Profile 1-2023

Beautybranche, sondern auch in vielen anderen Produktkategorien. Stationär bedeutet Beratung, das Ausprobieren von Produkten und die Wahrnehmung einer Marke in all ihren Facetten. Und auf diese hohe Beratungskompetenz des Handels, die im gesamten Retail zu sehen ist, wollen die Menschen nicht verzichten. Aber Menschen sind auch gewohnt, online zu shoppen. Wenn es gelingt, auf den eigenen Channels oder den Channels der Handelspartner diese Beratungskompetenz und die Markenwelt der Produkte zu inszenieren, spielt Online eine ganz große Rolle. Aber am Ende wird es immer ein hybrides Einkaufsverhalten sein. Ich informiere mich am PoS, probiere das Produkt aus, kaufe es dann dort vor Ort, kaufe es wieder und dann vielleicht online. Und alle Marken, die zukünftig erfolgreich sein wollen, müssen beide Kanäle spielen. Und nicht nur das. Stichwort Omnichannel.... Man sieht, wie stark heute alles miteinander vernetzt ist. Nicht nur die großen Marken, auch Händler setzen auf Influencer*innen und Kooperationen, um es Endkund*innen so einfach wie möglich zu machen, aus einem Impuls heraus zu kaufen. Die Menschen entscheiden sich spontan zwischen dem Kauf im stationären Retail und dem Online-Shopping. Ich muss daher als Marke auf allen Kanälen präsent sein und die jeweilige Klaviatur des Kanals optimal spielen. Sind die stationären Händler aus Ihrer Sicht gut aufgestellt? Für die oftmals leeren Regale im vergangenen Jahr waren sie ja nicht verantwortlich. Was können Sie als Verband tun, um den Handel zu unterstützen? Ich würde gerne die letzten zweieinhalb Jahre ausklammern. Die Situation – erst Corona, dann die durch den UkraineKrieg und die Lockdowns in China ausgelösten Lieferengpässe im Welthandel – war nicht typisch. Und trotzdem hat die Branche ausgesprochen gut performt. Es wurden innovative Konzepte gelauncht und in ganz enger Zusammenarbeit zwischen dem Handel, den Herstellern und den Distributeuren gelang es, dass die Menschen die Produkte kaufen konnten, die sie auch kaufen wollten. Deshalb ist das eine echte Erfolgsgeschichte der Beautybranche und der Handelspartner. Das erstmal vorweggestellt. Aus meiner Sicht ist der Handel grundsätzlich sehr gut aufgestellt. Ich sehe sehr viele innovative Ansätze in Zusammenarbeit mit der Branche und wir als Verband vertreten hier die Hersteller und die Distributeure gegenüber dem Handel. Wir sind gerne erster Ansprechpartner, wenn es darum geht, welche Themen aktuell die Branche bewegen und welche neuen Konzepte sich dadurch für und mit dem Handel ableiten lassen. Wollen Sie als Geschäftsführer auch anders oder neu auf die Handelspartner zu gehen? Neu insofern, dass wir noch stärker in den Dialog gehen wollen. Ein sehr schönes Beispiel dafür ist das Thema Nachhaltigkeit, das wir im April 2022 mit dem Summit in Frankfurt gelauncht haben, dann über die Green Beauty Week im August bekannt gemacht und mit der Unterzeichnung der Green Charta besiegelt haben. Es ist also ein klares Commitment der Branche, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Im nächsten Schritt wollen wir den Worten Taten folgen lassen und planen Workshops zwischen den Herstellern, den Distributeuren und dem Handel. Wir sind auch hier in einer Sparringspartnersituation. Es geht darum, die wichtigsten Themen anzugehen, direkt oder im Verbund. Ich habe bei aller Wettbewerbssituation das Gefühl, dass in den vergangenen zweieinhalb Jahren die Partner enger aufeinander zugegangen sind, und das ist eine gute Basis. Ich glaube, dass Kollaborationen in der Branche sehr gut funktionieren, und das werden wir mit dem Verband weiter vorantreiben. Und das immer mit dem klaren Fokus auf das Geschäft. Am Ende geht es immer darum, was wir als Verband tun können, damit unsere Partner erfolgreicher im Markt sind. Es geht auch darum, bei den Verbrauchern ein Bewusstsein für die Kosten der Nachhaltigkeit schaffen. Kann das über Aktionen wie die Green Beauty Week gelingen, bei der die beteiligten Unternehmen auch für Umweltschutzprojekte spenden? Ich denke schon, denn der sogenannte „Say-Do-Gap“ beschäftigt uns auch als Verband sehr. In allen Befragungen sagen Verbraucher*innen, dass Nachhaltigkeit ihnen wichtig ist, aber wenn es darum geht, dafür mehr zu bezahlen, ist es dann doch nicht so wichtig. Diesen Say-doGap müssen wir in irgendeiner Form schließen. Wir müssen noch mehr nachhaltige Konzepte entwickeln, für die die Verbraucher*innen auch bereit sind, am Ende einen höheren Preis zu bezahlen. Unabhängig davon hat Nachhaltigkeit in der Beautybranche schon immer eine große Rolle gespielt. Die Hersteller haben – und da schließt sich der Kreis – viel Geld ausgegeben, um Produkte zu entwickeln, die nachhaltig und gut verträglich sind. Und jetzt geht es darum, was man unter anderem bei Verpackungen, den Lieferketten, am PoS und in der CO2Bilanz machen kann. Mit der Green Beauty Week können wir eine höhere Sichtbarkeit für das Thema erreichen und Impulse aus der Branche setzen. Die erste Green Beauty Week im August 2022 war eine digitale Aktion. Wird es dabei bleiben? Vermutlich ja. Das Thema muss schließlich auch nachhaltig kommuniziert werden und das ist digital deutlich einfacher. Das heißt insbesondere auch ohne „Es geht um die Etablierung des Kulturgutes Duft.“ 24 PROFILE 1/2023 szene TRENDS

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