Profile 5-2023

E-Mail des Lieblingsweinguts in Rheinhessen: „Ein Tag im Juli – strahlend blauer Himmel. Es könnte nicht schöner sein, wäre da nicht die Trockenheit. Das Wasser in den Weinbergen ist mittlerweile rar und kostbar, man könnte fast vom Gold der Zukunft sprechen. Wie eine Trophäe hält man den Regenmesser hoch, sobald er einmal mehr als 10 Liter pro Quadratmeter anzeigt.“ Die Winzer:innen in Deutschland und anderswo gehören zu den Menschen, die die Auswirkungen der Trockenheit in unserer vom Klimawandel geprägten Zeit tagtäglich ganz unmittelbar zu spüren bekommen. Vielen anderen bleiben erst einmal abstrakte Zahlen: zum Beispiel, dass der Wasserverbrauch im letzten Jahrhundert weltweit mehr als doppelt so schnell gestiegen wie die Bevölkerung gewachsen ist. Viele unserer heutigen Produkte brauchen Wasser oder bestehen aus Wasser. Oder dass der weltweite Wasserverbrauch heute sechs Mal so hoch wie noch vor 100 Jahren. Bereits im Jahr 2016 wurden die Unsicherheiten im Wassersektor von führenden Wirtschaftsvertretern als das größte globale Risiko der kommenden zehn Jahre eingestuft. Die Kosmetik- und Körperpflegeindustrie gehört dabei zu den Branchen, in denen das Thema Wasser eine große Rolle spielt und mit strategischer Priorität behandelt wird: „Die Beauty-Branche ist stark von der Ressource Wasser abhängig und hat gleichzeitig großen Einfluss darauf, wie es um diese bestellt ist. Es liegt daher in ihrem eigenen Interesse, auch in Zukunft eine sichere Wasserversorgung zu gewährleisten“, heißt es bei Quantis, einem führenden Beratungsunternehmen für ökologische Nachhaltigkeit. Wasser ist danach einer der meist eingesetzten Inhaltsstoffe in Kosmetikformulierungen: Als Lösungsmittel oder als kostengünstiger Füllstoff, jedoch ohne eigentlichen Effekt auf der Haut, findet sich Wasser in fast allen gängigen Kosmetikprodukten. Doch Wasser ist nicht nur im Produkt selbst enthalten, sondern wird auch für die Herstellung sowie je nach Anwendung für die Applikation des Produktes benötigt. PRODUKTE VERÄNDERN Bereits vor zwei Jahren sorgte das Kosmetikunternehmen Coty mit der Nachricht für Aufmerksamkeit, dass man in seinen Düften künftig nachhaltiges Ethanol aus aufgefangenen KohlenstoffEmissionen einsetzen wolle. Ethanol ist ein zentraler Bestandteil von Duftprodukten und ermöglicht die effiziente Verteilung des Duftes. Die Düfte von Coty enthalten bislang Ethanol, das aus einer Reihe von natürlichen Rohstoffen gewonnen wird – darunter Zuckerrohr und Zuckerrüben, die Land, Wasser und Düngemittel benötigen. Das neue nachhaltige Ethanol aus Kohlenstoffabscheidung verbraucht dagegen nahezu kein Wasser. Das Zauberwort bei der Anwendung heißt „Waterless Beauty“, Kosmetik und Pflege ohne Wasser. In dem Bereich hat die Industrie in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Die Industrie hat beispielsweise kom21 PROFILE GOLD EDITION 2023 Foto: Samara Doole/Unsplash

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