Profile 5-2022

10 PROFILE 5/2022 szene TRENDS Viele Menschen zeigen im Zusammenhang mit ihrem digitalen Medienhandeln ernste Symptome von Überforderung und Stress. Das ist das Ergebnis einer Repräsentativstudie des VOCER Instituts für Digitale Resilienz, das sogar „alarmierende Symptome eines psychischen Unwohlseins“ durch die Mediennutzung feststellt. Als Ursache für den diagnostizierten „digitalen News-Burnout“ machen die Medienforscher unter anderem das rückläufige Vertrauen in digitale Medien, die eigene Hilflosigkeit der Bundesbürger gegenüber dem globalen Krisengeschehen und ein gestiegenes Unwohlsein durch die starke Präsenz von Social Media im Alltag fest: „In unruhigen Zeiten wollen viele Menschen gut informiert sein“, sagt Dr. Leif Kramp, einer der beiden Studienleiter. „Aber viele populäre digitale Medienangebote – vor allem diffuse Quellen, die über soziale Netzwerke und Messengerdienste zirkulieren – lösen diesen Anspruch nicht ausreichend ein, geschweige denn helfen sie den Menschen dabei, mit der Krisensituation zurechtzukommen.“ Für die Grundlagenstudie hat das VOCER Institut für Digitale Resilienz in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa knapp 1.000 Bundesbürger zu 30 Aspekten ihrer digitalen Mediennutzungsgewohnheiten befragt. Zusätzlich wurden deutschlandweit circa 60 Tiefeninterviews mit Menschen unterschiedlichen Alters und sozialer Herkunft geführt, um individuelle Fälle von digitaler Belastung und den Umfang mit ihr zu erfassen. Die vorgelegten Studienergebnisse belegen die digitalen Erschöpfungseffekte. „Gerade Netzwerke wie Facebook, Instagram, Twitter, TikTok und weitere Angebote sorgen für digitale Abhängigkeiten und können Suchtverhalten hervorrufen“, sagt Medienwissenschaftler Dr. Stephan Weichert. Der Krisenmodus hätte diese Fehlentwicklungen verschärft. „Es sollte künftig darum gehen, sich den bisher gängigen Mechanismen der Empörungs- und Eskalationslogik digitaler Medienangebote zu entziehen.“ Tatsächlich zeigen die Studienergebnisse aber auch: Angesichts des zunehmenden sozialen und medialen Drucks in Krisenzeiten suchen Betroffene gezielt nach Ausgleichsmöglichkeiten. Der Bedarf an digitalen Resilienzstrategien hat stark zugenommen. Die MENSCHEN sind e r s c h ö p f t

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