Profile 4-2022

41 PROFILE 3/2022 Die kleinen Geschichten unseres Lebens erzählen von einfachen Momenten, in denen das Alltägliche in etwas Besonderes verwandelt wird. Der Zauber von Sonnenlicht, das nach endlos grauen Tagen über die Schlafzimmerwand tanzt oder der Briefumschlang – mit einer geliebten Handschrift versehen – der unerwartet auf die Fußmatte fällt: Die Autorin und Fotografin Laura Pashby hat die Mission, die Schönheit dieses Alltäglichen aufzudecken. Denn wenn wir den Wert der kleinen Momente nicht sehen, dann bekommen wir die besonderen Geschichten oft nicht mit, sie verschwinden unbeobachtet wieder. Dabei sind sie die Essenz des Lebens, für die wir morgens aufstehen, sie beschreiben winzigstes Vergnügen ebenso wie liebgewonnene Rituale, die uns durch den Tag tragen. DIE KRAFT KLEINER GESCHICHTEN In ihrem Buch „Little Stories of Your Life, das Ende August im KnesebeckVerlag erscheint, lehrt Laura Pashby uns, nicht nur innezuhalten und leisen Augenblicken des Lebens Aufmerksamkeit zu schenken, sondern zeigt auch, wie man diese in Worten und Bildern einfangen, in Szene setzen und mit anderen teilen kann. Pashby hat die letzten zehn Jahre damit zugebracht, die kleinen Geschichten ihres eigenen Lebens mit Worten und Fotos festzuhalten, und in dieser Zeit ihre Kreativität entwickelt und eine neue Karriere aufgebaut: „Ich habe die Art, wie ich die Welt sehe, verändert und die Art, wie ich mich selbst sehe. Diese Reise des Geschichtenerzählens begann Das Buch „Little Stories of Your Life“ von Laura Pashby erscheint am 25. August im Verlag Knesebeck. Es hat 256 Seiten und kostet 28 Euro. an dem Tag, als ich als junge Mutter (müde, ein bisschen gelangweilt und ohne Selbstbewusstsein) begann, einen Blog zu schreiben“, berichtet sie. „Als ich die Entscheidung getroffen hatte, die kleinen Geschichten meines Lebens zu erzählen, begann ich, mein Leben mit neuen Augen zu sehen, und das Gefühl, ich hätte nichts zu sagen, verflüchtigte sich.“ In ihrem Buch zeigt sie auch anderen Menschen, wie diese durch kreative, achtsame und durchdachte Methoden des Storytellings Zugang zur Kraft ihrer kleinen Geschichten finden können. Grundsätzlich geht es darum, kostbare kleine Momente mit Stift und Kamera festzuhalten und so ein Logbuch des eigenen Lebens zu erschaffen. „Egal, ob du auf Papier schreibst oder in einem Dokument, das du in deinem Laptop speicherst, ob du Satzfetzen und bruchstückhafte Ideen formulierst oder ob du jeden Tag alles gewissenhaft transkribierst, all das entspringt demselben Impuls – zu erinnern und festzuhalten“, rät Laura Pashby den Leser*innen. „Wie so viele Dinge ist es am effektivsten, wenn du es regelmäßig machst. Ich schlage vor, du versuchst, proTag eine kleine Geschichte in dein Logbuch zu schreiben – aber sei nicht frustriert, wenn du einen oder mehrere Tage auslässt. Zusammen entsteht aus deinen kleinen Geschichten ein viel größeres Bild.“ UNVOLLKOMMENHEIT AKZEPTIEREN Der Lohn des kreativen Unterfangens ist laut Pashby am größten, wenn sich die Menschen nicht auf das Ergebnis, sondern auf den Prozess konzentrieren. Sie beschreibt dies an einem praktischen Beispiel: „Wenn wir uns am beruhigenden Rhythmus der klappernden Nadeln beim Stricken eines Schals erfreuen, bedeutet das, den Schaffensakt zu genießen, statt ihn nur als ein Mittel zu betrachten, einen warmen Hals zu bekommen.“ Ebenfalls sei es wichtig, die „Unvollkommenheit des kreativen Prozesses“ zu akzeptieren: „Wir sollten uns nicht davor fürchten, traurige, negative oder nicht perfekte Augenblicke festzuhalten. Wir sind frei zu experimentieren, wenn wir akzeptieren, dass wir unweigerlich Chaos anstellen und vielleicht auch Fehler machen werden.“ Bei vielen erwachsenen Menschen ist die Kreativität jedoch verschüttet, das Verhältnis zur Kreativität muss erst wieder entdeckt werden. Dabei sollte man ruhig bis in die Kindheit zurückgehen und sich fragen, worauf man damals neugierig war – aber auch, worauf jetzt. Laury Pashby gibt in ihrem Buch unter anderem verschiedenste Tipps für alle, die ihre Kreativität aktivieren wollen. Dazu gehört es beispielsweise, eine sogenannte „Tagtraum-Pause“ zu machen und sich selbst täglich fünf Minuten zu geben, um aus dem Fenster zu schauen und die Gedanken wandern zu lassen. Hilfreich und bewährt seien auch Spaziergänge und Musikhören. Raus aus der Komfortzone kommt man aber auch, wenn man einfach mal eine komplett neue kreative Disziplin ausprobiert – ob Fingermalerei, Häkeln, Töpfern oder Löffelschnitzen ... Fotos: Laura Pashby/Knesebeck Verlag

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