Profile 3-2021

(8,4 von 10 Punkten) und Verzicht auf Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs (7,1 von 10 Punkten). Auffallend ist, dass Käuferinnen und Käufer in beiden Märkten verstärkt nach Produkten suchen, die das Tierwohl ga- rantieren. Dabei gibt es in der Europäi- schen Union bereits seit 2004 ein Ge- setz, das Tierversuche für kosmetische Produkte verbietet. Seit 2009 gilt dieses Verbot darüber hinaus auch für Inhalts- stoffe. Hier herrscht also noch Aufklä- rungsbedarf. DEUTSCHE VERBRAUCHERINNEN SIND VERSIERTER ALS FRANZÖSISCHE Auch die klare Trennung in der Kenn- zeichnung von natürlichen und „von der Natur inspirierten” Produkten scheint laut NATRUE-Studie nicht allgemein bekannt zu sein: Während die deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher klar zwischen naturinspirierten und wirklich natürlichen Kosmetika unterscheiden können, kaufen französische Konsu- mentinnen und Konsumenten mehr als doppelt so viele „von der Natur inspirierte” Pro- dukte wie natürliche. Französische Be- fragte schätzen naturinspirier- te Produkte auch viel posi- CSE- ZERTIFIZIERUNG Einige Naturkosmetikunternehmen wie Anne- marie Börlind setzen auf die übergeordnete CSE-Zertifizierung. Die Richtlinien für CSE (Certified Sustainable Economics) gehen über die Kriterien von üblichen Naturkosmetik-Zertifizierungen hinaus, weil nicht nur die Produkte, sondern das gesamte Unternehmen und dessen sozio-ökologische Grundhaltung überprüft und bestä- tigt werden. CSE steht für eine verantwortliche ökologische, sozial integrierte und qualitätsorientierte Unternehmensführung. Das bedeutet, dass unter anderem Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien gewonnen werden muss und dass ein strenger ökologi- scher Produktstandard innerhalb des ganzen Unternehmens sowie eine Green-IT Ausstattung und die Nutzung von Recyclingpapier gelten. Hersteller-Unternehmen, die sich nach dem CSE-Standard zertifizieren lassen, stellen mindestens 75 Prozent der Masse ihrer Produkte nach einem für die Branche existierenden Produktstan- dard (NATRUE, COSMOS, BDIH, Soil Association, Cosmébio, ICADA, demeter, naturland, Vivaness 2011) her. tiver und natürlicher ein als die deut- schen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Große Konzerne reagieren auf die Nach- frage nach Naturkosmetik und führen zunehmend Submarken ein, deren Pro- dukte entweder naturinspiriert oder so- gar als natürlich oder biologisch zerti­ fiziert gekennzeichnet sind. Solche Submarken werden auf Grund von Packaging, Marketingmaßnah- men und zahlreichen Siegeln häufig als „natürlicher“ wahrgenommen, ob- wohl sie weniger oder gleiche Kriterien wie zertifizierte Natur- oder Biokosme- tikprodukte erfüllen. Diese Submarken führen teilweise dazu, dass Verbrauche- rinnen und Verbraucher auch das kom- plette Angebot der konventionellen Marke als natürlich einstufen. leben TRENDS PROFILE 3/2021 46

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