Profile 3-2023

PROFILE 3/2023 19 – 150 oder 200 Euro dürfen sie durchaus kosten. Empfehlungen aus dem Internet werden aber nicht direkt online bestellt, sie wollen erstmal live gerochen werden. Und da braucht es den stationären Handel! Was ist mit dem neuen Trend zur Kabine in der Parfümerie? Begrüße ich sehr. Auch eine Möglichkeit, sich zu positionieren. Kosmetikbehandlungen bieten für die Kund*innen Erlebnisse. Die Zeit, die man den Kund*innen widmet, vermittelt Wertschätzung. Im Rahmen der Parfümerietagung, die in Oberhausen stattfand, haben sich die Teilnehmenden auch Storekonzepte im Centro, einer der größten und modernsten Einkaufsmalls in Europa, angeschaut. Ihre Learnings? Beim Storecheck haben wir uns nicht nur Parfümerien angeschaut, sondern auch die Geschäfte anderer, mehr oder weniger verwandter Branchen: die Drogerie, die Apotheke. Auch in der Apotheke ist Schönheit ein großes Thema. Wir müssen verstehen, was andere anbieten, wie sie ticken, welche Bedürfnisse sie bei den Kund*innen wecken und erfüllen. Und dann müssen wir uns die Frage stellen: Was macht uns unterschiedlich? Ich glaube, dass die Parfümerie viel Arbeit vor sich hat, ihr Profil und das Profil des einzelnen Geschäfts zu schärfen. Hinzu kommt: Die Art der Arbeit hat sich stark verändert, geschuldet vor allem den schnelllebigen Trends. Ich kann nur jedem raten, jetzt auch beispielsweise mal wieder mehr auf Messen zu gehen und sich inspirieren zu lassen. Bleibt noch, die letzte große Herausforderung zu besprechen: das Personal. Es fehlt überall ... Ja, das ist richtig – aber es ist kein unausweichliches Schicksal. Wir haben auch einige hausgemachte Probleme. Ich beobachte, dass die Ausbildung junger Menschen heute oft leidet. Natürlich weiß ich, dass das vielfach dem Tagesgeschäft und auch dem Druck, unter dem die Parfümerieinhaber*innen stehen, geschuldet ist. Aber die Auszubildenden gehen heute oft gerade noch in die Berufsschule und nehmen an den Trainings der Hersteller teil. Aber das Handwerkszeug für den Beruf – zum Beispiel Handelswissen, aber auch, wie man mit Kunden umgeht – bekommen sie kaum mehr mit. Ich erlebe bei uns in der Fachschule ganz oft junge Menschen, die nachdrücklich verunsichert sind, wenn sie auf schwierige Kund*innen treffen. Nicht jede Kund*in ist pflegeleicht, natürlich gibt es auch mal pampige Menschen. Da ist aber jeder Inhaber und jede Inhaberin auch in der Pflicht, gerade die jungen Menschen mal zur Seite zu nehmen, ihnen zu erklären, dass die Kund*in mit der Kritik nicht ihn oder sie persönlich meint, sondern vielleicht einen schlechten Tag hat. Das hilft oft schon ganz viel. Auch bei den Fachkräften muss man viel in die Bindung investieren. Die Konkurrenz ist heute groß. Es gibt viele, die abwandern: in den Lebensmittelhandel oder auch in Organisationsberufe mit besseren Arbeitszeiten. Dabei muss man doch ehrlich sagen: Es gibt nichts Schöneres als unsere Branche mit den vielen engagierten Menschen und den vielen tollen Produkten. Diese Botschaft müssen wir immer und immer wieder verkünden und umsetzen. So hat die Parfümerie Zukunft! Interview: Silke Bruns Viele neue Marken und Produke, interessante Innovationen, spannende Gespräche: Die Parfümerietagung war ein voller Erfolg. Ein wichtiges Thema auch: Wie schafft man mit Sustainability Mehrwert für Konsument*innen? Fotos: FWHK/Bundesverband Parfümerien

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