Profile 6-2023

34 PROFILE 6/2023 leben TRENDS MEHR GELASSENHEIT UND EINE POSITIVE GRUNDHALTUNG Harmonie ist ein wichtiger Bestandteil. Dazu gehört, Dinge in Einklang miteinander zu bringen und dabei zu akzeptieren, dass es Gegensätze und andere Meinungen gibt. So schreibt Ken Mogi in seinem Kapitel „Nagomi des Ichs“, dass ein stabiles Selbstwertgefühl essentiell ist, um sich glücklicher zu fühlen. Allerdings geht es auch hier um Ausgewogenheit. Denn ein zu ausgeprägtes Selbstvertrauen kann negativ sein. Ein weiterer wichtiger Bestandteil dieses Lebensgefühl ist es, Dinge anzunehmen, die man ohnehin nicht ändern kann. Vergebung ist dabei wichtig. Sich selbst, aber auch anderen gegenüber. Es geht also um Gelassenheit, aber auch um eine positive Grundhaltung. Besonders wichtig ist das in zwischenmenschlichen Beziehungen. Um die Harmonie und Balance in Beziehungen zu schützen, müssten Missverständnisse und Unstimmigkeiten ausgeräumt werden – oder notfalls unter den Teppich gekehrt werden, so Mogi. Und genau dieser Zusatz provoziert Widerspruch. Denn Nagomi, so wie es der japanische Wissenschaftler erklärt, steht damit im Gegensatz zur westlichen Streitkultur. In Europa, aber auch in den USA, sind Debatten im gesellschaftlichen oder politischen Kontext nicht nur an der Tagesordnung, sondern werden sogar geschätzt. Ken Mogi ist das durchaus bewusst. Dennoch ist er der Meinung, dass das kulturell verankerte Bedürfnis nach Einigkeit zu einem zufriedenen und glücklicheren Leben führt. Angesichts der Schärfe der Auseinandersetzungen und verbalen Attacken, wie sie derzeit in sozialen Medien und in Talkshows zu beobachten sind, ist dieser Ansatz für viele Menschen sicherlich nachvollziehbar. Aber es muss ja nicht gleich das große Ganze sein. Vielmehr geht es darum, Nagomi in die eigene Beziehung zu integrieren, ohne die eigenen Bedürfnisse zu vergessen. Für Ken Mogi ist das der Schlüssel. Wer sich seines eigenen Wertes bewusst ist, lässt gar nicht erst zu, dass er oder sie übergangen wird. Laut Mogi ist es außerdem wichtig, sich selbst nicht immer allzu ernst zu nehmen, die eigenen Stärken und natürlich auch die Schwächen reflektiert zu betrachten. Susanne Mittenhuber

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