen wollen, käme man rein zeitlich nicht da- zu, weitere bzw. alle Fragen zu beantwor- ten. Die Note würde sich also nicht ver- bessern, wenn man „spickt“. Worauf kommt es für den Lern­ erfolg denn noch an? Elmar Keldenich: Ob analog oder digi- tal: Wichtig ist es uns, dass sich Seminar- teilenehmer auf ihre Seminare wirklich voll und ganz konzentrieren können. Sie müssen wirklich raus aus dem Unterneh- men. Bei Präsenzseminaren ist man ja in der Regel allein durch die Unterbrin- gung fern der Heimat aus dem Tagesge- schäft raus. Das ist auch für Online-Se- minare unerlässlich. Wo liegen denn die besonderen Chancen, wo aber auch die Gren- zen der Online-Formate? Elmar Keldenich: Bei unserem ersten Azubi-Seminar haben wir einen renom- mierten internationalen Parfümeur für eine Fragestunde zuschalten können so- wie in einem weiteren Baustein mit einer namhaften und ansonsten viel beschäf- tigten Kosmetikwissenschaftlerin spre- chen können. Beide hätten wir nie be- kommen, wenn sie mit An- und Abreise vor Ort hätten sein müssen. Insofern können wir unseren Teilnehmern jetzt sehr viel mehr bieten. Außerdem plane ich gerade Angebot, mit denen wir die Teilnehmer bei ihrem individuellen Wis- sensstand abholen können, also nicht alle das gleiche lernen müssen Das kann man online natürlich viel besser abbil- den. Allerdings kann ich mir bestimmte Inhalte online nicht vorstellen: Wenn es um unsere Weiterbildung für Duftbera- ter bzw. Duftexpertenschulungen geht, dann braucht es einfach die Nähe der Teilnehmer zum Referenten und auch untereinander, um gemeinsam zu rie- chen und gemeinsam nach Worten su- chen, die Düfte zu beschreiben... Und technisch klappt auch alles ... Elmar Keldenich: Zum einen steht für die Nutzung der eingesetzten Software und Technik im Hintergrund während der gesamten Seminardauer Support be- reit. Zum anderen haben wir Wert dar- aufgelegt, dass alle Elemente der Seite und die verwendete Software mit jedem beliebigen Gerät und Betriebssystem zu- sammenarbeiten. Das bedeutet von A wie Android Handy, über I wie I-Pad bis W wie Windows PC ist jedes Gerät pro- blemlos nutzbar. Nachdem wir Anfang November den ersten Kurs zum Teil noch auf einem grafisch improvisierten System durchführen mussten, schaut in- zwischen auch alles schön aus. Nicht zu- letzt wird das Thema Datenschutz groß- geschrieben – sowohl bei der Auswahl der genutzten Software als auch beim Hosting. Datensparsamkeit und die Nutzung DSGVO-konformer deutscher und europäischer Dienste selbstver- ständlich. Wie kommt die Plattform in der Branche an? Elmar Keldenich: Wir sind ja gerade erst gestartet, aber die Resonanz bei den Par- fümerien ist sehr gut. Natürlich gibt es immer noch eine Handvoll Parfümerien, die den Präsenzunterricht nach wie vor favorisieren. Dort gilt aber die Devise: „Lieber online als gar nicht.“ Die meis- ten Unternehmen sind aber wirklich er- leichtert, dass sie gerade jetzt und gerade ihren Auszubildenden und Mitarbeitern ein wirklich gutes Rundum-sorglos- Lernangebot machen können. Wie sieht es denn eigentlich mit den Kosten aus? Elmar Keldenich: Die technische Lö- sung ist tatsächlich extrem aufwändig und damit teurer als Präsenzseminare. Die Grundkosten liegen daher leicht über denen traditioneller Angebote. Da Kosten für An- und Abreise und Unter- kunft wegfallen, ermöglicht das neue Konzept bei gleicher Qualität unter dem Strich geringere Kosten, weniger Auf- wand und mehr Flexibilität für Unter- nehmen und Teilnehmer. Das Gespräch führte Silke Bruns.

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