Profile 5-2023

„Handel ist Wandel“ – diese alte Weisheit gilt im Internetzeitalter mehr denn je, so Dr. Kai Hudetz vom Institut für Handelsforschung Köln. Das Konsumentenverhalten hat sich mit dem Siegeszug des Internets radikal verändert, das Anspruchsniveau der Kund:innen steigt, das Smartphone mit unzähligen Online-Optionen ist immer dabei. Immer schneller und immer bequemer soll es sein, mit immer mehr Erlebnis. Das hat direkte Auswirkungen auch auf die Innenstädte und verlangt dem Einzelhandel einiges ab – online wie offline. Auch wenn sich vielfach die Besucherfrequenzen in den Innenstädten wieder halbwegs erholt haben, so sind die Herausforderungen für die meisten Innenstädte enorm: Frequenzen erreichen nicht mehr das Vor-Corona-Niveau und die Flächenumsätze im Einzelhandel sinken weiter. Neue, vernetzte Konzepte sind gefragt, um Innenstädte attraktiv zu gestalten – und vor allem Hemmnisse aus dem Weg zu räumen. Immerhin gehören 40 Prozent der Konsument:innen zu den sogenannten „verhinderten Innenstadtfans“, die die Innenstädte eigentlich gerne und häufig besuchen würden, gäbe es dort nicht so viele Störfaktoren, die sie davon abhalten. Für den Einzelhandel bedeutet dies auch, im Marketing neue Wege zu gehen. Der richtige Marketingmix entscheidet, eine individualisierte Kund:innenansprache ist jetzt wichtiger denn je, denn die Käufe werden crossmedial beeinflusst: ImSchnitt habenKonsument:innen vor dem letzten Kauf 4,8 unterschiedliche Kanäle genutzt – darunter sowohl primär aktiv genutzte als auch primär passiv wahrgenommene Kanäle. Bei der Angebotskommunikation sollte daher, so Hudetz, die Kanalwahl in Abhängigkeit von der Zielstellung erfolgen, denn für die gezielte Produktsuche sind eher OnlineAngebote relevant, während zum Stöbern und Inspirieren vor allem gedruckte Prospekte genutzt werden. Sie haben weiterhin höchstes Potenzial zur Kaufaktivierung. Seine Empfehlung an den Fachhandel lautete daher, die ureigenen Stärken zu stärken, der Kund:in verschiedene Touchpoints also Kontaktpunkte anzubieten und sie entlang der Einkaufsreise zu begleiten. Zudem ist es entscheidend, die Mitarbeitenden einzubeziehen, da nur kompetenter Service und ein besonderes Einkaufserlebnis den Unterschied für die Kundschaft erlebbar machen. WILLKOMMEN IM TEMPEL PERSÖNLICHER WÜNSCHE Judith Barbolini vom Rheingoldinstitut in Köln erklärte anhand des Kulturgutes Parfum den Wandel des Einkaufens über die Jahrzehnte. Einkaufen ist psychologisch gesehen, wie vom Baum der Erkenntnis zu essen: Jeder Einkauf ist ein psychologischer Prozess der Selbstfindung und Identifikation mit einer Gruppe oder einer Idee. Der eigene Duft markiert die Persönlichkeit, Düfte szene TRENDS 52 PROFILE GOLD EDITION 2023

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