vbob Magazin 9/2024

© Björn Wylezich/stock.adobe.com Kommentierte Pressestimmen Lassen sich durch KI 165.000 Vollzeitkräfte einsparen? Die Fachkräftelücke in Ämtern und Behörden kann McKinsey zufolge durch generative künstliche Intelligenz um ein Drittel verkleinert werden. Beim Beamtenbund ist man eher skeptisch. Zudem kommt im Laufe des Berufslebens früher oder später die Karrierefrage: Soll ich meinen Beamtenstatus aufgeben? Über fünf Millionen Menschen und damit mehr als jeder zehnte Erwerbstätige in Deutschland arbeitet im öffentlichen Dienst. In der Verwaltung, bei der Polizei, in Kitas und Co. fehlen landesweit trotzdem rund 550 000 Vollzeitkräfte. Diese Fachkräftelücke könnte sich mithilfe von generativer künstlicher Intelligenz (GenAI) um bis zu 165 000 Personen, also rund ein Drittel, verkleinern lassen. Zu diesem Ergebnis kommt eine veröffentlichte Studie von McKinsey. Die Unternehmensberatung hat dafür rund 2 100 Tätigkeiten untersucht und Einsparungspotenzial in 850 Berufen ermittelt. Auch beim dbb, dem Dachverband von Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes, ist man der Auffassung, dass KI einen sehr wichtigen Beitrag im öffentlichen Dienst leisten kann, vor allem zur Entlastung des Personals. „Wenn dadurch zum Beispiel einfache Routineaufgaben für die Kolleginnen und Kollegen wegfallen, bleibt mehr Zeit für hochwertigere Tätigkeiten oder bessere Serviceleistungen für die Bürgerinnen und Bürger“, sagte Waldemar Dombrowski, zweiter Vorsitzende des dbb. Dadurch würden Genehmigungsfristen kürzer und die Betreuung besser. Außerdem könne die Arbeitsverdichtung sinken und Überstundenberge abgebaut werden. Zahlreiche Studien bescheinigen Deutschland noch erheblichen Nachholbedarf in der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Den Aufwand zur Programmierung neuer Anwendungen, aber auch die Optimierung bestehender, könnte GenAI McKinsey zufolge mehr als halbieren. Beim dbb ist man allerdings skeptisch, ob sich dadurch perspektivisch tatsächlich in großem Umfang Stellen einsparen lassen. Hinzu kommt, dass die Berufe im öffentlichen Dienst sehr vielfältig seien und der KI-Einsatz nicht für alle Tätigkeiten Entlastungen verspreche. Das hat auch McKinsey festgehalten. Am größten sei das Potenzial generativer KI in den Steuer- und Kommunalverwaltungen. Vor allem, weil die Fachkräftelücke hier schon heute erheblich ist und sich Tätigkeiten recht gut automatisieren lassen. Deutlich weniger Potenzial gebe es bei der Polizei, Schulen sowie Kitas. Die größten Personalbedarfe bestehen allerdings gerade in letztgenannten Bereichen. Einer Erhebung des dbb vom Oktober 2023 zufolge fehlen bei Bundes- und Landespolizei 51 500 Vollzeitkräfte. In Kitas sind 98 000, in Schulen 100 000 und in der Alten- und Krankenpflege sogar 110 000 (Tagesspiegel online vom 16. Juli 2024). < Der Staatsdienst lockt … Ein sicherer Arbeitsplatz, üppige Pensionsansprüche und eine private Krankenversicherung: Der Staatsdienst lockt. Warum einige ihm den Rücken kehren – und wann es sich lohnt, loszulassen. Einengende Strukturen, ein schlechtes Image und eine oft niedrigere Bezahlung als in der freien Wirtschaft: Der Staatsdienst bringt einige Nachteile mit sich. So denken aber längst nicht alle – und natürlich hat der Beamtenstatus auch viele Vorteile. Und wer weiß, was die Zukunft bringt: Wer kann sich mitten in der Transformation zur Klimaneutralität und der Digitalisierung seines Arbeitsplatzes sicher sein? Der Beamtenstatus ist im wahrsten Sinne des Wortes nahezu totsicher. Es sei denn, ein schwerwiegendes Dienstvergehen, ein Antrag auf Entlassung oder eben der eigene Tod kommen dazwischen. Und im Alter dürfen sich Beamte über eine Pension freuen, die oft deutlich über der gesetzlichen Rente liegt. Durchschnittlich erhalten sie 68 Prozent, bezogen auf mindestens die letzten zwei Jahre im Dienst. Allerdings müssen sie die Pension komplett versteuern. Wegen der steuerfinanzierten, staatlichen Absicherung müssen Beamte auch keine Beiträge zur gesetzlichen Renten-, 10 vbob Gewerkschaft Bundesbeschäftigte > vbob Magazin | September 2024

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