Profile 6-2022

gien offensiv zu kommunizieren. Luxus und Nachhaltigkeit könnten als Widerspruch empfunden werden, so die Befürchtung. Doch das Gegenteil ist der Fall, wie die GIM-Expertinnen ausführten. Grün und Gold passen hervorragend zusammen. Und das beginnt bereits bei der Produktion. Nachhaltige Produktion ist per se teurer, aber High-End-Kund*innen bringen eine Preisbereitschaft bereits mit. Das heißt, Nachhaltigkeit in diesem Segment ist nicht nur ein Argument für einen hohen Preis und die damit verbundene Qualität und Wertigkeit des Produktes, sondern verkörpert auch das Bewusstsein, sich das Beste zu gönnen. Für Marken heißt das, Nachhaltigkeit in diesem Sinne steht dafür, etwas Besonderes und Exklusives zu bieten und sich dadurch vom Massenmarkt abzusetzen. Aber, so Maria Wronka und Tina ChoiOdenwald, besonders im hochpreisigen Segment dürfe Nachhaltigkeit nicht im Büßerhemd daherkommen. „Der Nachhaltigkeitsansatz einer Marke darf nicht belehrend sein oder Verzicht implizieren, sondern muss vielmehr den High-EndCharakter der Marke zusätzlich stützen.“ PASST PERFEKT: EXKLUSIV UND NACHHALTIG Premiummarken dürfen und müssen daher auch weiterhin das inhärente Anwendungs-, Verwöhn- und Pflegeerlebnis sowie Qualitätsversprechen erfüllen, betonten die beiden GIM-Directors. Das heißt, die Produkte müssen effektiv und wirksam sein und je nach Marke weiterhin technologische Fortschrittlichkeit und Expertise kommunizieren. Wichtig ist außerdem, dass sie den Premium-Gedanken in ästhetisch ansprechenden Produkt-, Packungs- und ShopDesigns visualisieren. Und nicht zuletzt: Premiummarken müssen stringente Werte vermitteln und diese auch leben. Gerade Premiummarken bieten demnach viele Ansätze, um High-EndKund*innen das Thema Nachhaltigkeit konkret nahezubringen. So zeugen Inhaltsstoffe aus kontrollierter Wildsammlung oder kostbaren Pflanzen-Essenzen von einer besonderen Qualität und Exklusivität eines Pflegeprodukts. Nachhaltige Produkte vertreten darüber hinaus den Gedanken der Reinheit, des puren, unverfälschten und hochwertigen Pflegeerlebnisses. Es ist die Idee des luxuriösen Minimalismus, der hier zelebriert werden kann. Refills eignen sich für besonders schöne, wertige Formate und ikonische Designs. Sind diese dann auch noch individuell customizierbar, wird Nachhaltigkeit zum ultimativen Luxus. Die Beautybranche kann aber auch von anderen Branchen lernen und deren Erfolgskonzept übernehmen. So können Regionalität und Handwerk wie beispielsweise beim Whiskey als PremiumArgument eingesetzt werden. Hinzu kommt die besondere Qualitätskontrolle und Sorgfalt, die Mass-Market-Brands nicht leisten können. Initiativen – sei es für weltweite Frauenrechte oder Umweltschutzprojekte – zahlen in Form von Verjüngung und Modernisierung direkt auf das Markenimage ein oder stellen die Marke als Vorreiter in einen öffentlichen Diskurs. Gute Aussichten also für Grün als das neue Gold. Susanne Mittenhuber Fotos: iStockphoto (2) 14 PROFILE 6/2022 szene TRENDS

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